Bochum. Beim Testspiel des VfL Bochum ohne Zuschauer gegen De Graafschap feierten zwei Neue ihr VfL-Debüt. Blum gab sein Comeback – andere enttäuschten.

Sebastian Polter stand im Fokus beim aus Sicherheitsgründen vorab nicht öffentlich kommunizierten Testspiel des Bundesligisten VfL Bochum am Montagnachmittag auf dem Leichtathletik-Platz am Ruhrstadion. Der erst am Freitag von Fortuna Sittard für zwei Jahre verpflichtete Stürmer feierte gegen den niederländischen Zweitligisten BV De Graafschap Doetinchem sein Debüt im VfL-Trikot.

Ebenso wie der neue Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis, der für ein Jahr von der TSG Hoffenheim ausgeliehen worden ist. Dass der VfL dank zwei später Treffer mit 2:1 (0:1) gewann - eine Nebensache. „Einige haben Spielpraxis erhalten, zudem gab es wichtige Erkenntnisse“, bilanzierte Reis. Nämlich auch die, dass sich kaum einer aufdrängen konnte für das Spiel gegen Mainz.

Danny Blum gibt nach rund vier Monaten sein Comeback

Nur Medienvertreter wurden am Montagmorgen über das Testspiel informiert, und sie sahen neben den zwei engagierten Debütanten und zwei erstmals bei den Profis mitspielenden A-Jugendlichen auch einen Hoffnungsträger, der sein Comeback gab. Danny Blum spielte in den ersten 25 Minuten auf dem linken Flügel. „Die kurze Spielzeit war so abgesprochen“, erklärte Reis. Blum sei nach seiner langen Verletzungs- und Aufbauphase, seinem ersten (Testspiel-)Einsatz seit Ende April noch „sehr weit weg“ von der Startelf.

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Blum genoss aber offenbar sein Comeback. Er schoss gleich die Ecken, einen Freistoß. Gekonnt. Und vor allem: Er hatte keine Beschwerden. „Es hat alles gehalten. Es war wichtig, dass er mal wieder spielt, dass er Vertrauen in seinen Körper gewinnt“, sagte Reis. Mit Blums Kurz-Comeback war der Coach zufrieden.

Sebastian Polter zeigt gleich seine Stärken

Ebenso wie mit dem Debüt von Polter, fürs Erste. Viele (gefährliche) Szenen hatte der robuste 30-Jährige nicht. Einmal legte der 1,92-Meter-Mann per Brust stark ab auf Takuma Asano, der dann am Torwart scheiterte. Einmal wurde sein Schuss aus 18 Metern noch geblockt.

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Und doch: Polter präsentierte sich energisch, übernahm auch verbal gleich eine Führungsrolle im „B-Team“ des VfL. Er deutete an, was ihn auszeichnet: Seine Physis etwa oder seine „etwas schmutzige“ Spielart, wie Reis es nach reiflicher Überlegung ausdrückte. „Er ist kein Kind von Traurigkeit. Er steht voll im Saft, ist aktiv angelaufen, hat gute Läufe in die Tiefe.“ Testspiele wie am Montag seien auch deshalb wichtig, „um ihn schnell zu integrieren“, sagte Reis.

Zoller und Polter gemeinsam? Reis schließt dieses Szenario nicht aus

Gegen Mainz, beim Bundesliga-Heimauftakt am Samstag (15.30 Uhr), wird sicherlich Simon Zoller, der Sprintmeister und Torjäger der Vorsaison und laut Reis „ein anderer Typ als Polter“ noch die Nase vorn haben. Aber der Konkurrenzkampf ist eröffnet. Ob auch beide zusammen spielen könnten? Reis: „Wir müssen auch sehen, wer einsatzfähig ist. Auch das ist ein Szenario, das man sich vorstellen kann.“ Dann würde wohl Zoller auf den Flügel rücken.

