München. Noch nie hat der VfL Bochum in der Bundesliga höher verloren als am Samstagnachmittag beim FC Bayern. Mit 0:7 geht der VfL in München baden.
An Tagen der Wiesn ist der FC Bayern München eigentlich immer gut drauf. An diesem Samstag wäre eigentlich Start des größten Volksfestes gewesen. Die fällt zwar zum zweiten Mal in Folge aus, aber ein „O’zapft is“ gab es dennoch. In der Allianz-Arena sorgten die Spieler des FC Bayern München dafür. Sie empfingen Aufsteiger VfL Bochum und schenkten fröhlich ein. 4:0 hieß es bereits zur Pause, 7:0 am Ende.
Leon Goretzka, ehemaliger Spieler des VfL Bochum, hatte in einem der vielen Vorberichte zu diesem Spiel an die tiefe Fan-Freundschaft der beiden Vereine erinnert. So weit ging Freundschaft aber nicht, die Bochumer ernsthaft mitspielen zu lassen.
Vielmehr lief das Spiel irgendwann sehr schnell nach dem Motto: Wir spielen auf, ihr schaut zu. Den Bochumern wurde mehr als deutlich vom amtierenden Deutschen Meister die Grenzen aufgezeigt.
VfL Bochum: „Das ist mangelnde Erfahrung, wir zahlen Lehrgeld.“
Hans-Peter Villis, der Vorstandsvorsitzende des VfL Bochum, demonstrierte im Sky-Interview in der Halbzeit dennoch demonstrativ Gelassenheit. Das Team habe nicht zu viel Respekt vor den Bayern. „Das ist mangelnde Erfahrung, wir zahlen Lehrgeld.“
Das Team müsse einen „geraden Rücken machen“. Er glaube nicht, dass „wir noch 4:4 machen“. Aber es sei ja kein Debakel – wurde es ja dann doch. Villis aber ist überzeugt, „dass wir andere Spiele gewinnen werden“. Müssen die Bochumer ja auch, wenn sie die Klasse halten wollen.
Seit Donnerstag wissen sie, dass sie die Aufgabe ohne Simon Zoller angehen müssen. Der Stürmer hat sich das Kreuzband gerissen. Vor dem Spiel versammelten sich noch einmal alle VfL-Spieler, Torwart Manuel Riemann hielt ein Zoller-Trikot hoch. Es war eine schöne Geste in Richtung des verletzten Mitspielers.
Trainer Thomas Reis erhoffte sich ein Motivationsschub dadurch. Die Mannschaft solle eben auch für Zoller spielen. Mit viel Wohlwollen war das sogar zu sehen. Nach zwölf Minute gab Gerrit Holtmann den ersten Torschuss ab. Kurz danach versuchte sich Elvis Rexhbecaj.
Leroy Sane mit tollem Freistoßtreffer gegen den VfL Bochum
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bochumer schon zwei Torschüsse mehr als der FC Barcelona in der Champions League gegen die Bayern. Barca hatte keinen Torschuss geschafft.
Kurz danach aber schalteten die Bayern in den Wiesn-Modus. Als Türöffner musste allerdings ein Freistoß herhalten. Leroy Sane schoss ihn in Minute 17. mit links an einer Bochumer Dreimann-Mauer zum 1:0 ins Tor.
Die Bayern zogen das Tempo mehr und mehr, spielten mit direkten Bällen die Bochumer Abwehr auseinander. Die Tore fielen schneller als selbst der geübteste Wiesn-Besucher eine Maß Bier austrinken kann.
Bitteres Eigentor sorgt vor der Pause schon für das 0:4
27. Minute: Anspiel Sane auf Joshua Kimmich, der ist acht Meter vor dem Tor völlig frei, Schuss aus der Drehung, 2:0
29 Minute. Fast das 3:0 durch Sane.
32. Minute: Eingeschenkt ist, das 3:0 durch Serge Gnabry, der nach einem schnell ausgeführten Freistoß schneller als Danilo Soares ist.
Robert Lewandowski war bis dahin noch gar kein Faktor. Außer, dass er Gegenspieler auf sich zog. Er sorgte dann aber dafür, dass in der 43. Minute Vasilios Lampropoulos ein Eigentor zum 4:0 für die Bayern unterlief. Lampropoulos verhinderte damit einen Doppelpass zwischen Müller und Lewandowski, nicht aber das Gegentor.
VfL Bochum ist in München restlos überfordert
Bochum fehlte danach mehr und mehr der Mut und Überzeugung und natürlich machte Lewandowski sein Tor. Allerdings erst in der zweiten Hälfte.
Nach 61 Minute erhöhte er auf 5:0. Weitere vier Minuten später stand es 6:0, war das halbe Dutzend voll, als erneut Kimmich traf. Der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting machte noch das 7:0 gegen zu diesem Zeitpunkt restlos entnervte und restlos überfordert wirkende Bochumer.
Bayerns Trainer Julian Nagelsmann hatte vor der Partie, dass man in der Bundesliga, nicht da sei, wo der FC Bayern sein wolle, sondern „nur auf Platz zwei“.
Deswegen sei es umso wichtiger, immer an die Grenzen zu gehen, auch gegen Bochum. „Wir müssen wachsam sein, auch den Raum hinter der Kette verteidigen. Auch wenn Bochum noch nicht so gute Ergebnisse hatte, machen sie es gut. Sie haben ihre Struktur aus der Aufstiegssaison beibehalten.“
Immerhin die Unterstützung der VfL-Fans war erstligareif
Die reichte gegen die Bayern aber nicht aus. So griff auch eine der Ideen von Thomas Reis nicht. Er hatte sich „auch aufgrund der Trainingseindrücke“ gegen Eduard Löwen im Mittelfeld entschieden und sich durch die Hereinnahme von Robert Tesche eine größere defensive Stabilität erhofft.
Sein Team solle zusammenstehen, die Räume eng machen und mutig sein. Bis zum 1:0 für die Bayern klappte das.
Eine gute Note verdienten sich nur die VfL-Fans. Die 1250 zugelassenen und mitgereisten Fans feuerten ihr Team fast 90 Minuten durchgängig an.
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