Bochum. Robert Tesche steht vor seinem ersten Bundesliga-Heimspiel im Trikot des VfL Bochum. Nach seiner Roten Karte sieht er sich bereit fürs Comeback.

126 Bundesliga-Spiele hat er bestritten für Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und den Hamburger SV. 82 Mal spielte er in der englischen Championship für Nottingham Forest und Birmingham City, 126 Mal in der 2. Bundesliga, überwiegend für den VfL Bochum.

Und doch fiebert Robert Tesche, der 34-jährige Routinier, einer Premiere entgegen: Der Mittelfeldstratege steht nach über vier Jahren im VfL-Trikot vor seinem ersten Bundesliga-Heimspiel mit dem VfL Bochum. Noch dazu vor 14.000 Fans, am Donnerstag gab es nur noch vereinzelte Gäste-Karten (insgesamt 700).

„Ich bin bereit“, sagt der kühle Blonde, wie Bochums Radioreporter Günther Pohl ihn nach seinem so wichtigen Treffer zum 4:3 gegen Hannover 96 taufte. Und natürlich sagt Tesche noch im gleichen Atemzug auch, dass „der Trainer entscheidet“, wer spielt. Ob er spielt.

Tesche ist bereit, der Routinier steht voll im Saft

Es wäre zumindest keine Überraschung, wenn Thomas Reis ihm das Okay gibt für seinen zweiten Bundesliga-Einsatz in dieser Saison. Der erste war ja nach nicht einmal drei Minuten beendet, als Tesche eher reflexartig als bewusst mit der Hand das erste Gegentor verhinderte in Wolfsburg. Dafür sah er die Rote Karte, fehlte fortan in Wolfsburg (0:1), gegen Mainz (2:0) und in Köln (1:2).

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Vier Wochen ist Tesche, dessen trockener Humor mit wenigen Worten prägnant und authentisch daherkommt, nun ohne Pflichtspieleinsatz, für einen Musterprofi wie ihn eine „sehr lange Zeit“, wie er sagt. Nur in zwei Testspielen kam er zum Zug – und natürlich beim fast täglichen Training. Dass Tesche bei den Einheiten immer mit vorangeht, hat Reis schon häufiger betont. Tesche also ist voll im Saft. Bereit eben für die Hertha.

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Das zeichnet den Mittelfeldspieler Tesche aus

Der strategische Sechser punktet mit seiner Übersicht, seiner gehobenen Klasse in der Antizipation, die das Tempodefizit zwar nicht komplett ersetzen kann, es aber oft wettmacht. Tesche spielt technisch sauber ohne große Schnörkel, er prägt das Spiel auch mit seiner Präzision beim Pass-Spiel und nicht zuletzt mit seiner Torgefahr: Auch seine Treffer sorgten dafür, dass der VfL aufstieg in der Vorsaison. Auch deshalb wurde er zum Spieler der Saison gekürt von den Fans.

Nach seiner zweiten Roten Karte in seiner Karriere – die erste sah er als Bielefelder beim Spiel in München nach einem Foulspiel vor 13 Jahren, am 1. November 2008 – könnte Tesche auf die zentrale Position im defensiven Mittelfeldzentrum zurückkehren, auf die Sechs. Zuletzt spielte dort Kapitän Anthony Losilla, der dann wieder als Achter fungieren könnte neben Eduard Löwen oder Elvis Rexhbecaj.

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Fünf Kandidaten für drei Plätze: Trainer Reis freut sich über die Qual der Wahl

Auch Milos Pantovic bewirbt sich um einen der drei Plätze im Mittelfeld, hat aber wohl die schlechtesten Karten. Trainer Reis hat - auch auf anderen Positionen - die eine oder andere Variante getestet im Training, auch beim Spiel elf gegen elf, das am Freitag erneut stattfinden wird. Entschieden hat er sich noch nicht, wer aufläuft. „Ich bin froh, dass ich im Mittelfeld die Qual der Wahl habe“, sagt Reis.

Dabei verliefen die letzten beiden Partien ohne Tesche und weitgehend auch ohne Löwen höchst unterschiedlich, in Tesches Worten: „Das hält sich die Waage.“ Gegen Mainz berauschte der VfL die Fans bei ihrer Rückkehr ins Stadion und berauschte sich selbst an ihnen. „Das war überragend, vor vielen Fans, schön“, sagt Tesche. „Schade, dass ich nicht auf dem Platz gestanden habe.“ In Köln dann „haben wir nicht so gut gespielt“. Der Führungsspieler drückt sich höflich aus.

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Nach drei Pleiten: Hertha BSC kommt als Krisenklub ins Revier

Jetzt kommt die Hertha. Mit einem sehr, sehr teuren Kader. Und mit null Punkten nach drei Niederlagen zum Start, dem 1:3 in Köln, 1:2 gegen Wolfsburg und 0:5 beim FC Bayern.

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„Hertha ist schlecht reingekommen in die Saison, eine schwierige Situation“, sagt Tesche. „Wir wollen hoffen, dass auch am Sonntagabend bei den Berlinern noch die Null steht. Das ist unser Ziel.“ Mit dem Druck, der Leidenschaft, dem Willen wie gegen Mainz soll der nächste Dreier her, soll eine Serie halten: In der Vorsaison gab es nach jeder Niederlage einen Sieg. In dieser noch kurzen Saison glückte dies nach dem 0:1 in Wolfsburg mit dem 2:0 gegen Mainz.

VfL setzt auch in dieser Saison auf seine Heimstärke

Unabhängig von dieser Serie setzt Bochum auch auf seine Heimstärke, wie schon bei den zwölf Siegen und zwei Remis bei nur drei Niederlagen im Vonovia Ruhrstadion 2020/21, damals aber bekanntlich ohne Zuschauerinnen und Zuschauer. „Wir haben letzte Saison schon zuhause die Punkte geholt, die wir holen müssen. Das müssen wir beibehalten und gucken, dass wir auswärts mehr nachlegen können, dass wir auch auswärts gleich in die Vollen gehen und nicht so verhalten spielen wie in Köln.“

Bella-Kotchap ist gesund und fit wieder beim VfL Bochum gelandet

Zunächst aber gilt der Fokus dem Spiel nach der Länderspielpause gegen Hertha BSC. Personell hat sich die Lage insofern verbessert, dass Armel Bella-Kotchap gesund und fit von der Länderspielreise mit der U21 wieder beim VfL Bochum gelandet ist. „Er hat sehr ordentlich trainiert“, sagt Reis.

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Bella-Kotchap wird also wieder in der Innenverteidigung spielen, in der Maxim Leitsch weiterhin fehlen wird. Auch Cristian Gamboa, der Rechtsverteidiger, und Flügelstürmer Takuma Asano fallen aus. Asano soll, wenn alles glatt geht, am Sonntag wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren. Dann leitet Co-Trainer Frank Heinemann eine Einheit für alle Profis, die es nicht in den Kader für das Hertha-Spiel schaffen.

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Dazu zählt voraussichtlich auch Silvere Ganvoula. Der Stürmer landet nach seiner Länderspielreise mit dem Kongo erst am Freitag in Deutschland und wird auch diesen Trainingstag noch verpassen.