Bochum. Ein emotionales Jahr endet für den VfL Bochum. Bei den Sprüchen des Jahres geht es um „nur“ elf Meter, Bier im Garten und der Humba vor den Fans.

Der VfL Bochum hat viele Schlagzeilen geschrieben in diesem Jahr. Zu viele, um sie alle Revue passieren zu lassen. Ein paar Momente halten wir hier fest - basierend auf den passenden Originalworten dazu: die Sprüche des Jahres, chronologisch sortiert. Fangen wir an mit der

Prophezeiung des Jahres

„Dortmund in der Liga - Schalke im Pokal.“

Thomas Reis im WAZ-Live-Talk im März auf die Frage, gegen welchen Gegner er in der kommenden Saison am liebsten spielen würde. Der Haken: Weil Schalke nicht nur abstieg, sondern auch beim Drittligisten TSV München 1860 in der zweiten Pokalrunde bereits ausschied, bleibt die Pokalhoffnung erst einmal unerfüllt. Das BVB-Derby, dieser 1:1-Abwehrkampf im Dezember, ist dagegen einen Eintrag ins VfL-Geschichtsbuch wert.

Der Ausraster des Jahres

„Eisfeld bringt den Ball nach innen, Kopf, Tor, Tor, Tor, Tor, Tor, Tor, Tor, Toooor, Toooor, Tooooor, Toooooor. Ich werde wahnsinnig. Ich werde wahnsinnig, das ist ja, das ist das 4:3. Und es müsste wieder der Robert, der kühle, klare Robert gewesen sein.“

Günther Pohl, seit Jahrzehnten VfL-Reporter von Radio Bochum, rastet in seiner Live-Reportage Mitte April aus. Robert Tesche, der Spieler der Saison 2020/21, hatte in der Nachspielzeit gegen Hannover 96 im vielleicht dramatischsten Spiel der Meistersaison Mitte April den Siegtreffer erzielt.

Der Trinkspruch des Jahres

„Ich würde gerne mal wieder in ein Restaurant gehen, Freunde umarmen oder mit im Garten sitzen und mit drei, vier Leuten einen Kasten Bier vernichten.“

Simon Zoller im WAZ-Live-Talk am 30. April angesichts der Coronabeschränkungen. Die Zweitliga-Saison 2020/21 fand ohne Zuschauerinnen und Zuschauer statt, in der Bundesliga-Hinrunde gab es Teil-Zulassungen, in Bochum maximal 20.000. Anfang 2022 finden wieder Geisterspiele statt. Nach dem Aufstieg am 23. Mai floss zwar nicht in Zollers Garten, aber gerüchteweise bei der Mannschaftsparty im Hotel mehr als ein Kasten Bier. „Ich gehe davon aus, dass das eine oder andere Bier aufploppen wird“, sagte Zoller nach dem Meisterstück. Sein kongenialer Offensivkollege Robert Zulj meinte dazu augenzwinkernd: „Heute gibt es ein bisschen Wasser, eine Cola light – und dann geht es früh ins Bett.“

Simon Zoller jubelte auch in der Bundesliga mit seiner Bizeps-Raus-Geste. Doch Mitte September verletzte er sich am Kreuzband, arbeitet nun am Comeback.
Simon Zoller jubelte auch in der Bundesliga mit seiner Bizeps-Raus-Geste. Doch Mitte September verletzte er sich am Kreuzband, arbeitet nun am Comeback. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Der Traum des Jahres

„Ich habe sehr lange darauf gewartet. Aber jetzt habe ich es geschafft – und das mit meinem Verein, dem VfL Bochum. Ich bin einfach super stolz.“

Anthony Losilla am historischen 23. Mai 2021, dem Tag des 3:1-Sieges gegen Sandhausen, dem Tag des Aufstiegs und der Zweitliga-Meisterschaft mit 67 Punkten. Der Kapitän ist seit 2014 beim VfL und spielt mit 35 Jahren erstmals in der Bundesliga - und zwar richtig gut.

