Mainz/Bochum. Nicht nur die beim 0:1 in Mainz fehlenden Holtmann und Soares drängen in die Startelf, wenn der VfL Bochum im Pokal erneut auf den FSV 05 trifft.
Eine gute Anreise wünschte Bochums Thomas Reis seinem Trainer-Kollegen Bo Svensson noch, ehe er mit seinem Team zur Rückreise aus Mainz antrat am frühen Samstagabend. Denn bereits am Dienstag (20.45 Uhr) gibt es ja ein Wiedersehen mit dem FSV Mainz 05 – dann im DFB-Pokal-Achtelfinale.
Es geht um viel Geld – rund eine Millionen Euro erhält jeder Viertelfinalist sicher – und damit auch mehr Möglichkeiten auf dem Transfermarkt. Es geht um die sportliche Chance, weit(er) zu kommen im Pokalwettbewerb, Selbstvertrauen zu tanken, ein Ausrufezeichen zu setzen, für Euphorie zu sorgen wie nach dem 7:6 in der zweiten Runde gegen Augsburg, auch wenn diesmal nur 750 Zuschauer im Stadion sein dürfen.
Und es geht darum, in den 90 bis 120 Minuten plus eventuellen Elfmeterschießen manches zu stabilisieren und einiges besser zu machen als beim 0:1 im Ligaspiel am Samstag.
Bochums Sportchef Schindzielorz hadert über verpasste Chancen zur Führung
Dabei lief die erste Halbzeit noch fast nach Plan. Der VfL Bochum spielte gegen den Ball konzentriert und kompakt, „alle elf“ verdienten sich für die gemeinsame Defensivarbeit ein Lob, meinte Reis. Bochum ließ nur eine Chance zu. Der Haken: und einige gute Umschaltmomente. Wie so oft in dieser Spielzeit.
„Wir hatten in der ersten Halbzeit mit dem Elfmeter und zwei, drei sehr guten Kontermöglichkeiten die Möglichkeit in Führung zu gehen. Wenn uns die gelingt, bin ich mir sicher, dass mindestens ein Punkt herausgesprungen wäre“, meinte Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Doch nach der Pause war Mainz aktiver, bissiger. Jeremiah St. Juste, nach einer Fehlerkette des VfL am Ende von Cristian Gamboa aus den Augen verloren, traf kurz nach dem Wechsel zum am Ende verdienten 1:0-Sieg. Bochum verlor hernach „den Faden“, kritsierte Thomas Reis.Bochum vergab selbst einen Elfmeter in Person von Sebastian Polter
„Wir konnten in der Hektik am Ende keine klaren Chancen mehr herausspielen außer dem Schuss von Locadia“, analysierte Schindzielorz. „Wir sind heute enttäuscht. Wir haben trotzdem den Mainzern, die seit vielen Wochen gut unterwegs sind, Paroli geboten“, blickte er durchaus optimistisch voraus. Jetzt müsse man am Dienstag im Pokal versuchen, „als Sieger vom Platz zu gehen.“
Fehlende Aufmerksamkeit im eigenen Strafraum sind ein Manko
Die gute Defensivleistung und Struktur der ersten Halbzeit müsse man mitnehmen, meinte Elfmeter-Fehlschütze Polter. So sieht es auch Thomas Reis. Verbessern müsse man die Verteidigung „in der Box“. Im eigenen Strafraum gingen mitunter Aufmerksamkeit und Zuordnung verloren, wenn Mainz es mal bis dahin geschafft hatte: im ersten Durchgang kaum, im zweiten bei nach und nach aufmachenden, auch mit etlichen frischen Offensivkräften auf den Ausgleich setzenden Bochumern fast logischweise häufiger.
Zum anderen legte Reis erneut den Finger die Dauerwunde: „Wir müssen mehr Torgefahr ausstrahlen.“ Und zwar aus dem Zentrum heraus, aber vor allem auch über die Außen. Christopher Antwi-Adjei fand weder die richtigen Laufwege, noch konnte er sich durchsetzen. Takuma Asano ist von seiner Form vor seiner Zwangspause im Dezember weit entfernt. Ganz vorne bleibt Sebastian Polter ebenso fleißig und auf sich allein gestellt wie glücklos.
