Bohcum. Krisenstoff lieferte Hertha BSC zuletzt reichlich. In Bochum soll die Wende her. Die Berliner treten dabei mit einer komplett neuen Offensive an.

Fredi Bobic gilt als Manager mit einem breiten Kreuz. Und der nach seiner erfolgreichen Zeit bei Eintracht Frankfurt im Sommer zum schlagzeilenträchtigen Big-City-Klub Hertha BSC gewechselte Ex-Nationalspieler darf dieses auch als Sport-Geschäftsführer in Berlin gleich täglich demonstrieren. „Alles, was bei Hertha schiefläuft, nehme ich gerne auf mich“, sagte Bobic der Berliner Zeitung.

Zum Saisonstart ist schon wieder einiges schiefgelaufen. Auf dem Platz, laut Medien auch vereinsintern auf mehreren Etagen. 1:3 in Köln, 1:2 gegen Wolfsburg, 0:5 beim FC Bayern. Letzter Platz. Eine Blamage für die Hertha, die nach der verkorksten und unter Trainer Pal Dardai, der Ende Januar zurückkehrte zu seiner Hertha, dann noch geretteten Saison umgehend ein ganz anderes Gesicht zeigen wollte.

Die Medien sind mit Krisenstoff prall gefüllt

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Zumal die finanzielle Ausstattung ja ihresgleichen sucht. 375 Millionen Euro pumpte Investor Lars Windhorst seit 2019 in den Klub, die letzte Rate über 30 Millionen Euro floss im August. 30 Millionen Euro, das sind rund sieben Millionen Euro mehr als der VfL Bochum für den Lizenzspieleretat zur Verfügung hat. Das Geld floss auch in neue Spieler - die Erfolge aber bleiben aus. Bisher.

Nach dem verpatzten Auftakt, den auch ein glanzloser 1:0-Sieg im DFB-Pokal beim SV Meppen nicht verschönern konnte, herrscht naturgemäß dicke Luft beim Großstadt-Großklub. Die bunten und weniger bunten Zeitschriften, Zeitungen, Online-Medien waren in den letzten zwei Wochen prall gefüllt mit Krisenstoff.

Zwist zwischen Manager Fredi Bobic und Trainer Pal Dardai soll beigelegt worden sein

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Von schlechter Kommunikation etwa schreibt die Sport-Bild, auch zwischen Fredi Bobic und Pal Dardai soll es knirschen wegen der vom Manager vorangetrieben Umbruch-Transferpolitik. Dardai hatte nach dem 0:5 in München, als die Hertha keine Gegenwehr zeigte, das Thema öffentlich befeuert: „Ich hänge nicht an meinem Sitz. Ich will hier keine Last sein“, sagte er.

Der Zwist soll beigelegt worden sein, heißt es von der Hertha, zu gewichtigen Dingen soll sich am besten nur noch Bobic selbst äußern. In Bochum sitzt jedenfalls Dardai weiter auf seinem Trainerstuhl. Wie lange, wird wohl auch vom Auftritt am Sonntag (17.30 Uhr/live bei DAZN) beim VfL abhängen.

Lukebakio, Cunia, Cordoba: Der Angriff der Vorsaison ist nicht mehr da

Jedenfalls soll nach der Länderspielpause und weiterer Transfers bis zum letzten Tag nun der zweite Versuch gelingen, den Neuanfang auch auf dem Rasen zu demonstrieren. Die Hertha hat sich von etlichen angeblichen Unruhestiftern im Team getrennt, von Dodi Lukebakio (Leihe nach Wolfsburg) zum Beispiel oder Matheus Cunia (für 30 Millionen Euro zu Athletico Madrid). Auch Jhon Cordoba hat den Klub im Sommer für viel Geld verlassen (20 Millionen Euro/FK Krasnodar).

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Da im Vergleich zum Bayern-Spiel, als Lukebakio noch in der Startelf stand, die Offensivkräfte Stevan Jovetic (kam vom AS Monaco) und Davie Selke verletzt ausfallen, wird die Hertha in Bochum mit einem komplett neuen Angriff antreten.

Belfodil, Richter, Serdar oder Maolida: Das könnte der neue Angriff sein

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Zu rechnen ist mit dem Ende August von der TSG Hoffenheim geholten Mittelstürmer Ishak Belfodil, mit dem vom FC Augsburg für sieben Millionen Euro losgeeisten Außenangreifer Marco Richter und mit dem von Schalke 04 für acht Millionen Euro geholten Suat Serdar auf dem anderen Flügel. Für Serdar, bisher zentraler eingesetzt, könnte auch der kurz vor Transferschluss für vier Millionen Euro von OGC Nizza geholte, schnelle Dribbler Myziane Maolida sein Hertha-Debüt geben.

Zurück ins Team kehrt der spektakulärste Sommer-Transfer: Rückkehrer Kevin-Prince Boateng will seine Karriere bei „seiner“ Hertha beenden. Der 34-Jährige fehlte in München wegen Rückenproblemen, ist nun aber wieder fit. Boateng soll vorangehen.

Dardai plant angeblich Umstellung auf eine Fünferkette

Die individuelle Klasse der Herthaner, auch im bisher so anfälligen Defensivbereich, ist jedenfalls hoch, gemessen am Marktwert der einzelnen Spieler um ein Vielfaches höher als die des VfL. Aber: Eingespielt ist die Mannschaft nicht. Anders als Bochum, weitgehend zumindest. „Mentalität kann manchmal auch Qualität schlagen“, sagt VfL-Trainer Thomas Reis.

Laut „kicker“ könnte sein Kollege Pal Dardai auch taktisch umstellen, von einer Vierer- auf eine Dreier-/Fünferkette. Dann würden wohl Maximilian Mittelstädt und Deyovaisio Zeefuik außen sowie Niklas Stark, Dedrick Boyata und Jordan Torunarigha in der Dreierkette beginnen.