Bochum. Manuel Riemann ledert nach dem 0:3 in Leipzig gegen seine Kollegen. Trainer Thomas Reis hingegen äußert sich mit mehr Bedacht.

„Fight for your right“ von den Beastie Boys dröhnte durch die Arena. Viele kleine Scheinwerfer flackerten in Rot. Und die Spieler von RB Leipzig feierten eine kleine, kurze Party mit den Fans, von denen einige sie noch ausgepfiffen hatten in der Pause.

Mit 3:0 gewann Leipzig gegen Bochum am Ende standesgemäß dank drei später Treffer in acht Minuten, wobei das 0:1 ausgerechnet in der stärksten Phase fiel, der Phase zwischen Minute 30 und 70.

Während auch die 500 VfL-Fans unter den rund 25.500 im Stadion ihr Team im Disco-Licht erneut mit Applaus verabschiedeten, fand Bochums Bester wie schon nach dem 0:0 gegen Stuttgart wieder harte, klare Worte.

Bochums Trainer Thomas Reis: "Sieg von Leipzig nicht unverdient"

Er ärgerte sich maßlos über das Verhalten beim 0:1, als Silva frei im Fünfmeterraum einköpfen konnte nach einer Ecke. „Wir verlieren das Spiel meiner Meinung nach nach einer Standardsituation. Ich weiß nicht, ob der erste Ball schon drin war - aber bei Leipzig laufen vier Spieler nach, die den Ball über die Linie stolpern, von uns steht genau keiner da. Da ist einfach zu wenig. Das hat auch mit Naivität nichts zu tun. Bei einer Ecke weiß ich schon, dass ich mein eigenes Tor verteidigen muss, aber offenbar nicht alle, keine Ahnung“, lederte Riemann auch gegen die eigenen Kollegen. Nach dem 0:2 nahm er sich auf dem Platz Elvis Rexhbecaj vor, später auch am Sky-Mikro. „Wenn es da einen Disput gab, klären wir das intern“, erklärte Trainer Thomas Reis auf der Pressekonferenz.

Bochums Torwart Manuel Riemann ist verzweifelt.
Bochums Torwart Manuel Riemann ist verzweifelt. © getty Images

Reis trat deutlich souveräner auf als Riemann, obwohl er sich ebenfalls maßlos ärgerte über die Gegentore, jedes Einzelne. „Es kam Unruhe auf, wir haben Leipzig beschäftigt“, sagte er halb zufrieden, halb unzufrieden, vor allem enttäuscht über das Resultat und einige Fehler zu viel, zum Beispiel am Anfang: „Wir hatten in den ersten 20 Minuten große Probleme und Glück.“

Letztlich aber „ist es sehr ärgerlich, dass man nach so einem Spiel, das wir im Rahmen unserer Möglichkeiten lange offen gehalten haben, drei Tore schlucken. Natürlich ist der Sieg von Leipzig aber auch nicht unverdient“, so der VfL-Coach.

VfL Bochum seit drei Spielen ohne eigenes Tor

Sebastian Schindzielorz, Bochums Sport-Geschäftsführer, äußerte sich ähnlich: „Wir sind sehr enttäuscht. Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen, haben mit Glück die Anfangsphase überstanden“, meinte Schindzielorz. „Dann hatten wir eine Phase, in der wir aktiver waren, letztlich hat der letzte Pass aber gefehlt. Wir haben in der Defensive wieder zu viele Fehler gemacht. Die Niederlage ist schwer zu akzeptieren.“

Nach den schwachen ersten 15 Minuten mit viel Dusel fand Bochum besser ins Spiel, RB wirkte fortan verunsichert nach dem schwachen Ligastart. Der VfL dominierte in der zweiten Halbzeit sogar teils die Partie, letztlich sprang aber keine richtig gute Chance dabei heraus.

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Bochum hat nun drei Spiele in Folge kein Tor mehr erzielt. Auch, weil der eingewechselte Sebastian Polter drei Chancen zum Ehrentreffer so vergab, wie sie ein Stoßstürmer eigentlich nicht vergeben darf. „Ein Tor“, ärgerte sich Reis auch darüber, „hätte uns sicherlich gut getan.“

Leipzig indes legte nach dem 1:0 direkt nach. Reis: „Das ist das Manko, wir verlieren nach dem Gegentor ein bisschen die Kontrolle, so ist das 0:2 zu einfach gefallen. Wir zahlen weiterhin ein bisschen Lehrgeld. Aber wir werden weiterarbeiten und müssen weiter mit Mut vorangehen.“

VfL Bochum: Reis verzichtete auf Kaderplatz für Stürmer Ganvoula

Reis hatte seine Startelf geändert und erklärte hernach seinen Plan, der nur zum Teil aufging. Mit Takuma Asano wollte er „mehr Beweglichkeit und vorne mehr Tempo“ im Spiel haben als mit Wandstürmer Sebastian Polter. Weil mit ihm ein kopfballstarker Spieler fehlte, brachte er mit Robert Tesche einen kopfballstärkeren Spieler ins Mittelfeldzentrum, erklärte Reis, warum er Tesche den Vorzug vor Eduard Löwen gab. Tesche aber zeigte eine schwache Leistung. Asano rannte viel, es fehlte aber die Durchschlagskraft, zudem stand er zu oft im Abseits.

Bochums Trainer Thomas Reis während des Spiels in Leipzig.
Bochums Trainer Thomas Reis während des Spiels in Leipzig. © dpa

So wie in München Silvere Ganvoula. Der Stürmer durfte nicht mit, Reis ließ zwei Plätze im Kader frei. Öffentlich wollte er sich nicht konkret äußern. „Ich habe den Kader aufgestellt, der meiner Meinung nach der Beste für das Spiel in Leipzig war“, sagte er.

Den Kader wird er nun zwei Wochen lang im Training beobachten können, um ihn auf das wichtige Auswärtsspiel bei Schlusslicht Fürth vorzubereiten. „Wir werden versuchen, die Punkte zu sammeln gegen Mannschaften, die mit uns auf Augenhöhe sind. Wir müssen trotzdem einige Dinge ansprechen und verändern“, sagte Reis. Seinen Mut verliert der Coach jedenfalls nach vier Auswärtsniederlagen in vier Partien nicht. Im Gegenteil: „Ich habe ab morgen Vorfreude auf Fürth. Da gilt es, besser abzuschneiden als in den bisherigen vier Auswärtsspielen.“