Bochum. Vor 14.000 Fans im Ruhrstadion will der VfL Bochum am Sonntag gegen Hertha BSC gewinnen. Trainer Reis erklärt, wie das gelingen soll.

14.000 Fans und damit rund 750 Bochumer mehr als bei der stimmungsvollen 2:0-Bundesliga-Heimpremiere gegen Mainz kommen am Sonntag (17.30 Uhr, live auf DAZN) ins Vonovia Ruhrstadion. Das Haus an der Castroper Straße ist nach den Coronaregeln damit ausverkauft. Die Anhängerinnen und Anhänger sollen dabei helfen, dass der VfL gegen Schlusslicht Hertha BSC den zweiten Heim- und Saisonsieg feiert im vierten Spiel.

„Die Zuschauer werden wieder hinter uns stehen“, ist sich Trainer Thomas Reis sicher. „Aber es liegt auch an uns, diese Euphorie vom Rasen auf die Ränge zu übertragen.“ Und zwar mit gut geführten „Zweikämpfen, mit der richtigen Einstellung, auch mit spielerischen Elementen“, so Reis auf der obligatorischen Pressekonferenz am Freitagmittag. „Wenn uns das gelingt, sind wir im Zusammenspiel mit den Fans eine Heimmacht.“

Das ist die Marschroute von VfL-Trainer Thomas Reis

Dabei rechnet der VfL-Trainer mit einem umkämpften Spiel gegen einen angeschlagenen Gegner, der aber dank seines prominenten Kaders auch nach drei Niederlagen nicht als Außenseiter nach Bochum kommt. Insofern erwartet Reis auch, dass sein Team nicht kopflos drauflos stürmt, dass es zu Beginn auch zu einem Abtasten kommen könnte zwischen den Teams. „Wir müssen ein gutes Maß finden, nicht zu euphorisch zu sein. Es nutzt nichts, wenn wir nur vorne drauflos brettern und den Berlinern zu viele Räume anbieten“, sagt Reis.

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Er betont aber, dass sein Team dem Spiel seinen Stempel aufdrücken soll. „Wir werden uns bestimmt nicht komplett hinten reinstellen. Wir wollen aktiv sein, gemeinsam verteidigen, gemeinsam angreifen. Wir wollen von Beginn an Zeichen setzen. Ob es dann ein Angriffs- oder ein Mittelfeld-Pressing wird, hängt auch vom Gegner und vom Spielverlauf ab.“

Vorteil Bochum, Vorteil Berlin? Vor allem die Hertha-Offensive stellt sich neu auf

Vermutlich: mal das eine, mal das andere, sofern der Plan aufgeht. Dabei stellt Berlin aktuell auch ein schwer einzuschätzendes Team. Denn aufgrund zahlreicher Neuzugänge und einiger Ausfälle wird die Hertha mit einer Elf antreten, die vor allem in der Offensive so noch nie zusammen gespielt hat.

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Das kann ein Vorteil sein für Bochum. Aber auch für Berlin, meint Reis, weil die Neuen die Niederlagen nicht so mit sich herumschleppten, womöglich befreiter aufspielen könnten beim nächsten Re-Start-Versuch. Zudem relativiert Reis auch die Pleiten der Hertha: gegen Wolfsburg (Berlin 1:2, Bochum 0:1) und in Köln (Berlin 1:3, Bochum 1:2) hat ja auch der VfL schon verloren.

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Und dass die Hertha beim FC Bayern nicht punktet, ist so ungewöhnlich nicht, wenngleich die Art und Weise, das wehrlose Ergeben beim 0:5 für die Krise sorgte und nicht nur die Niederlage an sich. Letztlich: Die Herthaner haben „höhere Ambitionen“, sagt Reis, „aber sie kommen sicher nicht mit breiter Brust. Das müssen wir für uns ausnutzen.“

Nur fünf Spieler sind zu 100 Prozent gesetzt gegen Hertha

Wer dies von Beginn an versuchen soll, ließ der Trainer in aller Öffentlichkeit naturgemäß offen. Torwart Manuel Riemann, die Verteidiger Armel Bella-Kotchap und Danilo Soares, Außenstürmer Simon Zoller und Stoßstürmer Sebastian Polter haben ihren Stammplatz sicher. Wahrscheinlich setzt Reis zudem auf Innenverteidiger Vasilios Lampropoulos statt auf Saulo Decarli, dem unter anderem ja auch die Pflichtspiel-Praxis fehlt. Rechts hinten dürfte Herbert Bockhorn beginnen, da neben Innenverteidiger Maxim Leitsch auch Rechtsverteidiger Cristian Gamboa verletzt ausfällt.

