Bochum. Bei der ersten Heimniederlage gegen Hertha BSC zeigte der VfL Bochum viel Leidenschaft, aber auch zu viele Defizite. Ein Kommentar.

Thomas Reis war vermutlich gar nicht so richtig überrascht. Sehr ruhig und besonnen analysierte er das Spiel. Lobte den Einsatz, kritisierte die Defizite. Und davon gab es beim 1:3 gegen den nach drei Startniederlagen offensichtlich verunsicherten, sich neu sortierenden, kurzum schwachen Gast Hertha BSC zu viele.

Dass die Flanken, die letzten Pässe ein Problemkind des VfL Bochum sind, darauf weist der Trainer ja nahezu täglich hin. Er fordert die Spieler auf, auch selbst mehr zu tun, damit diese entscheidenden Bälle auch den Mann finden, den sie häufiger finden müssen, um in der Bundesliga zu punkten. Und letztlich zu bestehen. Bisher offenbar vergeblich. Zumindest ist noch kein Fortschritt zu erkennen.

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Viel Herz und Leidenschaft werden von den Fans honoriert

Der VfL hat mit viel Herz und Leidenschaft gespielt, mit Aggressivität, Mut und Intensität in den Zweikämpfen. Das wollen die Fans sehen in Bochum, immer, auch auswärts übrigens. Das honorieren sie mit Applaus, auch bei und nach einer Niederlage wie dem unnötigen 1:3 gegen Hertha BSC.

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Bochum hat sich drei individuelle Fehler im Defensivverhalten zu viel geleistet, beteiligt waren eine Reihe von Spielern. Und er hat aus seinem Ballbesitz letztlich zu wenig Torgefahr kreiert. Auch, weil Sebastian Polter gegen die Berliner nicht zündete. Ein potenzieller Schlüsselspieler des VfL aber muss zünden, wenn am Ende Zählbares auf dem Konto landen soll.

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Eduard Löwen ist eine Schlüsselrolle zugedacht - er benötigt Spielpraxis

Vor allem dann, wenn ein anderer potenzieller Schlüsselspieler noch nicht der Mann ist, der den Unterschied ausmachen kann. Eduard Löwen soll den VfL leiten im Zentrum, er soll entscheidende Standards schlagen. Gegen Berlin aber enttäuschten ihn seine Standards selbst. Löwen ist eine wichtige Rolle zugedacht in dieser Saison. Seine Leistung am Sonntag war aber nicht gut genug, um Bochum den zweiten Heimsieg zu bescheren.

Auch das war aufgrund seiner Vorgeschichte, der fehlenden Spielpraxis in der Vorsaison, der Probleme in der Vorbereitung mit Olympiateilnahme und Verletzung eher keine Überraschung. Löwen ist 24, er will vorangehen beim VfL. Löwen benötigt weitere Spielpraxis. Reis wird sie ihm geben, sofern die Trainingsleistung stimmt.

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Gegen den VfB Stuttgart muss Zählbares her

Unterm Strich zählt bekanntlich immer das Ergebnis. Die Tabelle. Mit drei Punkten aus vier Spielen steht der VfL nicht gut, aber auch nicht ganz schlecht da. Allerdings geht es jetzt zum FC Bayern, und der Gegner beim Auswärtsspiel danach heißt RB Leipzig. Eine gute Leistung in München und in Leipzig, hohen Einsatz wie gegen Mainz und Berlin darf man erwarten. Punkte aber nicht.

Deshalb wird das nächste Heimspiel bereits besonders wichtig. Im eigenen Stadion gegen den VfB Stuttgart sollte der VfL die Fehler der Hertha-Partie nicht wiederholen. Sonst droht der zweite Saisonblock zwischen den Länderspielen zu einem Null-Punkte-Block zu werden.