Essen. Im Westen wird in den Bundesligastadien künftig die 2G-Regel gelten. Der Essener Virologe Ulf Dittmer warnt über 60-Jährige ohne Booster-Impfung.
Auf die Sportvereine der Region kommt eine neue organisatorische Aufgabe zu. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat eine neue Corona-Maßnahme beschlossen und setzt künftig flächendeckend auf die 2G-Regelung – auch bei Fußballveranstaltungen werden nur noch geimpfte und genesene Menschen zugelassen. Das kündigte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Dienstag in Düsseldorf angesichts der stark steigenden Corona-Infektionszahlen an. Damit wolle das Land vor allem Ungeimpfte schützen.
Starttermin für 2G-Regel steht noch nicht fest
Ab wann die Regelung genau gelte, sagte Wüst nicht. Wüst bezeichnete die Maßnahmen als „Wachsamkeit“ und „konsequentes Handeln“, das Land wolle „vor der Lage bleiben“. Vermutlich werden die Spiele am Wochenende noch unter 3G-Bedingungen ausgetragen werden können, denn die Klubs haben bereits Karten verkauft, die auch Ungeimpfte erwerben konnten.
Borussia Dortmund hofft am Samstag beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart auf bis zu 67.000 Fans. Borussia Mönchengladbach kann für das Heimspiel gegen Greuther Fürth maximal 46.000 Karten verkaufen, für die Partie Bayer Leverkusen gegen den VfL Bochum sind 29.500 Fans zugelassen.
Doch wie sicher ist der Stadionbesuch angesichts der steigenden Infektionszahlen?
Schon im Juli hatte der Virologe Prof. Dr. Ulf Dittmer vom Universitätsklinikum in Essen gegenüber dieser Redaktion erklärt, dass er volle Tribünen für verantwortbar halte, wenn alle Personen geimpft oder genesen sind. Damals lag die Inzidenz etwa in Dortmund allerdings noch bei unter 50, jetzt kratzt sie an der 200er-Marke. „Ich bleibe dabei, dass für mich ein Stadionbesuch unter 2G-Bedingungen möglich ist, wenn die organisatorischen Abläufe zur Kontrolle sichergestellt sind“, erklärt Dittmer nun auf unsere Anfrage. „Eine Einschränkung mache ich allerdings: Personen über 60, die noch nicht ihre Booster-Impfung erhalten haben, würde ich derzeit empfehlen, größere Menschenansammlungen zu meiden.“
Gefahren bei der Anreise zu Spielen
Als Booster-Impfung wird die dritte Impfung bezeichnet, die den Schutz nach sechs Monaten enorm erhöht. Sie sei der Weg, um die vierte Welle zu brechen, sagt Dittmer und betont: „Wir müssen die Impfquote weiter steigern, noch besteht in NRW aber kein medizinischer Notstand wie in anderen Bundesländern.“
Seit Oktober dürfen in Nordrhein-Westfalen wieder alle Sitzplätze in einem Stadion belegt werden, zudem können 50 Prozent der Stehplatz-Karten verkauft werden. Bislang mussten Vereine dafür 3G-Bedingungen schaffen, jetzt werden die Auflagen verschärft. Generell haben Fußballspiele den Vorteil, dass sie unter freiem Himmel stattfinden, was das Risiko einer Übertragung deutlich senkt. Dafür erhöhen Gesänge, die Enge auf den Zugangswegen zu den Plätzen und die Anfahrt, die teilweise im öffentlichen Nahverkehr erfolgt, das Risiko.
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„Ungeimpfte, die nur getestet sind, könnten sich im Stadion anstecken und dann erkranken, weil Corona auch von Geimpften übertragen werden kann“, erklärt Ulf Dittmer. „Es besteht auch ein geringes Risiko, dass sich Geimpfte im Stadion infizieren und das Virus weitertragen, aber mit diesem Risiko müssen wir lernen zu leben.“