Bochum. Riemann und Losilla leben ihren Traum, Masovic startet durch, Bella Kotchap fällt ab. Gewinner und Verlierer in der Hinrunde des VfL Bochum.

Durchwachsener Start, ganz starker Herbst, Dämpfer zum Abschluss: Der VfL Bochum hat unterm Strich als Aufsteiger in der Bundesliga überzeugt. Einige Profis hatten daran besonders großen Anteil - andere enttäuschten. Gewinner und Verlierer der ersten 17 Partien.

VfL Bochum – die Gewinner: Vom Trainer bis zum linken Rechtsverteidiger

Thomas Reis. Nach dem Aufstieg ist der 48-Jährige erstmals Trainer einer Bundesliga-Mannschaft. Er ist seiner Linie treu geblieben: moderat und sachlich im öffentlichen Auftritt, entschlossen und ehrlich im Trainingsalltag. Reis belohnt Trainingsleistung, schärft den Teamgeist. Reis hat es geschafft, dass der VfL in in den meisten Partien die Leidenschaft auf den Rasen bringt, die er vorlebt. Mit 20 Punkten steht der VfL auf Rang zwölf. 40 Punkte würden zum großen Ziel, dem Klassenerhalt, sicherlich reichen.

Manuel Riemann und Anthony Losilla. Sie sind unterschiedliche Typen. Hier der extravagante, impulsive Torwart Riemann. Dort der eher ruhige, mit Bedacht auftretende Mittelfeldspieler Losilla. Was sie vor allem eint: ihr ungebändigter Ehrgeiz. Beide haben sich im höheren Fußballalter ihren Traum vom Bundesliga-Fußball erstmals erfüllt. 33 Jahre alt ist Riemann, 35 Jahre alt Losilla. Riemann verpasste verletzt nur ein Spiel, Losilla gar keines. Sie leben ihren Traum vorbildlich vor, zeigten fast konstant starke Leistungen. Echte Führungsspieler – ligaunabhängig.

Erhan Masovic. Der 23-Jährige ist der Aufsteiger der Hinrunde. In der Innenverteidigung hat der zuvor oft im defensiven Mittelfeld eingesetzte Serbe seine Position gefunden. Gegen Stuttgart bekam er am sechsten Spieltag erstmals seine Chance von Beginn an – und verpasste seitdem keine Minute mehr. Mit einem Ruhepuls von 35, wie Trainer Reis seine Coolness gerne beschreibt, hat Masovic wesentlich zur Stabilisierung der Defensive beigetragen. Beim Rückrundenauftakt gegen Wolfsburg wird er nach seiner fünften Gelben Karte aus dem Spiel gegen Union Berlin allerdings fehlen.

Erhan Masovic, hier im Duell mit BVB-Star Erling Haaland, ist der Aufsteiger der Hinserie beim VfL Bochum.
Erhan Masovic, hier im Duell mit BVB-Star Erling Haaland, ist der Aufsteiger der Hinserie beim VfL Bochum. © AFP | Ina Fassbender

Danilo Soares. Im Sommer 2020 verlängerte er für fast alle überraschend seinen Vertrag bis 2024. Ziel Nummer eins: Aufstieg. Geschafft. Ziel Nummer zwei: Klassenerhalt. Zur Halbzeit geschafft. Der 30-jährige Linksverteidiger, in allen 17 Partien von Beginn an dabei, spielt in der Bundesliga etwas weniger brasilianisch, dafür ungeheuer stabil. Laut DFL-Statistik hat er die zweitbeste Zweikampfquote aller Bundesliga-Profis nach Lucas Höler vom SC Freiburg.

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Konstantinos Stafylidis. Der griechische Linksverteidiger kommt an Soares nicht vorbei. Also spielt er rechts in der Viererkette. Mit großer Mentalität, Zweikampfhärte, Willenskraft. Nach einem wegen Verletzungen verlorenem Jahr ohne Spielpraxis hat der Leihspieler der TSG Hoffenheim Cristian Gamboa und Herbert Bockhorn verdrängt, obwohl er links, wie er meint, (noch) stärker wäre.

Elvis Rexhbecaj. Der 24-jährige Leihspieler vom VfL Wolfsburg ist ein Vorbild an Einsatz- und Lauffreude, an Emotionalität. Er pusht das Wechselspiel mit den Fans, steckt nie auf. Trainer Reis hat ihm in allen 17 Bundesliga-Partien von Beginn an vertraut. Rexhbecaj zahlt zurück. Als Achter allerdings muss er sich offensiv steigern, auch im Abschluss.

