Bochum. RB Leipzig tanzt auf drei Hochzeiten - und ist das beste Team der Rückrunde. Trainer Domenico Tedesco hat Erfolg und Spielfreude zurückgebracht.

An Andre Silva haben die Bochumer keine guten Erinnerungen. Kurz ach seiner Einwechslung im Hinspiel erzielte der Stürmer von RB Leipzig das 1:0 nach einer Ecke (70.) und bereitete das 2:0 von Doppeltorschütze Christopher Nkunku (73./78.) vor. Leipzig, das die Bochumer in der ersten halben Stunde überrollt, aber nicht getroffen hatte, gewann dank des Dreier-Schlags doch noch verdient mit 3:0.

Silva, im Sommer von Eintracht Frankfurt für 23 Millionen Euro geholt, war damals noch der Edeljoker, Jesse Marsch der Trainer. Doch die Leipziger kamen nicht konstant in Tritt, lagen in der Tabelle nur auf Rang elf, als Marsch gehen musste nach dem 14. Spieltag. Domenico Tedesco (36), der in der Vorsaison den kommenden Europacup-Gegner Spartak Moskau zur russischen Vizemeisterschaft geführt hatte, übernahm – und mit dem Ex-Schalke-Coach kehrte der Erfolg zurück.

Leipzig ist das beste Rückrundenteam

Nur Bayern holte seitdem mehr Punkte, in der Rückrunde ist Leipzig Spitzenreiter vor dem punktgleichen BVB (je 15 Punkte). 19:6 Tore drücken die starke Offensive und stabile Defensive in Zahlen aus. Fünf Siege holte Leipzig in diesem Jahr, schenkte Hertha BSC zuletzt ein 6:1 ein, verlor nach dem vielleicht besten Bundesliga-Spiel dieser Saison lediglich beim FC Bayern mit 2:3.

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Zudem erreichte Leipzig mit dem 2:2 daheim und nun am Donnerstag dem souveränen 3:1-Sieg bei Real Sociedad das Achtelfinale in der Europa-League und mischt auch im DFB-Pokal noch mit, am Mittwoch geht es zu Hannover 96. Priorität hat das erneute Erreichen der Champions-League, als Vierter ist RB wieder auf Kurs - gleich zwei Pokaltriumphe sind obendrein möglich.

Olmo und Silva blühen unter Tedesco auf

Eine von Tedescos Maßnahmen: Andre Silva ist Stamm-Stürmer neben dem allgegenwärtigen Christopher Nkunku. Neun Mal netzte Silva mittlerweile ein, 13 Mal Nkunku, hinzu kommen neun (Nkunku) und vier Torvorlagen. Leipzig hat ein junges Team und Stars auf allen Positionen, wie Spielmacher Dani Olmo, der ebenfalls unter Tedesco aufblühte, oder Angelino, den linken Mittelfeld-Mann. Auch der in der Jugend vom VfL Bochum nach Leipzig gewechselte Rechtsverteidiger Lukas Klostermann ist weiterhin eine feste Größe bei den Roten Bullen.

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Unter Tedesco spielt Leipzig einen modernen, attraktiven Stil mit Dreierkette, zwei Spitzen und einem offensiven Gestalter. „Mit Tedesco genießen wir den Fußball mehr, denn wir spielen wieder so, wie es uns gefällt: Zwar immer noch aggressiv, schnell nach vorne, mit Pressing – aber auch mit dem Ball, mit viel Kontrolle. Nicht mehr wie beim Basketball“, erklärte Angelino gegenüber Sport1.

Kaum Ausfälle: Tedesco kann auf Rotation mit viel Qualität setzen

Eine Parallele zum VfL: Es gibt derzeit kaum Ausfälle, lediglich Marcel Halstenberg ist nach langer Verletzungspause noch nicht reif für die Liga, zudem ist Abwehrmann Josko Gvardiol gesperrt (5. Gelbe Karte).

Tedesco kann beim Tanz auf drei Hochzeiten ohne großen Qualitätsverlust rotieren, ein Mittel, zu dem er ohnehin neigt. Bei Hertha BSC etwa spielten die langjährigen Leipziger Yussuf Poulsen und Emil Forsberg von Beginn an, oft kommen sie aber auch nur von der Bank. Wer in Bochum von Beginn an spielt, ist nach der Rückkehr aus Spanien am Freitag auf etlichen Positionen offen.

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Für VfL-Trainer Reis ist das Nebensache, ob etwa Forsberg für Olmo spielt oder Poulsen für Silva - weil sie alle eine hohe Qualität haben. Und weil Leipzig eine „klare Grundordnung“ pflegt, auf die er sein Team einstellt - und dabei auch auf Mut setzt. Anders als Real Sociedad am Donnerstag, so Reis, soll der VfL „früher angreifen, um Leipzig nicht ins Spiel kommen zu lassen.“