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Gegen die Mainzer Defensive, die beste der Liga im eigenen Stadion (erst fünf Gegentore), fand der VfL spielerisch keine Lösungen mehr, probierte es nur noch mit hohen, langen Bällen. Mit der „Brechstange“, so Reis, ohne die dafür erforderliche gute Positionierung für den zweiten Ball zu finden. Denn der erste war meist sichere Beute für die robusteren, stabilen Gastgeber.
Löwen und Pantovic können sich nicht empfehlen
Elvis Rexhbecaj, zudem nach dem Wolfsburg-Spiel zu Wochenbeginn angeschlagen, blieb daher erstmals auf der Bank. Etwas gefährlicher aber wurde der VfL erst mit ihm, mit dem eingewechselten Danny Blum und am Ende auch mit Jürgen Locadia, der in der von vielen Unterbrechungen geprägten Schlussphase mit Polter zusammen versuchte, doch noch einen Punkt zu erkämpfen. Sein Schuss in der Nachspielzeit, den Torwart Robin Zentner blendend parierte, war Bochums beste Offensiv-Szene nach dem Wechsel.
Nicht nur aus Gründen der Belastungssteuerung ist daher mit einigen Wechseln zu rechnen am Dienstag. Linksverteidiger Danilo Soares, der zum zweiten Mal Vater wurde, und Flügelstürmer Gerrit Holtmann (nach Magen-Darm-Infektion) trainierten am Sonntag bereits wieder mit der Mannschaft, außer Simon Zoller sind aktuell alle an Bord. Beide werden sicherlich in die Startelf zurückkehren.Mit Eduard Löwen und Milos Pantovic probierte Reis ein neues Achter-Duo aus, das für mehr Torgefahr sorgen sollte. Das misslang.
Danny Blum gibt sein Comeback nach langer Pause
Vielleicht auch Danny Blum, der nach rund zehnwöchiger Verletzungspause sein Comeback gab in Mainz. Blum brachte es in seinen 30 Minuten immerhin zu einer Chance und zwei, drei scharfen Flanken und Schüssen, noch ohne die nötige Präzision allerdings. Der linke Flügelstürmer ist sicherlich torgefährlicher als die formschwachen Asano oder Antwi-Adjei – konditionell aber dürfte es für 90 oder gar 120 Minuten noch nicht reichen. Offen, ob Reis mit Blum beginnt oder ihn lieber als Einwechseloption behält.
Elvis Rexhbecaj, bis zum Mainz-Spiel immer in der Startelf, dürfte am Dienstag wieder erste Wahl sein. Vielleicht für Löwen, der erneut keine Akzente sorgen konnte, vielleicht für den ebenfalls diesmal enttäuschenden Pantovic, der die beste Kontermöglichkeit noch vor der Pause vertändelte.
Jürgen Locadia könnte im Pokal für Sebastian Polter beginnen
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Polter hat in dieser Saison fast durchgespielt. Der 30-Jährige könnte eine Pause bekommen - und der technisch stärkere Locadia erstmals von Beginn an auflaufen. Den 28-Jährigen hat der VfL ja bis zum Saisonende verpflichtet, damit er möglichst schnell helfen kann, die Offensivprobleme zu beheben. Diese belegen auch die Fakten: In den letzten vier Bundesliga-Partien erzielte Bochum nur ein Tor, in den letzten fünf nur eines aus dem Spiel heraus. Gegen Dortmund hatte Polter den Strafstoß noch verwandelt.
Bochum ist zwar weiterhin Tabellenelfter und mehr als im Soll, sollte im engen Abstiegskampf aber gerade seine Heimstärke weiter ausbauen. Auswärts gab es bisher erst zwei Siege in Fürth und Augsburg – und in Mainz bereits die achte Niederlage.Stand Sonntag jedenfalls hat Trainer Reis eine große Auswahl und wird dabei die Liga-Partie gegen Köln bereits am Samstag darauf (18.30 Uhr) auch schon ein Stück weit im Blick haben.