Bochum. Das 0:0 gegen Stuttgart hat dem VfL Bochum gut getan. Gegen RB Leipzig will Trainer Reis eine ähnliche Kompaktheit sehen. Dazu setzt er auf Tempo.

Das Training der Profis des VfL Bochum war längst beendet, da schnappte sich Tarsis Bonga ein Ballnetz, legte sich noch Hütchen als Markierung hin und schoss aus mehr als 20 Metern aufs und ins leere Tor. Einmal, dreimal, immer wieder. Der Angreifer spielt bei Trainer Thomas Reis derzeit nicht keine, sondern gar keine Rolle. Die Zusatzeinheit machte Bonga dann auch nicht auf Geheiß des Trainers, sondern aus eigenem Antrieb. Dass gute Leistungen im Training und der Wille, sich zu entwickeln und zu verbessern, dazu führen können, irgendwann doch die Chance in der Meisterschaft zu bekommen, hat Bonga zuletzt bei einem Mitspieler gesehen.

Erhan Masovic hat lange gebraucht, um ins Team zu kommen. Der junge Serbe hat in der gesamten vergangenen Saison acht Spiele gemacht. Nun werden es bald schon drei sein. Nach seiner guten Vorstellung gegen Stuttgart wird Reis ihn auch am Samstag gegen RB Leipzig bringen. Davon ist auszugehen.

Überhaupt wird es eher keinen Wechsel in der Startformation geben. Herbert Bockhorn überzeugte wieder als Schienenspieler auf der rechten Seite. Das Mittelfeld mit Anthony Losilla, Elvis Rexhbecaj und Eduard Löwen gefiel mit viel Lauf- und Kampfbereitschaft. Auf den Außenbahnen sorgten Gerrit Holtmann und Christopher Antwi-Adjei dafür, dass die Stuttgarter in der Statistik der Gelben Karten einen großen Sprung nach vorne machten.

Reis sieht weiteren Verbesserungsbedarf

Gleich drei Stuttgarter sahen die Gelbe Karte, weil sie das Tempo der schnellen Bochumer unfair stoppen mussten.

Reis sah natürlich auch bei dem Kein-Tore-Spiel gegen Stuttgart noch Besserungsbedarf an vielen Stellen – zum Beispiel beim Konter ausspielen, den eigenen Standardsituationen und denen des Gegners.

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In Summe war er aber nach den sieben (Toren) auf einen Streich in München zunächst zufrieden damit, dass sein Team deutlich kompakter gestanden hatte und wenig Stuttgart zugelassen hatte.

„Die Stuttgarter hatten im zweiten Abschnitt mehr von Spiel“, sagte er. „Aber bei den Chancen hatten wir die Nase vorn. Stuttgart hatte zwar einige Abschlüsse, aber Manuel Riemann musste nur einen Ball halten.“ Das war in der ersten Hälfte, als ihm nach einer Stuttgarter Ecke der Ball genau in die Handschuhe flog.

Das 0:7 hat aufs Gemüt gedrückt

Beim einzigen Tor des Tages, das dann wegen Handspiels völlig korrekterweise nicht zählte, war er ohne Chance. Reis war auch zwei Tage nach dem Spiel anzumerken, dass es ihn a) freute, dass das Tor nicht gezählt hatte und b) ärgerte, dass sein Team beinahe durch einen Standard verloren hätte.

Das 0:0 taugte zumindest dafür, dass die Stimmung rund um und beim VfL Bochum deutlich heller war. Das 0:7 bei den Bayern hatte doch mächtig aufs Gemüt gedrückt.

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Nun droht allerdings der nächste mächtige Angriff auf das Tor von Riemann. Der nächste Gegner Leipzig hat mit dem 6:0 gegen Hertha Berlin die Rückkehr zum erdrückenden Pressingfußball gefunden. Die Berliner, die schon gegen die Bayern fünf Gegentore bekommen hatten, waren ähnlich chancenlos wie die Bochumer in München.

Leipzig sei eins von fünf, sechs Teams der Bundesliga, gegen die bei Mannschaften wie dem VfL Bochum immer alles passen müsse, sagte Reis. „Und auch dann wird es schwer genug.“

Die gute Seite des bösen Bayern-Spiels

Vor diesem Hintergrund kann das böse Bayern-Spiel noch seine gute Seite haben. Die VfL-Profis wissen nun was passiert, wenn sie nicht als Mannschaft verteidigen und angreifen. Beim Training am Dienstag wollte Reis daher dann auch wieder sehen, dass seine Abwehrspieler durchverteidigten, also den Gegner auch verfolgen, um ihn weiter vom Tor weg zu stellen. So wie es Erhan Masovic gegen den VfB Stuttgart Stuttgart gezeigt hatte.

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„Er bringt diese Fähigkeit mit“, sagte Reis, „weil er ein gelernter Sechser ist.“ Erneut hat Reis bei und mit Masovic gezeigt, dass er bei seinen Spielern immer auch die Phantasie hat, sie auf anderen Positionen zu sehen und spielen zu lassen, als sie es gewohnt sind.