Bochum. Das 0:0 des VfL Bochum gegen Stuttgart brachte viele Geschichten. Trainer Thomas Reis erzählte bei etlichen mit. Er hatte eine glückliche Hand.

Ein gutes Auge oder ein sogenanntes „gutes Händchen“ für junge Fußballer muss Thomas Reis schon immer gehabt haben. Der Cheftrainer des VfL Bochum hat in seinem Trainerleben schon viele junge Spieler trainiert. Darunter waren zum Beispiel auch Maxim Leitsch und Armel Bella-Kotchap, die beiden jungen Innenverteidiger, die das Innenverteidiger-Duo beim Aufstieg in die Bundesliga bildeten. Gegen den Stuttgart gab Reis nun dem nächsten jungen Spieler die Möglichkeit, sich in der Bundesliga zu zeigen.

Erhan Mašović stand bisher beim VfL Bochum nicht im Verdacht, die Abwehr stabilisieren zu können. Er war oft im Kader, spielte wenig. Erfahrung hat Mašović aber bereits gesammelt, auch in verschiedenen Ländern und Ligen.

Er begann seine Karriere im Jahr 2013 beim serbischen Club FK Čukarički. 2016 unterschrieb er seinen ersten Profivertrag. Sein Profidebüt gab er im Alter von 17 Jahren.

Nur acht Spiele in der 2. Bundesliga

Im Jahr 2017 wechselte er in die erste belgische Liga zum FC Brügge und wurde in seiner ersten Saison mit dem Klub Meister. Weil er wenig spielte, wechselte er 2018 auf Leihbasis zu AS Trencin in die erste slowakische Liga. 2019 wechselte er auf Leihbasis nach Dänemark zum AC Horsens.

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Am letzten Transfertag des Sommertransferfensters 2020 wechselte er fest nach Bochum und unterschrieb dort einen Vertrag über drei Jahre. Beim 5:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf am 30. November 2020 bestritt er sein erstes Zweitligaspiel. Viele Partien folgten dann nicht. Mašović spielte noch weitere sieben Mal, war ansonsten ohne Einsatz im Kader.

In dieser Saison war er beim 2:0 gegen Mainz eingewechselt worden. Nun gegen Stuttgart startete er – und überzeugte. „Erhan Mašović hatte die nötige Unbekümmertheit“, sagte Reis. „Er wirkt immer souverän und ruhig. Er hat das gehalten, was wir uns von ihm versprochen hatten.“

Auch Bockhorn und Losilla als Lichtblicke

Nach dieser Leistung gegen Stuttgart habe er gute Chancen, in Leipzig zu spielen. Reis: „Er hat sich seinen Platz erobert, darf jetzt aber nicht weniger machen. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass Spieler manchmal Geduld haben müssen, um dann ihre Chance zu nutzen. Wir hatten bei ihm das Vertrauen, dass es funktionieren kann. Schön, dass es geklappt hat.“

Mašović war nicht der einzige Lichtblick aus VfL-Sicht beim 0:0 gegen Stuttgart. Reis konnte weiteres Lob für weitere gute Leistungen verteilen und konnte sich damit auch selber für seine Personalentscheidungen loben – was er nie tun würde.

Auch Herbert Bockhorn habe es gut gemacht, sagte Reis. „Er hat sich durch zuletzt bessere Leistungen im Training angeboten.“ Bockhorn rückte wieder für Konstantinos Stafylidis ins Team, gefiel mit Tempo und Zweikampfhärte.

Riesenverantwortung für den Kapitän

Anthony Losilla war dagegen im Team geblieben, obwohl er gegen die Bayern teilweise über das Feld geirrlichtert war. Der Kapitän ist ein Beispiel dafür, dass Reis immer versucht, am jeweiligen Spieltag für den jeweiligen Gegner die vermeintlich beste Formation aufzubieten. Dabei schaut er nicht auf das Alter, sondern viel auf die Trainingsleistungen.

„Er hat von mir für das Stuttgart-Spiel eine Riesenverantwortung bekommen“, sagte Reis. „Er sollte der kontrollierende Sechser sein. In München hat er es nicht gut gemacht, da ist er Opfer seines Helfersyndroms geworden.“ Gegen Stuttgart zeigte Losilla dann seine bisher beste Saisonleistung.

„Es hat uns als Mannschaft gutgetan, positionstreuer zu spielen“, sagte Reis. „Wir haben unseren Plan als Mannschaft umgesetzt.“ Auch Danilo Soares zeigte sich verbessert. „Es war es wichtig“, sagte Reis, „dass er defensiv gut steht. Ich will ihm sein brasilianisches Element nicht komplett nehmen, aber im Vergleich zum Spiel bei den Bayern musste er diesmal sein Spiel etwas umstellen.“

Mit Stabilität gegen die Leipziger Qualität

Ganz wichtig sei gewesen, wenig einfache Fehler zu machen. Das muss zunächst einmal auch der Ansatz gegen Leipzig sein.

„Wir machen uns in dieser Woche Gedanken darüber, wie wir Leipzig entgegentreten wollen“, sagte Reis. „Sie tauchen im letzten Drittel bisweilen mit fünf Spielern auf. Wir wollen ihrer großen Qualität große Stabilität entgegenhalten. Und wir wollen versuchen, die Leipziger zu überraschen.“

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Die Bundesliga sei eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. „Es gibt sechs Teams, die unerreichbar sind“, sagte Reis. „Dazu gehört auch Leipzig. Wenn man aus den Spielen gegen eins dieser Teams etwas holen will, muss alles passen.“

Hilfreich ist da nicht, dass sich die Leipziger gerade jetzt wieder ihrer Bestform nähern. Gegen Hertha Berlin gewannen sie mit 6:0. „Ich habe die Tore der Leipziger gegen Berlin gesehen“, sagte Reis. „Da ist nicht wenig Qualität bei Leipzig. Sie haben den Switch gefunden.“

Gamboa vor Rückkehr ins Mannschaftstraining

Reis hofft ebenso, dass sein Team nun in der Liga angekommen ist und sich mit seinen Leistungen stabilisiert. Hilfreich ist da, dass zu den Spielern, die länger fehlen – also zum Beispiel Maxim Leitsch und Simon Zoller – keine weiteren Spieler dazu gekommen sind, die gegen Leipzig ausfallen könnten.

„Ich gehe davon aus, dass am Dienstag beim Training alle dabei sein werden“, sagte Reis. „Losilla hatte leichte muskuläre Probleme, Masovic auch, was nach einer so langen Phase ohne Wettkampf nicht verwunderlich ist. Aber beide werden trainieren können. Cristian Gamboa kann vielleicht auch schon Teile des Mannschaftstrainings mitmachen. Wenn wir in der Länderspielpause ein Testspiel haben, könnte es sein, dass er dabei ist.“