Bochum. In Leverkusen könnte Christopher Antwi-Adjei zur Startelf zählen beim VfL. Anders als in Paderborn muss er in Bochum taktisch flexibler sein.

Christopher Antwi-Adjei hat gute Laune nach dem Training am Mittwoch. Wie eigentlich immer, wenn man ihm begegnet. Vielleicht ist seine Vorfreude auf das Spiel des VfL Bochum bei Bayer Leverkusen am Samstag (15.30 Uhr) aber noch ein bisschen größer als zuletzt. Denn nach den Ausfällen von Gerrit Holtmann und Danny Blum sind die Chancen des 27-Jährigen auf einen Einsatz, womöglich von Beginn an, deutlich gestiegen.

„Natürlich hoffe ich zu spielen, dafür gebe ich im Training Gas“, sagt der vom Zweitligisten SC Paderborn im Sommer geholte Außenstürmer. Sein Tempo, seine Dribbelstärke könnten in Leverkusen ein Gewinn sein für den VfL. Wenn er seine Qualität auch auf den Platz bringt. Bisher lief die Saison durchwachsen für Antwi-Adjei, leistete er sich offensiv noch zu viele, auch technische Fehler und zeigte zu viele Schwächen in der Defensivarbeit. Auch: ein Lernprozess.

Antwi-Adjeis Zwischenbilanz: Mannschaft top, persönlich Luft nach oben

In Wolfsburg, gegen Stuttgart und in Leipzig stand Antwi-Adjei in der Startelf des VfL Bochum. In den letzten vier Partien aber, von denen Bochum drei gewann, kam er nur noch wenige Minuten zum Zug. In Fürth und zuletzt gegen Hoffenheim saß er nur auf der Bank, gegen Frankfurt und in Mönchengladbach wurde er spät eingewechselt.

Entsprechend fällt Antwi-Adjeis bisherige Bilanz aus. Zunächst stellt der gebürtige Hagener, der als Regionalliga-Spieler der TSG Sprockhövel vom SC Paderborn entdeckt worden war, den Teamgedanken voran. „Die Mannschaft hat es zuletzt gut gemacht, mit 13 Punkten können wir zufrieden sein“, sagt er. „Unser großes Ziel ist der Klassenerhalt, dafür brauchen wir alle Mann.“ Er selbst würde aber „natürlich gerne öfter spielen. Aber wir haben einen großen Konkurrenzkampf. Ich versuche, im Training Gas zu geben, mich anzubieten.“

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Vollgas-Attacke unter Baumgart hat Antwi-Adjei geprägt

Vier Jahre spielte er unter Trainer Steffen Baumgart in Paderborn, stieg beim SCP spät zum Profi auf, stieg mit Paderborn von der dritten Liga bis in die Bundesliga auf und wieder ab in die 2. Liga. Antwi-Adjei war meistens Stamm, hat 34 Mal in der Bundesliga gespielt. Mit einem glasklaren Auftrag: Vollgas-Attacke an vorderster Front.

„Mit Paderborn sind wir immer vorne draufgegangen“, erklärt Antwi-Adjei das gnadenlose Pressing unter Baumgart. Zu sehen auch gegen Leverkusen in der Saison 2019/20, als es für den damaligen Bundesliga-Debütanten Antwi-Adjei in der Startelf, den eingewechselten Gerrit Holtmann und das gesamte SCP-Team gleich am ersten Spieltag viel Lob, aber keine Punkte gab (2:3). Im Rückspiel verlor Paderborn klar mit 1:4.

Warum sich Antwi-Adjei in Bochum umstellen muss

In Bochum läuft es etwas anders. „Wir attackieren teilweise auch früh, teilweise spielen wir aber auch etwas abwartender“, sagt Antwi-Adjei. Für das Team, vor allem für ihn persönlich gelte es da noch, „die richtige Balance zu finden.“ Taktisch, so Antwi-Adjei, habe er in den letzten Monaten beim VfL schon viel dazugelernt.

Defensiv jedenfalls muss der eher schmächtige Turbo zulegen, um auf mehr Einsatzzeit zu kommen. Offensiv haperte es noch zu oft am finalen Pass, am Abschluss, was allerdings kein Alleinstellungsmerkmal ist beim VfL Bochum. Ein Tor hat er vorbereitet, das 1:2 in Köln von Simon Zoller, aber auch einige (Konter-)Chancen vergeben wie zuletzt in Mönchengladbach.

Hier muss sich der Flügelstürmer des VfL Bochum verbessern

In der Entscheidungsfindung, in der Handlungsschnelligkeit, sagt Trainer Thomas Reis, müsse er noch stärker werden. Zuletzt zu sehen auch beim Testspiel gegen Viktoria Köln, als er zu voreilig abschloss statt „mit seiner Dynamik, aus dem Tempo heraus den Torwart noch zu umspielen“, erklärt Reis. In solchen Situationen müsse er „mutiger“ auftreten – in anderen schneller abspielen.

Antwi-Adjei selbst zögert keine halbe Sekunde auf die Frage, was er verbessern muss: „Tore schießen“. Am besten bei Bayer 04, einem „sehr spielstarken Gegner mit einem starken Zentrum und viel Speed über die Außen“, meint „Jimmy“, wie ihn ja alle nennen beim VfL.

Konkurrenzkampf: Antwi-Adjei, Pantovic, Asano sind die Optionen

Kehrt Takuma Asano gesund von seiner Länderspielreise zurück, dürfte er mit Milos Pantovic, dem defensivstärkeren und zuletzt auch offensiv so selbstbewusst auftretenden Mittelfeld- und Angriffs-Allrounder konkurrieren um einen freien Platz auf dem Flügel. Alternativ könnte Pantovic auch ins Zentrum rücken, wobei nach der strukturierten Leistung gegen die ja ebenfalls spielstarke TSG Hoffenheim dort erneut mit dem ohnehin gesetzten Kapitän Anthony Losilla sowie mit Elvis Rexhbecaj und Eduard Löwen zu rechnen ist.

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Auch als Joker könnte Antwi-Adjei entscheidend sein

Im Vergleich zu Pantovic ist Antwi-Adjei der schnellere Mann, der mit seinem Tempo beim Konterspiel auftrumpfen könnte. Spielt er nicht von Beginn an, dürfte er noch vor Herbert Bockhorn die erste Wechseloption sein für die Offensive - und könnte dann für frischen Schwung sorgen. Jokertore haben zuletzt ja Konjunktur beim VfL: Die letzten drei Treffer erzielten eingewechselte Spieler.

Selbstbewusst genug jedenfalls ist Antwi-Adjei vor der Herausforderung in Leverkusen: „Wir müssen defensiv wieder gut stehen und unsere Kontersituationen gut ausspielen. Wir fahren da auf jeden Fall hin, um ein gutes Spiel zumachen und drei Punkte mit nach Hause zunehmen.“