Bochum. Jürgen Locadia hat Sebastian Polter offenbar aus der Startelf des VfL Bochum verdrängt. Der Winter-Zugang überzeugte beim 2:2 gegen Köln.

Steffen Baumgart und Thomas Reis verstehen sich bekanntlich bestens. Insofern passte das Remis zum guten Verhältnis zwischen dem Kölner und dem Bochumer Trainer. Und letztlich konnten beide auch ganz gut leben mit dem 2:2 (1:2) nach einem intensiven, offensiv geführten Bundesliga-Spiel am Samstagabend. Baumgart war allerdings doch noch ein bisschen zufriedener als sein Kumpel Reis.

Denn in einer schwungvollen Partie hatte Bochum die besseren Chancen und zu Beginn sowie im zweiten Durchgang auch deutliche Vorteile. Der VfL war aktiver und defensiv in der Struktur weitgehend – fast schon wie gewohnt - stabil. Individuelle Fehler allerdings ermöglichten manchen Umschaltmomente der Gäste - und die zwei Gegentore.

Reis sieht Entwicklung beim VfL Bochum

Die gefürchteten Flankenläufe aber konnte Bochum verhindern, das diesmal nicht ganz so forsche Pressing des FC auch spielerisch lösen, mit schnellen Pässen auf die Außen und in die Schnittstellen Akzente setzen und selbst das Heft in die Hand nehmen. Anders als noch im Hinspiel, als der FC hochverdient mit 2:1 gewonnen hatte. „Es war ein ausgeglichenes Spiel, man sieht eine Entwicklung bei uns“, meinte Reis. „Heute wäre aber auch ein Sieg drin gewesen, insofern bin ich mit dem Punkt nicht ganz zufrieden nach einem sehr interessanten Spiel.“

Bochums Trainer Thomas Reis beim Spiel gegen Köln am Samstagabend.
Bochums Trainer Thomas Reis beim Spiel gegen Köln am Samstagabend. © Getty Images | Getty Images

Baumgart sah es ähnlich: „Das Remis geht insgesamt in Ordnung. Beide haben auf ähnlich hohem Niveau gespielt und ähnliche Fehler gemacht. Wir gehen vielleicht etwas mehr zufrieden mit dem Punkt nach Hause“, sagte er. „Aber wir haben dann am Ende auch gut verteidigt, ich bin mit dem Punkt zufrieden. Wir sollten bescheiden und demütig sein.“ Köln steht als Tabellensiebter weiterhin gut da – Europacup-Träume inklusive. Aufsteiger VfL hat als Tabellenelfter nun fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang (Augsburg) und sechs auf den ersten Abstiegsplatz (Stuttgart).

Matchplan gegen den 1. FC Köln geht auf

Dabei begann der heimstarke VfL dominant, fand über den spielstarken Winterzugang Jürgen Locadia, der den Vorzug vor Sebastian Polter erhalten hatte im Sturmzentrum, und den bestens aufgelegten Gerrit Holtmann immer wieder die Lücken. Der Matchplan ging vollends auf, als Holtmann, für Sky-Experte Lothar Matthäus der „Spieler des Spiels“ und mit gut 34 km/h einmal mehr der schnellste Mann auf dem Platz, mit einem Tunnel Kölns neue Nummer eins Marvin Schwäbe überwand. Nach bestem Umschaltspiel, nach perfektem Pass von Locadia. Ein Duo, das Hoffnungen weckt.

Doch nach einer Ecke, „die es gar nicht erst hätte geben müssen“, so Reis, und Ping-Pong im Fünfmeterraum traf erst Timo Hübner zum 1:1, ehe nach Pantovic-Fehlpass im Mittelfeld und schnellem Zuspiel von Kainz Torjäger Anthony Modeste mit einem Heber zum 2:1 für Köln stellte kurz vor der Pause. Zwei Nackenschläge für den Revierklub. „Tore entstehen immer durch Fehler, aber diese geben wir zu leicht her“, meinte Reis.

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VfL-Trainer Reis über Asano: „Ich freue mich für ihn“

Mit (noch) mehr Mut drängte Bochum nach dem Wechsel auf den Ausgleich. Eduard Löwen verpasste ihn freistehend, der eingewechselte Takuma Asano traf mit seinem ersten Volltreffer für den VfL (70.). Nach einem Einwurf hatte Polter den Ball mit etwas Glück aufgelegt. „Die Leistungsdichte ist sehr eng. Es ist super, dass man adäquat nachlegen kann. Das Tor tut Taku sicher gut, ich freue mich für ihn“, sagte Reis, der schon im Pokal ein Tor dank zweier eingewechselter Spieler feiern durfte, als Polter Löwen bedient hatte zum 3:1-Endstand gegen Mainz vier Tage zuvor.

Letztlich reichte es gegen Köln nicht mehr zum Sieg, was Eduard Löwen nicht wirklich passte. „Wir mussten viel investieren, haben zwei Gegentore aus dem Nichts bekommen. Wir kommen dann gut zurück, haben alles reingeworfen und können uns schon ärgern, dass wir keinen Sieg geholt haben“, sagte der VfL-Mittelfeldmann, mit Licht und Schatten unterwegs. Löwen wird sich noch etwas länger mit seiner verpassten Chance auseinandersetzen. „Ich werde mir noch drei Tage einen Riesenkopf machen, aber ich muss das möglichst schnell abhaken.“

VfL-Kapitän Losilla: „Mit dem Punkt können wir leben“

Auch Anthony Losilla bilanzierte die Partie mit gemischten Gefühlen. „Ich glaube, wir hatten die besseren Chancen, wenn man das ganze Spiel sieht. Aber mit dem Punkt können wir leben“, meinte der nimmermüde VfL-Kapitän.

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Die positive Entwicklung im Saisonverlauf jedenfalls konnte Bochum auch gegen Köln untermauern. Mittlerweile kann der VfL auch spielerisch gegen ein aktuelles Top-Sieben-Team (mindestens) mithalten. Auch dank Locadia, der mit vielen guten Pässen, mit sauberer Ballannahme, Ballmitnahme, einigen von Marvin Schwäbe parierten Abschlüssen und zügigem Zug zum Tor überzeugte bei seinem Bundesliga-Startelf-Debüt. Im Zusammenspiel mit Holtmann, der mit drei Saisontoren und fünf Torvorlagen nicht nur mit seinem Tempo punkten kann, bereitete er Köln große Probleme.

Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf am Donnerstag

Nach 56 Minuten kam Sebastian Polter, Locadia musste angeschlagen vom Feld wegen Problemen im Hüft- oder Leistenbereich. Stand jetzt soll es nichts Dramatisches sein. Locadia hat Polter offenbar vorerst verdrängt, in jedem Fall ist Bochum mit ihm spielstärker in der Offensive. „Ich bin mit beiden Stürmern zufrieden“, betonte Reis hinterher. „Ich bin froh, dass beide für den VfL spielen.“

Weiter geht es für die Bochumer nun am 4. Februar bei Abstiegskonkurrent Hertha BSC. Zuvor steht ein Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf am kommenden Donnerstag an (voraussichtlich ohne Fans).