Verlierer: Spieler der Saison erlebt eine gebrauchte Hinrunde

Armel Bella Kotchap. Der nun 20-jährige Innenverteidiger kam schlecht rein in die Saison beim Pokalspiel in Wuppertal, danach wurde es nicht viel besser. Das Talent mit dem trotz eines Absturzes um zwei Millionen Euro immer noch höchsten Marktwert im Kader (laut transfermarkt.de nun 5 Millionen Euro) ging als Stamm-Innenverteidiger der Aufstiegssaison in die Spielzeit, ist derzeit nur noch die Nummer vier. Er muss mehr investieren, stabiler agieren, um wieder erste Wahl zu werden. Unmöglich ist das sicherlich nicht.

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Robert Tesche. Der Mittelfeldmann war der Spieler der Saison – im Aufstiegsjahr. Er erzielte wichtige Treffer, war der ruhende Pol im Zentrum. In dieser Spielzeit lief fast alles schief. Gleich nach knapp vier Minuten sah er die Rote Karte in Wolfsburg wegen eines Handspiels. Nach seiner Sperre folgten unglückliche Auftritte, eine Verletzung, maximal noch Kurz-Einsätze. Zuletzt erhielt Talent Patrick Osterhage den Vorzug in der Startelf. Doch Tesche ist ein gereifter Musterprofi – abschreiben sollte man den Routinier keineswegs.

Sah direkt am ersten Spieltag die Rote Karte: Robert Tesche.
Sah direkt am ersten Spieltag die Rote Karte: Robert Tesche. © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Silvere Ganvoula. Es ist mehr und mehr nur noch ein frommer Wunsch als eine realistische Hoffnung, dass der robuste Stürmer an seine Zweitliga-Glanzzeiten noch einmal anknüpfen kann. Zwischenzeitlich zählte er gar nicht mehr zum Kader. Zuletzt konnte Ganvoula nach Einwechslungen zu selten Akzente setzen. Sollte es ein Angebot geben für den 24-Jährigen, dessen Marktwert weiter sinkt (auf nun 800.000 Euro laut transfermarkt.de), wäre der VfL mindestens gesprächsbereit.

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Danny Blum. Ein Blum in guter Form wäre unbestritten Stammkraft: dank seiner Standards, dank seiner Torgefahr. Sein Verletzungspech aber bleibt ihm treu. Nach dem vorzeitigen Aus im Aufstiegsjahr kämpfte sich der Linksaußen mit dem großen Potenzial heran. Zweimal stand er in der Startelf, zwei Tore erzielte er. Nach insgesamt sechs Einsätzen fiel der 30-Jährige wieder aus mit muskulären Problemen. Blum hofft nun auf ein Comeback im Januar.

Die Einsatzstatistik der Hinrunde: Drei waren immer dabei

24 Spieler des VfL Bochum kamen mindestens einmal zum Einsatz, sechs gar nicht, darunter die Torhüter Nummer drei und vier. Die Einsätze (in Klammern Startelf-Einsätze)

  • In allen 17 Bundesliga-Partien eingesetzt: Anthony Losilla 17 (17), Danilo Soares 17 (17), Elvis Rexhbecaj 17 (17)
  • 16 Einsätze: Manuel Riemann 16 (16), Sebastian Polter 16 (15)
  • 14 Einsätze: Gerrit Holtmann 14 (12), Konstantinos Stafylidis 14 (8), Milos Pantovic 14 (7), Christopher Antwi-Adjei 14 (7)
  • 11-13 Einsätze: Erhan Masovic 13 (12), Vasilios Lampropoulos 13 (13), Eduard Löwen 12 (9), Takuma Asano 11 (8), Herbert Bockhorn 11 (3)
  • 6-9 Einsätze: Silvere Ganvoula 9 (0), Cristian Gamboa 8 (6), Robert Tesche 7 (3), Danny Blum 6 (2), Soma Novothny 6 (0)
  • 1-5 Einsätze: Maxim Leitsch 5 (3), Simon Zoller 4 (4), Patrick Osterhage 3 (1), Michael Esser 1 (1), Saulo Decarli 1 (0).
  • Ohne Einsatz: Paul Grave, Tjark Ernst (spielte bei der U19), Luis Hartwig, Raman Chibsah, Tarsis Bonga, Tom Weilandt