Der Irrtum des Jahres

„Ich habe oft gelesen, dass es nur ums Geld ging. Wenn das so wäre, wäre ich nach China oder Russland gegangen. Dort gab es Interesse.“

Robert Zulj in einem Interview mit der österreichischen Kronen Zeitung zu seinem Wechsel vom VfL in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo er bei Al Ittihad Kalba SC spielt - auch, wie er meinte, weil die Qualität im Wüstenstaat nicht so schlecht sei wie viele behaupten würden. Anfang Oktober sagte Zulj der Bild: „Die Qualität ist nicht ansatzweise wie in Deutschland, das hatte ich mir fußballerisch schon besser vorgestellt.“

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Das Aufputschmittel des Jahres

„In der 2. Liga war es für mich aufputschend wie sieben Tassen Kaffee, in der Bundesliga sind es mindestens elf.“

Cristian Gamboa, Rechtsverteidiger des VfL Bochum aus dem für guten Kaffee bekannten Costa Rica, im Sommer-Trainingslager über die Wirkung der „Droge“ namens Bundesliga-Spiel.

Der Vergleich des Jahres

„Für uns ist fast jedes Spiel wie ein Pokalspiel. Aber wir müssen uns auch nicht kleiner machen, als wir sind. Wir haben Herz, wir haben Mut.“

Thomas Reis nach dem ersten Saisonsieg gegen den FSV Mainz 05, dem ersten Bundesliga-Sieg des VfL nach über 4000 Tagen. „Heute dürfen wir alle stolz sein“, sagte Reis. Der erste Heimsieg mit Bilderbuchwetter, begeisterten Fans (rund 13.000 waren erlaubt) und Traumtoren von Gerrit Holtmann und Sebastian Polter war für den Trainer ein ganz besonderer Moment von vielen besonderen Momenten in der Hinrunde. Ebenso wie für ihn hier:

„So eine Atmosphäre im Stadion. Das ist doch geil. Egal in welchem Stadion der Welt, gehören Fans ins Stadion, um genau diese Momente, diese Stimmung mitzuerleben, am Abend nach Hause zu gehen, ein Bierchen aufzumachen und einfach glücklich zu sein.“

Sebastian Polter nach seinem ersten Einsatz und erstem Treffer zum 2:0-Sieg gegen Mainz.

Der Elfmeterschütze des Jahres

„Es sind nur elf Meter. Dass ich einen guten rechten Fuß habe, ist bekannt.“

Manuel Riemann nach dem Pokalsieg gegen Augsburg. Er hatte zwar keinen Elfmeter pariert, aber den fünften VfL-Schuss versenkt und damit den 7:6-Erfolg nach Elfmeterschießen perfekt gemacht. 118 Minuten stand Michael Esser im Tor, Riemann wurde als „Elfmeter-Killer“ eingewechselt. Esser nahm es sportlich – Riemann stimmte auf dem Zaun Fan-Gesänge für Esser an. Ein Bild des Jahres. (Beim Heimspiel gegen Hoffenheim klappte es dann nicht mehr so gut: Riemann schoss den Ball, auch aus nur elf Metern, weit über das Tor. Bochum gewann trotzdem 2:0.)

Der Golfer des Jahres

„Als Beobachter wird man das Gefühl nicht los, dass der gebürtige Münchner auch ein toller Golfspieler geworden wäre mit einem famosen Abschlag.“

Journalist Ulrich Hartmann in der Süddeutschen Zeitung über Milos Pantovic. Der 25-Jährige hatte nach seinem 66-Meter-Tor gegen Hoffenheim nun aus 44 Metern gegen Freiburg getroffen. Einmal mit links, einmal mit rechts. Pantovic krönte zwei der zahlreichen Heimfestspiele im Ruhrstadion.

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Das Lob des Jahres

„Wir haben heute gegen sehr intensive Bochumer in einem wunderbaren Stadion gespielt. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Der VfL ist ein toller Verein. Das ist für mich Fußball hier.“

Christian Streich, seit zehn Jahren Trainer des SC Freiburg, nach dem für sein Team unglücklichen 1:2 in Bochum. Der Trainer lobte – wie sehr viele Bochumer und Gegner auch – die Stimmung und Atmosphäre bei den Heimspielen des VfL.

Das Versprechen des Jahres

„Wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben, bin ich gerne dazu bereit.“

Trainer Thomas Reis zur Frage im „WAZ-Live-Talk anne Castroper“ am 8. Dezember, wann er vor den Fans der Ostkurve die Humba anstimmt - vorausgesetzt natürlich, dass Fans zugelassen sind. Hoffen wir, dass Reis sein Versprechen einlösen kann im Mai 2022. In diesem Sinne: Guten Rutsch!