Bochum. Yildiray Bastürk spielte für den VfL Bochum und Bayer Leverkusen. Vor dem Duell seiner Ex-Klubs spricht der Türke über die Euphorie beim VfL.
Als der Sturm des FC Bayern vor wenigen Wochen durch die Leverkusener Arena fegte, fünf Tore schoss und wieder einmal eindrucksvoll bewies, wer die Nummer eins in Deutschland ist, schwelgten zwei, die sich lange kennen, in der VIP-Loge der BayArena in Erinnerungen: Yildiray Bastürk und Reiner Calmund. Frühjahr 2001, der VfL Bochum stand bereits als Absteiger fest, seinem Kapitän Bastürk aber die Bundesliga-Tür weit offen. Hamburg oder Leverkusen?
Dass es Bayer wurde, sagt viel aus über die gemeinsame Geschichte der beiden Klubs, die an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Bundesliga aufeinandertreffen, und schon so manchen Transfer eingefädelt haben. Da war Christian Schreier, der Mitte der 1980er-Jahre vom VfL nach Leverkusen wechselte. Oder Martin Kree, der 1989 folgte. Zwei Jahre später kam Jupp Nehl dazu. Und 2001 eben Bastürk. „Wenn ein Verein immer wieder mit Spielern eines anderen Vereins gute Erfahrungen gemacht hat, dann ist es ja klar, dass man das beibehält“, sagt der heute 42-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. Oft hatten der langjährige Leverkusener Manager Calmund und der im Jahr 2013 verstorbene frühere VfL-Präsident Werner Altegoer damit zu tun. „Die beiden haben sich gut miteinander verstanden“, weiß Bastürk. Ein anderer bekannter Bochumer mischte rund um die Jahrtausendwende in Leverkusen ebenfalls mit: Ilja Kaenzig, Sprecher der VfL-Geschäftsführung, galt als Calmunds rechte Hand.
VfL Bochum bekam für Bastürk acht Millionen Mark
Rund acht Millionen Mark Ablösesumme erhielt Bochum für Bastürk – damals viel Geld. Für einen Absteiger erst recht ein guter Deal. Und nicht der letzte der beiden Klubs: Theofanis Gekas stürmte ab 2007 für Bayer, nachdem er als Bochumer Torschützenkönig wurde. VfL-Idol Paul Freier verbrachte vier Jahre in Leverkusen (2004 bis 2008), eher er wieder an der Castroper Straße wirbelte. Christoph Kramer wurde im Jahr 2011 von Leverkusen nach Bochum ausgeliehen und dort zum Profi. Doch kurz zuvor stieg der VfL ab. Der Sprung vom Zweitligisten zum regelmäßigen Europapokal-Teilnehmer wurde immer größer. Leverkusen musste sich nun bei anderen Klubs bedienen.
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Vor 20 Jahren war das noch anders, die Uefa-Pokal-Spiele des VfL nicht lange her und Bastürk ein großes Talent. Gepöhlt als Kind bei den Sportfreunden Wanne-Eickel, ausgebildet bei der SG Wattenscheid, durchgestartet beim VfL Bochum. Eine internationale Karriere hingelegt bei Bayer Leverkusen – unter Klaus Toppmöller, seinem früheren Förderer in Bochum. Champions-League-Endspiel gegen Zidane, WM-Halbfinale gegen Ronaldo. Bastürk führte in Leverkusen Regie, auch für die türkische Nationalmannschaft.
Yildiray Bastürk lebt inzwischen wieder in Bochum - glaubt aber an einen Leverkusener Sieg
„Wir hatten damals eine Riesenmannschaft mit herausragenden Einzelspielern“, erinnert sich Bastürk an die Truppe, der auch Profis wie Michael Ballack, Lucio oder Dimitar Berbatov angehört hatten. „Wir waren die Nummer zwei in Deutschland, darüber waren nur der FC Bayern oder die ausländischen Top-Klubs.“ Nur zu einem Titel sollte es nicht reichen. Weder für Bayer noch später für Bastürk, der seine Karriere nach Stationen bei Hertha BSC, dem VfB Stuttgart und in England bei den Blackburn Rovers 2010 beendet hatte.
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Inzwischen betreibt der 49-malige Nationalspieler eine Immobilienfirma. „Da ich in Bochum wohne, ist mit der VfL natürlich nahe, auch wenn ich beiden Vereinen sehr gerne zuschaue“, antwortet Bastürk auf die Frage, wem er denn am Samstag die Daumen drücke. Der VfL lebe „noch immer von der Euphorie nach dem Aufstieg, das gesamte Umfeld hat auf die Rückkehr in die Bundesliga gewartet, alle fiebern den Samstagen entgegen.“ Aber: „In Leverkusen wird es schwierig, ich tippe auf einen deutlichen Sieg für Bayer.“