Bochum. Auch über Weihnachten wird Sebastian Schindzielorz erreichbar sein. Der Sportchef des VfL Bochum hat genug Arbeit. Zwölf Verträge laufen aus.
Mit einem 2:1-Heimsieg gegen den SV Darmstadt begann das Jahr 2021 für den VfL Bochum. Mit 0:1 im Heimspiel gegen Union Berlin endete es. Es war ein insgesamt erfolgreiches Jahr für den Verein, der die Rückkehr in die Bundesliga schaffte und sich dort gut eingefunden hat. Großen Anteil daran hat auch Sebastian Schindzielorz, der Geschäftsführer Sport. Er ist unter anderem für die Kader-Zusammenstellung verantwortlich. Ein Gespräch über Corona und Booster-Impfungen, Schlagzeilen und auslaufende Spielerverträge, Handy-Nutzung und wie man als Geschäftsführer Sport Bestätigung findet.
Corona bestimmt die Welt. Haben die Profis des VfL Bochum schon ein Booster-Angebot bekommen?
Schindzielorz: Ja, das ist schon erledigt. Einige sind bereits in der Länderspielpause im November geboostert worden, bei anderen ist es nach dem letzten Spiel gemacht worden.
Spielt der Impfstatus eines Spielers für Sie eine Rolle, wenn Sie jetzt einen Spieler holen wollen?
Das wird in der Zukunft wohl auch ein Thema sein. Der Impfstatus beeinflusst ja bereits die tägliche Arbeit.
In England fallen bereits etliche Spiele aus, weil bei einigen Vereinen zu viele Spieler fehlen, weil sie sich mit Covid-19 infiziert haben. Befürchten Sie das auch für Deutschland und die Bundesliga?
In Deutschland hat sich das Hygienekonzept der DFL als sehr tragfähig erwiesen. Aber ich habe auch keine Glaskugel und kann nur hoffen, dass wir durchspielen können.
Gibt es für die Fans des VfL Bochum noch ein Weihnachtsgeschenk, sprich die Vorstellung eines neuen Spielers?
Das wird schwierig, denn das Transferfenster öffnet erst am 1. Januar. Wir haben Vertrauen in die Spieler, die da sind, arbeiten mit diesen Spielern und wollen uns gut auf die Rückrunde vorbereiten. Ob dann noch wer den VfL verlässt oder dazu kommt, wird man sehen.
Zwölf Verträge von Spielern laufen aus. Darunter sind drei Leihverträge, aber auch die Verträge von Kapitän Anthony Losilla, Danny Blum, Herbert Bockhorn oder Milos Pantovic. Haben Sie da eine Prioritätenliste, nach der Sie die Spieler und ihre Verträge abarbeiten?
Wir haben zuletzt den Vertrag mit Erhan Masovic verlängert und beschäftigen uns täglich mit der Zukunft des Vereins und der Mannschaft. Trainer und Mannschaft können jetzt kurz eine Pause machen, aber dann werden sie schon wieder gefordert. Wir tauschen uns intern permanent über die Verträge der Spieler aus.
Das Jahr war anstrengend. Wann machen Sie Ihr Handy mal aus, wann machen Sie Pause?
Ich mache mein Handy nie aus, bin nahezu immer erreichbar. Eine Pause zu machen, ist in meiner Position schwierig. Da gibt es immer viel Bewegung, intern und extern. So ist das Geschäft. Über die Feiertage aber ist durchaus Zeit für die Familie. Es gibt immer Möglichkeiten, sich rauszuziehen.
Der Trainer bekommt Lob für den Aufstieg, die Spieler für ihre Leistungen. Wer klopft dem Geschäftsführer Sport auf die Schulter und sagt: Gut gemacht?
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Das muss keiner tun. Mir ist wichtig, dass wir als Verein, als Mannschaft gut auftreten. Wenn das gegeben ist, bin ich zufrieden. Am Ende geht es nicht um mich, es ist immer die Arbeit der Gemeinschaft und die Kraft, die wir aus der Gemeinschaft ziehen. Ich schaue aber schon bisweilen zurück, wie sich der VfL entwickelt hat. Und mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren bin ich zufrieden. Ich habe noch einen Artikel aus dem Januar/Februar 2018. Da hieß es in der Berichterstattung, der VfL sei nicht nur sportlich ein Trümmerhaufen. Das sieht nun völlig anders aus.
Gibt es einen aktuellen Artikel, der Ihnen besonders gut gefallen hat, oder eine bestimmte Überschrift?
Nein. Aber die Berichterstattung war in diesem Jahr natürlich oft positiv. Wir haben uns sportlich stabilisiert. In diesem Jahr haben wir uns gegen Größen wie den Hamburger SV durchgesetzt und die Zweitliga-Meisterschaft gewonnen. Das hat uns kaum jemand zugetraut. Auch in der Bundesliga sind wir konkurrenzfähig, haben uns mit der Unterstützung der Fans gut geschlagen, sind ein schwer zu bespielender Gegner. Der VfL Bochum muss in der Offensive an Qualität zulegenAuch das haben uns nur wenige zugetraut. Insgesamt ist unsere Entwicklung sehr erfreulich. Wir haben im abgelaufenen Jahr gut gearbeitet, sind Meister der 2. Bundesliga geworden und in der Bundesliga angekommen.
Diese Entwicklung ist mit Ihnen und Ilja Kaenzig verbunden.
Wir haben kurz nacheinander beim VfL angefangen, ich hatte einen kleinen zeitlichen Vorsprung. Ich bin froh, dass Ilja Kaenzig an Bord ist. Wir haben eine ähnliche Denkweise, wie wir die Zukunft des Vereins und die Entwicklung im Fußball generell sehen. Wir setzen auf Tradition, ein Beispiel ist hier die Neu-Strukturierung des Ehemaligen-Managements und Innovation. Wir sehen immer die Gesamt-Entwicklung des Vereins, nicht nur die sportliche. Wir haben viel erreicht im vergangenen Jahr, im nächsten Jahr wollen wir das Erreichte bestätigen und ausbauen. Wir haben bereits viele weitere Maßnahmen definiert. In einigen Bereichen müssen wir noch effektiver werden. In anderen Bereichen müssen wir neue Wege für neue Partner finden.
Kommen wir zum Nachwuchs. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der U19 und der U17? Beide Teams liegen in ihren Bundesligen auf Platz vier.
Wir machen die Entwicklung der Spieler nicht von einem Tabellenplatz abhängig. Wir haben zuletzt mit Maxim Leitsch, Armel Bella Kotchap, Luis Hartwig, Tjark Ernst und Paul Grave Spieler aus unserem Talentwerk zu Profis gemacht. Sie machen dort ihre Sache gut. Wir sind auch da auf einem guten Weg.