München. So hoch hat der VfL Bochum in der Bundesliga nie verloren. Nach der historischen 0:7-Niederlage bei den Bayern fand auch Trainer Reis klare Worte.

Dass so ein Ergebnis möglich sein würde, hatte keiner zwingend erwartet, im Hinterkopf aber hatte jeder auch hohe Siege des FC Bayern München in der Bundesliga. Mit 0:7 (0:4) verlor der VfL Bochum bei den Bayern. So hoch hatte ein Team des VfL Bochum bisher in der Bundesliga nicht verloren. Das brachte Torwart Manuel Riemann gehörig durcheinander und Trainer Thomas Reis blieb wenig anderes übrig, als zu versuchen, den Kopf oben zu lassen.

Bei Leon Goretzka, dem ehemaligen Spieler des VfL Bochum, waren die Gefühle zumindest leicht zwiegespalten. Zum einen freute er sich über den Sieg. „Wir haben Bock Fußball zu spielen und setzen die Philosophie des Trainers immer besser um. Heute hat es viel Spaß gemacht.“

Die Bochumer taten ihm dagegen leid. „Zehn Minuten hat es gedauert, bis wir ins Spiel gefunden haben. Dann waren wir sehr dominant und haben Bochumer keine Luft mehr zum Atmen gegeben. Wir wollten die Tore machen. Hier muss Bochum nicht die Punkte holen.“

Reis erwartet viel Kritik und Spott

Zufrieden war auch Bayerns Trainer Julian Nagelsmann mit dem Ergebnis und der Art und Weise. „Wir hatten in den ersten zehn Minuten ein paar Probleme. Danach haben wir uns sehr gut gefangen. Wir hatten eine gute Struktur. Insgesamt war es ein sehr guter Auftritt. Wir wollten auf jeden Fall zu null spielen, da hatten wir die Gier.“

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Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum, dagegen weiß, dass die nächsten Punkte nach dem bislang einzigen Sieg nach dem Aufstieg möglichst gegen Stuttgart im nächsten Heimspiel her müsste. Er wusste allerdings auch, dass er und sein Team in den nächsten Tagen mit viel Kritik werden leben müssen.

„Es ist bitter, wenn man heute schon viermal gehört hat, dass das 0:7 die höchste Niederlage in der Bundesliga war. In der vergangenen Saison war vieles gut, daher ist es umso bitterer, dass wir jetzt diese Spiele so verlieren.“

Mehr als eine Klasse Unterschied

Sein Team habe die Umschaltmomente wieder nicht gut ausgespielt und wollte gerade in der Zentrale die Bälle nicht verlieren. „Das hat vor einigen Gegentoren nicht geklappt. In der Halbzeit haben wir dann gesagt, dass es 0:0 steht, so wollten wir wieder ins Spiel gehen.“

Sein Team müsse zwingend die Naivität ablegen. „Vor dem 0:3 wollen wir dem Gegenspieler noch aufhelfen. Heute war es mehr als eine Klasse Unterschied. Wir werden nach diesem Spiel und dem Ergebnis auch Spott aushalten müssen. Ich werde mir jetzt aber keinen Sack über den Kopf ziehen, wenn ich durch Bochum laufe. Wir müssen die Köpfe wieder hochbekommen und gegen Stuttgart ein anderes Gesicht zeigen. Ich glaube fest daran, dass wir das schaffen.“

Kapitän Anthony Losilla hatte auch keine Erklärung für das Debakel. „Wir haben gut angefangen, haben nach dem 0:1 aber komplett die Ordnung verloren. Ein 0:7 ist schon hart, so hoch habe ich in meiner Laufbahn bisher nicht verloren. Wir müssen daraus lernen. Unsere Ordnung hat nicht gepasst und wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen. Unsere Euphorie, die wir nach dem Aufstieg hatten, ist nicht weg. Aber wir wollten schon ein anderes Spiel zeigen.“

Riemann hat Verständnis für Passivität

Manuel Riemann, der als Torwart am meisten zu leiden hatte, hatte kein Verständnis für die Passivität seiner Mitspieler. Dass das Spiel und das Ergebnis Spuren hinterlassen hatten, zeigte sich, als er im Interview zunächst von einem 0:8 sprach. Der Reporter musste ihn darauf hinweisen, dass es „nur“ sieben Gegentore waren.

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Er habe das mitbekommen, aber in dem ganzen Trubel vergessen. „Dann gibt es halt sieben Stück. Es war für die Bayern ein Trainingsspiel: Wenn man hierherkommt und es dem Gegner teilweise so einfach macht, Tore zu schießen, dann gibt es so eine deutliche Niederlage. Es ist unglaublich bitter. Wir müssen lernen, in den spielentscheidenden Räumen einfach viel konsequenter zu sein. Das bedeutet: Im eigenen Sechzehner konsequenter verteidigen, aber auch vorne die Chancen konsequenter zu nutzen. Heute waren wir in allen Belangen unterlegen. Daraus müssen wir lernen.“

Stürmer Sebastian Polter, der ohne Wirkung blieb, fand dann das einzig Positive an dieser Reise, dem 0:7, bei der Reise nach München: „Wir haben in den ersten 15 Minuten gezeigt, dass wir konzentriert waren und ein gutes Spiel bis dato gemacht haben. Das hätten wir über die gesamten 90 Minuten zeigen müssen. Das müssen wir uns heute ankreiden. Die einzigen, die heute performt haben, waren unsere Fans oben auf den Rängen. Ein riesiges Dankeschön für die Unterstützung und dass sie uns nach München begleitet haben.“