Bochum. Acht neue Spieler hat Bundesligist VfL Bochum im Sommer verpflichtet. In Teil unseres Transfer-Checks bewerten wir Abwehr- und Mittelfeldspieler.
Acht Spieler hat der VfL Bochum im vergangenen Sommer verpflichtet - und unterm Strich hat Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz offenbar gute Arbeit geleistet. Der VfL überwintert mit 20 Punkten auf Rang zwölf, und alle acht Zugänge haben ihre Spielzeit erhalten. In Augsburg, beim wichtigen 3:2-Sieg, standen sechs Zugänge in der Startelf – Saisonbestwert in dieser Kategorie.
VfL Bochum: Der große Transfer-Check
Ein Zugang hat alle Partien absolviert, einer die meisten Treffer erzielt, ein Talent ist auf einem guten Weg nach oben. Doch es gab neben viel Licht auch Schatten. Eine Einschätzung der Sommertransfers. Im ersten Teil bewerten wir die Positionen Torwart, Abwehr und Mittelfeld. Teil 2 befasst sich mit den drei Offensivspielern.
Michael Esser: Der Torwart hat genau das gehalten, was man sich von ihm ver- und mit ihm besprochen hatte. Der 34-Jährige, zurückgekehrt in seine Heimat und zu seinem Ex-Verein, liefert Stammkeeper Manuel Riemann im Training Konkurrenz, macht Druck. Und er ist da, wenn er gebraucht wird: gegen Augsburg, im Pokal und in der Meisterschaft. Esser ist, auch das zeichnet ihn aus, ein Teamplayer. Dass Thomas Reis ihn vor dem Elfmeterschießen im Pokal gegen Augsburg vom Feld nahm und „Elfmeter-König“ Riemann einwechselte, nahm Esser sportlich.
Konstantinos Stafylidis: Der 27-Jährige, für ein Jahr ohne Kaufoption ausgeliehen von der TSG Hoffenheim, kam nach einer Saison ohne Spielpraxis zum VfL. Er benötigte Zeit, um sich ins Team zu kämpfen im wahren Wortsinn. Zwischenzeitlich war er gar nicht amüsiert über seine Reservistenrolle, nach dem 0:3 in Leipzig ohne den angeschlagenen Nationalspieler Griechenlands aber drehte er auf. Stafylidis, ein Linksverteidiger, tut der Mannschaft mit seiner Emotionalität, seiner Mentalität, seiner physisch geprägten Spielart gut.
Auch interessant
Er verteidigt rechts, weil er an Danilo Soares nicht vorbeikommt. Dort hat er Cristian Gamboa, auch ein Kämpfertyp, und Herbert Bockhorn, ein ganz anderer Typ, verdrängt. Seine scharfen Flanken mit links könnte der technisch nicht unbedingt erstklassige Außenverteidiger noch öfter und noch zielgerichteter einbringen. Defensiv ist auf ihn absolut Verlass - ein Gewinn für Bochum.
Eduard Löwen: Der 24-Jährige, für ein Jahr ohne Kaufoption ausgeliehen von Hertha BSC, sollte der zentrale Mann im Mittelfeld werden. Diesen Anspruch hat er noch nicht erfüllt. Er nahm an den Olympischen Spielen teil, fehlte lange in der Vorbereitung und dann noch länger, weil er sich verletzte. Löwen, in der Saison zuvor fast ohne Spielpraxis, benötigte Zeit. In den ersten Partien merkte man ihm den Rückstand an, ab Oktober kam er aber immer besser ins Spiel. Auch seine Standards, auf die Bochum setzte und setzt, wurden immer besser. Zwei Ecken führten zu Treffern in August. Löwen steigerte sich, auch läuferisch, auch konditionell - weiterhin mit Luft nach oben in seinen Offensivaktionen. Einfacher sollte er spielen, sagte Trainer Thomas Reis. Löwen hörte zu. Er stabilisierte die Defensive mit in der Erfolgsphase des VfL. Dann wurde er positiv auf das Coronavirus getestet und fehlten in den letzten drei Partien. Wenn er wieder an die November-Form anknüpft und sich offensiv steigert, kann er noch ein sehr wichtiger Faktor im Kampf um den Klassenerhalt werden.
Patrick Osterhage: Trainer Thomas Reis war und ist von den spielerischen Qualitäten des 21-jährigen Talentes überzeugt. Osterhage, dessen Karriere schon in jungen Jahren von viel Verletzungspech begleitet wurde, kam im Sommer vom BVB II aus der Regionalliga. In seiner ersten Saison in einer Profiliga, und zwar gleich der Bundesliga, muss er sich zunächst hinten anstellen, sich an Robustheit und Tempo gewöhnen, sich im Training verbessern und anbieten. Das hat er verinnerlicht und umgesetzt. Sein Trainingseinsatz, gepaart mit seinen spielerischen, technischen Fertigkeiten und seinem guten Blick für den direkten Pass in die Räume, hat ihm bis zu einer Verletzungspause stets einen Platz im Kader sowie einen Kurzeinsatz in Leipzig beschert. Anschließend kämpfte er sich wieder heran, wurde in Bielefeld eingewechselt und gab gegen Union Berlin ein ordentliches Startelf-Debüt in der Bundesliga. Osterhage ist weiterhin eine Hoffnung für die Zukunft – genährt hat er sie mit einem für seine Entwicklung guten ersten Halbjahr.
Elvis Rexhbecaj: Er wollte sich unbedingt in Wolfsburgs Champions-League-Kader durchsetzen im Sommer. Letztlich schaffte er das nicht. Der VfL Bochum lieh ihn aus für diese Saison, Thomas Reis bekam einen seiner Wunschspieler. Rexhbecaj überzeugte mit Einsatz- und Lauffreude, er sorgt für Emotionen auf dem Platz und auf den Rängen. Deshalb war er gesetzt, hat alle 17 Partien im Mittelfeldzentrum absolviert, alle von Beginn an. Im Spiel nach vorne konnte der 24-Jährige aber bisher nur selten Akzente setzen, er muss vor allem auch am eigenen Abschluss arbeiten.