Mainz. Es war die Schlüsselszene des Spiels: Polter vergibt den Elfmeter gegen Mainz – den auch Pantovic schießen wollte. Das sagt Trainer Reis dazu.

„Wir sind gewappnet.“ Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum, blickte einen Tag nach dem, wie er es formuliert, „ärgerlichen“ 0:1 (0:0) im Bundesliga-Spiel beim FSV Mainz 05 kampfeslustig voraus. Bereits am Dienstag hat der Aufsteiger die Chance zur Revanche gegen den FSV – diesmal im DFB-Pokal-Achtelfinale, diesmal im heimischen Ruhrstadion (20.45 Uhr/Sky).

Vielleicht kommt es zum Elfmeterschießen, vielleicht können sowohl Milos Pantovic als auch Sebastian Polter antreten. Am Samstag durfte nur einer ran. Polter vergab; es entstand eine heiß diskutierte Schlüsselszene, auf und neben dem Platz. Denn Pantovic, Torschütze beim 1:0 gegen Wolfsburg eine Woche zuvor, hatte sich in der 31. Minute den Ball geschnappt, nachdem Polter im Strafraum gefoult worden war. Polter, mit sechs Treffern erfolgreichster VfL-Schütze, rappelte sich auf und redete seinem Kollegen mit Unterstützung von Eduard Löwen sozusagen den Ball aus der Hand. Eine Szene, die nicht allzu lange dauerte, aber zum großen Thema wurde, weil Polter schlapp schoss und an Robin Zentner scheiterte.

Keine Elfmeter-Hierarchie beim VfL Bochum

Wollte den Elfmeter auch schießen: Milos Pantovic vom VfL Bochum.
Wollte den Elfmeter auch schießen: Milos Pantovic vom VfL Bochum. © HEIKO BECKER/firo Sportphoto | Heiko Becker

Nur einen Elfmeter hatte Polter vergeben bis dahin, zwölf Elfmeter verwandelt in seiner Profikarriere. Zuletzt traf er vom Punkt zum 1:0 gegen Dortmund Mitte Dezember. „Ich hatte den letzten Elfmeter verwandelt und wollte schießen, Milos wollte auch schießen“, erzählte Polter. Er würde wieder antreten, vielleicht aber auch „Milos oder einem anderen“ den Vortritt lassen beim nächsten Mal. Eine ganz klare Elfmeter-Hierarchie gibt Trainer Reis nicht vor.

Von Pantovic gab es keinen Vorwurf: „Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen, das passiert“, sagte er. „Da muss man kein großes Ding draus machen, für negative Stimmung ist bei uns überhaupt kein Platz.“ Es sei gut, dass es viele Spieler gebe, die sich nicht drücken, meinten beide sinngemäß.

Thomas Reis: Thema ist aufgebauscht

Auch der Trainer sieht keinen Anlass zu größeren Kurskorrekturen. „Vielleicht muss man es noch klarer regeln. Aber ich finde es lächerlich, dass die kurze Aussprache zwischen den beiden zu so einem großen Thema aufgebauscht wird“, sagte Reis am Sonntag. „Das hatte auf Poltis Schuss keinen Einfluss.“

Sehen sich Dienstag im Pokal wieder: Jürgen Locadia vom VfL Bochum (links) und der Mainzer Stefan Bell.
Sehen sich Dienstag im Pokal wieder: Jürgen Locadia vom VfL Bochum (links) und der Mainzer Stefan Bell. © HEIKO BECKER/firo Sportphoto | Heiko Becker

Bereits beim Ligaspiel gegen Hoffenheim (2:0) im November vor dem ersten Strafstoß des VfL in dieser Saison hatte es Diskussionen gegeben und am Ende Torwart Manuel Riemann verschossen. Der Keeper werde definitiv nicht mehr antreten, „insofern sind wir ja auch schon einen Schritt weiter“, sagte Reis trocken. Er sei froh, „viele mündige Spieler“ zu haben, die Verantwortung übernehmen.

Vor allem wurde die Elfmeterschützen-Diskussion zur Debatte, weil der VfL in der ausgeglichenen ersten Halbzeit dank einer starken Defensivleistung die größtmögliche Chance zur Führung ausgelassen und gegen die in der zweiten Halbzeit offensiv aktiveren Mainzer letztlich verdient verloren hatte. Verteidiger Jeremiah St. Juste traf nach einer Fehlerkette des VfL zum 1:0 kurz nach der Pause (48.).

Die Offensive des VfL Bochum ist zu harmlos

Bochum ließ sich dann „den Schneid abkaufen“, monierte Reis, den einige Dinge genauso ärgerten wie der verschossene Elfmeter. Vor allem die weiterhin harmlose Offensive: Aus dem Zentrum mit Milos Pantovic und Eduard Löwen kam wenig, von den Außen Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano fast nichts, und ganz vorne rieb sich Polter in harten Zweikämpfen auf.

Bereits im ersten Durchgang verpasste Bochum es, Kontermöglichkeiten besser zu nutzen, von „technischen Unsauberkeiten“ sprach Reis nicht zum ersten Mal. In den vergangenen vier Partien erzielte der VfL nur ein Tor – das ist auch bei stabiler Defensivarbeit zu wenig.

Umstellungen im DFB-Pokalspiel gegen Mainz

Vermutlich wird Reis im Pokal auf vier bis fünf Positionen umstellen. Zwei Stammkräfte kehren sicher in die Startelf zurück: Flügelstürmer Gerrit Holtmann (nach Magen-Darm-Infektion) und Linksverteidiger Danilo Soares, der am Wochenende zum zweiten Mal Vater wurde und daher bei seiner Familie in Bochum geblieben war.

Im Auge des Sturms könnte Winter-Zugang Jürgen Locadia sein Startelf-Debüt geben. In Mainz wurde der technisch versierte 28-Jährige am Ende eingewechselt, gab einen ersten Warnschuss ab. Polter könnte eine Pause bekommen – und eingewechselt werden. Vielleicht auch zum Elfmeterschießen.