Bochum. Am Sonntag startet der VfL Bochum mit einem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg in die Rückrunde. In der Hinrunde überraschte der Aufsteiger.

Es rappelte beim VfL Bochum. Soeben hatte er mit 0:3 bei RB Leipzig verloren. Anfang Oktober, nach dem siebten Spieltag, stand der Bundesliga-Aufsteiger auf Rang 17 mit vier Punkten. Trainer Thomas Reis hatte in Leipzig zwei Plätze im Kader freigelassen. Weil Leistung und Einstellung mancher Reservisten den Erstliga-Ansprüchen nicht genügten.

VfL Bochum stabilisiert sich in der Defensive

Ein paar Wochen später feierte Fußball-Deutschland den VfL als große Show. Als ein Team, das mit Geschlossenheit, Kampfgeist und Zaubertoren die Liga aufmischte. Bochum hatte bei der Spielvereinigung Greuther Fürth mit 1:0 gewonnen. Der Kader rückte zusammen, eine Stammelf formierte sich, Neuzugänge wie Takuma Asano, Konstantions Stafylidis und Eduard Löwen hatten ihre Trainingsrückstände aufgeholt. Der VfL, der mit dem 0:7 beim FC Bayern im September seine historisch höchste Bundesliga-Niederlage erlitten hatte, stabilisierte sich in der Defensive.

Anthony Losilla hatte den VfL Bochum bei Greuther Fürth zum Sieg geköpft.
Anthony Losilla hatte den VfL Bochum bei Greuther Fürth zum Sieg geköpft. © firo

Der Lohn: Bochum holte 16 seiner 20 Punkte in nur acht Partien, von Fürth bis Dortmund. Er feierte Heimfestspiele vor euphorisierten Fans, die ihr Team pushten, die vom Team gepusht wurden.

VfL Bochum: Super Stimmung im Ruhrstadion

Die Stimmung im Ruhrstadion war seit Jahrzehnten nicht so grandios wie in dieser Hinrunde. 2:0 gegen Frankfurt, 2:0 gegen Hoffenheim, 2:1 gegen Freiburg, 1:1 gegen den BVB. Dazu ein Pokalfight mit Keeper Manuel Riemann als finalen Schützen im Elfmeterschießen, das 7:6 gegen Augsburg. Und auch auswärts zeigte sich der VfL Bochum stark verbessert.

Am Ende aber gab es zwei Dämpfer. Gleich fünf Stammkräfte in der Offensive fehlten zum Jahresabschluss. Beim 0:2 bei Arminia Bielefeld und 0:1 gegen Union Berlin fehlten mentale Frische hier und das zuvor mehrmals auch entscheidende Matchglück dort – und auch ein Stück weit Qualität.

Der Rückschlag sollte die Stimmung nach dem erfolgreichsten Jahr der jüngeren Klubgeschichte aber nicht ins Jammertal drücken. Hans-Peter Villis, der Vorstandsvorsitzende, sagte nach dem 0:1 gegen Union: „Wir bleiben in der Bundesliga.“ Sebastian Schindzielorz, der Geschäftsführer Sport, der mit überschaubaren Mitteln ein konkurrenzfähiges Team zusammengestellt hat, meinte: „Wir haben uns mit der Unterstützung der Fans gut geschlagen, sind ein schwer zu bespielender Gegner. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir die Power haben, die Klasse zu halten.“

20 Punkte hat der VfL geholt, ist stolzer Tabellenzwölfter – eine bemerkenswerte Leistung. „Wir sind absolut im Soll“, sagte Trainer Reis. Wohl wissend, dass die Teams im Abstiegskampf ganz eng beieinander liegen; dass erneut 20 Punkte womöglich nötig sind, um am Ende das große Ziel Klassenerhalt zu erreichen; dass totale Fokussierung und Teamgeist weiter unabdingbar sein werden.

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Dass Geisterspiele auf die Bundesliga zukommen, trifft den VfL wirtschaftlich. Sportlich hat er in der Meistersaison der 2. Liga und auch im bisher einzigen Geisterspiel der Saison, das allerdings auswärts stattfand beim wichtigen 3:2 in Augsburg, hinlänglich gezeigt, dass er dennoch erfolgreich sein kann.

Maxim Leitsch macht dem VfL Bochum Hoffnung

Es wird nun darauf ankommen, die defensive Stabilität beizubehalten und über die schnellen Stamm-Außen Gerrit Holtmann und Takuma Asano mehr Torgefahr zu kreieren. Nach dem 0:7 in München kassierte Bochum nur noch 13 Gegentore in zwölf Partien, das ist die Basis. In Maxim Leitsch kehrte ein Linksfuß mit Tempo und Zweikampfstärke wohl konstant in die Abwehr zurück. Seine ersten Startelf-Auftritte gegen den BVB und Union nach langer Verletzungspause machen Hoffnung.

Simon Zoller dagegen wird nach seinem Kreuzbandriss noch länger fehlen. Als Ersatz hat Bochum noch den 28 Jahre alten Angreifer Jürgen Locadia verpflichtet, um nicht gänzlich auf Sebastian Polter im Angriffszentrum angewiesen zu sein. Das Mittelfeldzentrum hat in der Hurra-Phase des VfL viel zur Stabilität beigetragen, offensiv aber zu wenig Akzente gesetzt. Eduard Löwen, Elvis Rexhbecaj und Anthony Losilla kommen insgesamt auf nur vier Scorerpunkte. Auch hier muss sich Bochum steigern, könnte auch personell noch nachlegen.

Nach den zwei Niederlagen und vor dem schweren Auswärtsspiel in Mainz sollte der VfL gegen Wolfsburg an diesem Sonntag (17:30 Uhr) zum Jahresauftakt punkten, um nicht in einen Negativlauf zu geraten. Mit einer Mannschaft, die ihren Tank wieder aufgeladen hat. Reis hatte seinen Profis daher nur eine Woche Urlaub gegönnt: So früh wie Bochum hat nur Schlusslicht Fürth das Training wieder aufgenommen.