Bochum. Harte Zweikämpfe, fußballerische Akzente: So will der VfL Bochum in Bielefeld einen großen Schritt zum „Wunder“ meistern. Kader wohl unverändert.

Knapp zwei Jahre sind vergangen, als Thomas Reis zum ersten und bisher einzigen Mal als Trainer des VfL Bochum in Bielefeld aufkreuzte. Ende Januar 2020 wollte sein Team nach der Winterpause mit frischem Mut ein Zeichen setzen im Abstiegskampf.

Das misslang gründlich. Bielefeld gewann verdient mit 2:0, Manuel Riemann sah auch noch Gelb-Rot, Feldspieler Vitaly Janelt musste am Ende ins Tor. Bochum taumelte als Tabellenvierzehnter der 2. Liga mit 20 Punkten und nur einem Punkt Vorsprung auf Rang 17 Richtung Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Bielefeld festigte die Spitzenposition – und stieg am Ende souverän auf.

Bochum-Trainer Reis: Bielefeld steht „brutal unter Druck“

Ein paar Wochen später kam der Lockdown, und nach der Zwangspause begann der steile und bis heute fast ungebremste Aufstieg des VfL. Klassenerhalt. Meisterschaft in der 2. Liga. Rang zehn in der Bundesliga nach 15 Spielen.

Die Vorzeichen beim Wiedersehen, sie sind komplett andere. Bielefeld, daheim noch sieglos, ist nach dem dank mannschaftlicher Tugenden erzwungenen Klassenerhalt in der Vorsaison Tabellenvorletzter mit erst zehn Punkten. Bochum, seit drei Partien unbesiegt, hat bereits doppelt so viele Punkte erbeutet.

„Bielefeld steht brutal unter Druck“, sagt VfL-Trainer Thomas Reis vor dem Westfalen-Duell in Bielefeld nach dem 1:1-Erfolg im Revier-Duell gegen Borussia Dortmund. Und auch deshalb erwartet er ein „schweres“, ein intensiv und vielleicht auch „eklig“ geführtes Derby. Wenn der VfL in Bielefeld spielt, „ist immer Brisanz drin“, weiß Reis, der als Profi selbst kein Kind von Traurigkeit war. „Es wird sicherlich auch ein Spiel mit harten Zweikämpfen, darauf freue ich mich. Auch in diesem Bereich haben wir uns weiterentwickelt.“

Reis will mehr fußballerische Akzente sehen als gegen Dortmund

Zuletzt verlor der VfL gegen den BVB bekanntlich in allen Statistiken – außer bei der Zweikampfquote. Wobei Reis schon am Samstag relativiert hatte, dass man als Verteidiger „in der Regel halt acht von zehn Zweikämpfen gewinnt“. In Bielefeld nun will er die Leidenschaft sehen wie gegen Dortmund – und darüber hinaus eine Mannschaft, „die versuchen wird, auch fußballerisch mehr Zeichen zu setzen“.

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Von magischen 40 Punkten spricht Reis, die normalerweise definitiv reichen für den Klassenerhalt. In der Vorsaison genügten Bielefeld 35 Punkte. Bei einem Erfolg am Dienstag „hätten wir schon einen Riesenpuffer“ auf die Arminia. Und am Samstag kommt ja auch noch der auswärtsschwache 1. FC Union Berlin zum heimstarken VfL Bochum.

Zunächst aber gilt der Fokus nach der Kräfte zehrenden, mit Kampf und Glück überstandenen Abwehr-Partie gegen den BVB dem – zumindest aus Bielefelder Sicht – „Sechs-Punkte-Spiel“ in Ostwestfalen. Die ersten beiden „Sechs-Punkte-Spiele“ hat der VfL gewonnen, in Fürth und in Augsburg.

Asano und Blum fallen weiterhin aus - Kader bleibt wohl gleich

Reis setzt wohl auf den gleichen Kader wie gegen den BVB, denn von den zuletzt Fehlenden kehrt kein Spieler zurück. Takuma Asano (mutmaßlich als Kontaktperson in Quarantäne) könnte „vielleicht“ am Samstag gegen Union noch einmal eine Rolle spielen, Danny Blum (muskuläre Probleme) eher nicht. In der Startelf denkt Reis zur Belastungssteuerung an ein, zwei Wechsel. In die Karten schauen lässt er sich aber nicht.

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Klar ist: Manuel Riemann bleibt im Tor. Maxim Leitsch indes wäre ein Kandidat für eine Rotation nach seinem – äußerst erfolgreichen – Startelf-Comeback nach mehr als dreimonatiger Pause. „Er war lange raus. Da müssen wir schauen, ob drei Spiele in einer Woche sinnvoll sind“, sagt Reis. „Wichtig ist, dass sein Körper noch sehr lange durchhält.“

Reis denkt über ein, zwei Wechsel in der Startelf nach

Auf Leitsch hatte der Coach gegen den BVB um Erling Haaland (auch) wegen seines Tempos gesetzt. Vasilios Lampropoulos blieb auf der Bank, habe aber einen „starken In-Fight“, so Reis. Vielleicht ein Pluspunkt, wenn es gegen Bielefelds weniger schnellen, aber äußerst robusten Zielspieler Fabian Klos geht. Auch Erhan Masovic könnte mal pausieren. Theoretisch. „Ich bin froh, dass ich diese drei Innenverteidiger habe und mit Armel Bella-Kotchap noch einen sehr talentierten vierten“, sagt der Trainer.

Das Wechselgedanken-Spiel könnte man fortführen im Zentrum, wo Robert Tesche nach zwei Kurz-Einsätzen immer ein Kandidat ist. Aber die Laufwunder Elvis Rexhbecaj und Anthony Losilla sind wohl unantastbar zurzeit. Und Milos Pantovic hat gegen den BVB auch als Mann von der ersten Minute an durchaus überzeugt und sicherlich genug Kraft für zwei Partien in vier Tagen.

Sebastian Polter hat einen Tor-Lauf

Das Wechselgedanken-Spiel könnte man auch fortführen auf den Flügeln. Christopher Antwi-Adjei ist immer ein Wackelkandidat, gegen den BVB aber zeigte er sein bisher bestes Spiel. Für Gerrit Holtmann galt das nicht. Aber der Außenstürmer hat sich nicht nur wegen seiner zwei Treffer und vier Torvorlagen – Topwert beim VfL – einen Startelf-Platz auch nach einer schwächeren Vorstellung längst erarbeitet.

Sebastian Polter, der mit sechs Bundesliga-Treffern schon jetzt seinen persönlichen Erstliga-Rekord aufgestellt hat, gelingt zwar weiterhin längst nicht alles. Aber er hat eben derzeit einen Tor-Lauf mit vier Treffern in den letzten drei Partien.

Es ist unterm Strich also gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass Bochum mit der gleichen Startelf versucht, sich dem „Wunder“ namens Klassenerhalt, wie Reis immer wieder sagt, zu nähern.