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Indirekte Kritik an der Trainingsleistung von Bockhorn

Allerdings deutete Reis an, dass er mit den Trainingsleistungen von Bockhorn, der in Köln einen ganz schwachen Tag hatte, nicht wirklich zufrieden war zuletzt. „Wenn er seine Leistung bringt, ist er ein sehr guter Spieler für den VfL Bochum. Manchmal muss man aber dafür sorgen, dass er Konkurrenz im Nacken verspürt“, sagt Reis. Es gebe „zwei Alternativen“ für Bockhorn, so Reis, ohne Namen zu nennen. Vorstellbar wäre der recht flexibel einsetzbare Erhan Masovic oder Konstantinos Stafylidis, der sich allerdings links deutlich wohler fühlt. Womöglich hat Reis auch eine Überraschung parat, es wäre nicht das erste Mal.

Tesche, Losilla und Löwen sind im Mittelfeld zu erwarten

Zunächst aber ist mit Bockhorn zu rechnen. Im Mittelfeldzentrum könnte Robert Tesche auf die Sechs zurückkehren, Kapitän Anthony Losilla und Neuzugang Edurard Löwen könnten auf der Acht beginnen. Die Alternativen: Elvis Rexhbecaj, bisher stets von Beginn an dabei, und Milos Pantovic. Für das Startelf-Debüt von Löwen spreche unter anderem seine Qualität bei Standardsituationen. Und, so Reis: „Wenn er ins Laufen kommt, ist er schwer zu halten. Edu hat ein hohes Spielverständnis, er kann den tödlichen Pass spielen und hat selbst einen guten Abschluss.“ Das Manko: Aufgrund fehlender Matchpraxis könne er noch nicht bei 100 Prozent sein.

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Das gilt erst Recht für Danny Blum, der aber voraussichtlich erstmals im Kader stehen wird. Auf seiner Position Linksaußen konkurrieren Gerrit Holtmann, gegen Mainz ganz stark und in Köln ganz schwach, und Christopher Antwi-Adjei um den Startelf-Platz.

Blum steht vermutlich erstmals im Kader – drei Änderungen

Neben dem zuletzt gesperrten Tesche und dem zuletzt verletzt fehlenden Decarli wäre eine Blum-Nominierung die dritte Änderung im 20-Mann-Kader im Vergleich zum 1:2 in Köln. Weichen müssten wohl Raman Chibsah, Patrick Osterhage und Silvere Ganvoula, der nach seiner Länderspielreise erst am Samstag das erste und einzige Training seit zwei Wochen beim VfL absolvieren kann. „Für Silvere“, sagte Reis bereits am Donnerstag dieser Redaktion, „könnte es daher eng werden.“

Wer spielt, wer fehlt? Teams und Fakten

VfL Bochum: Riemann - Bockhorn, Lampropoulos, Bella-Kotchap, Soares - Tesche - Löwen, Losilla - Zoller, Holtmann - Polter. Reserve: Esser - Stafylidis, Decarli, Masovic, Rexhbecaj, Pantovic, Antwi-Adjei, Blum, Novothny. Alternativen für den Kader sind Chibsah, Osterhage und Ganvoula.

Es fehlen beim VfL: Gamboa (nach Hand-OP), Leitsch (muskuläre Probleme), Asano (nach Faserriss), Hartwig (Adduktoren-/muskuläre Probleme), Torwart Grave (Schulterverletzung). Silvere Ganvoula dürfte wegen seiner späten Rückkehr von der Länderspielreise diesmal keine Option sein.

Hertha BSC: Schwolow - Stark, Boyata, Torunarigha - Zeefuik, Boateng, Ascacibar, Mittelstädt - Richter, Serdar - Belfodil (Quelle: kicker.de). In der Offensive könnte auch Neuzugang Maolida beginnen, im Mittelfeld sind auch Tousart und Darida mögliche Startelf-Spieler.

Es fehlen bei der Hertha: Dardai, Jarstein, Jovetic, Piatek, Plattenhardt, Selke (alle verletzt/Aufbautraining).