Zunächst aber dürften sich beide um den Posten des einen Stoßstürmers bewerben. Der dritte Kandidat Silvere Ganvoula, mit dem Reis über seinen müden Weg von der Aufwärmstelle bis zur Einwechslung in Wolfsburg am Montag ein Gespräch geführt hat, wurde für Blum eingewechselt auf dem Flügel. „Das war eine ungewohnte Position für ihn, er hat durchaus engagiert gespielt“, sagte Reis über Ganvoula, dessen Statur der von Polter ähnelt. Und er erzielte immerhin das Siegtor, per Strafstoß in der neunten Minute der Nachspielzeit.

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Rettungseinsatz sorgt für gut zehnminütige Unterbrechung

Denn die Partie war nach 72 Minuten für gut zehn Minuten unterbrochen worden. Ein Rettungshubschrauber landete auf dem Leichtathletik-Platz, der für solche Noteinsätze vorgesehen ist in Bochum. Er flog einen Patienten ein, der dann per Einsatznotwagen in eine Klinik gefahren wurde.

Konstantinos Stafylidis Foto: Udo Kreikenbohm/FUNKE Foto Services
Konstantinos Stafylidis Foto: Udo Kreikenbohm/FUNKE Foto Services © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Stafylidis bringt Härte mit: Das sagt Thomas Reis zum Debüt des Linksverteidigers

Danach wurde auch der vor zwei Wochen verpflichtete Konstantinos Stafylidis ausgewechselt. In der Vorwoche klagte er noch über muskuläre Probleme, gegen De Graafschap zeigte er gleich, dass er lautstark mitreden will, mit nach vorne marschieren und hart zur Sache gehen kann. Früh sah er die Gelbe Karte.

„Er hat eine gute Mentalität“, sagte Reis. Allerdings müsse er seine Zweikampfhärte noch „dosierter“ einsetzen und dann auch öfter „den Ball treffen“. Mitunter resultierten seine Fouls auch daraus, dass das Timing im Zweikampf noch nicht stimmte. Auch hier galt, dass ein Testspiel „wichtig ist für ihn, um ihn wieder heranzuführen“, so Reis. Der Linksverteidiger hatte wegen einer Schulter- und einer Schienbeinverletzung in der Vorsaison kein Spiel bestritten. Perspektivisch soll der 27-Jährige Danilo Soares Druck machen, der in Wolfsburg eine starke Leistung gezeigt hat.

Reis kritisiert fehlenden Biss in den ersten 20 Minuten

Nach der Noteinsatz-Unterbrechung brachte Reis noch Tom Weilandt und Baris Ekincier, die keine Rolle mehr spielen in dieser Saison, und zwei A-Jugendliche. Mohammed Tolba verteidigte rechts, Tim Oermann innen. „Sie haben ihre Sache gut gemacht“, lobte er die U19-Spieler nach ihrem Debüt für die Profis.

Mit einigen längst Etablierten indes war Thomas Reis, der auf ein 4-2-3-1 mit Takuma Asano als Zehner setzte, nicht zufrieden. Vor allem nicht in den ersten 20 Minuten: „Da waren wir nicht gut im Zweikampf. Wir haben gegen eine junge Mannschaft gespielt, bei der sich einige empfehlen wollten. Aber unser Plus an Erfahrung hat man nicht gesehen“, sagte Reis.

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Er machte aus seiner Enttäuschung über die Leistung mancher Spieler, die in die Startelf kommen wollen gegen Mainz, keinen Hehl. „Wir haben zu viele Bälle nach hinten gespielt, da waren ein paar Dinge nicht in Ordnung. Ich stelle es mir anders vor, wenn sich Spieler aufdrängen wollen. Das hätte ich mir anders gewünscht.“

Bella-Kotchap kann sich nicht empfehlen - Löwen-Einsatz offen

Namen nannte er nicht, aber allzu viele Startelf-Kandidaten waren auch nicht auf dem Platz gegen den Vorjahres-Dritten der zweiten holländischen Liga. Reis schonte bis auf den ja früh mit Roter Karte vom Platz gestellten Robert Tesche, der für zwei weitere Pflichtspiele gesperrt wurde am Montag, und den zur Pause ausgewechselten Takuma Asano die Elf vom Wolfsburg-Auftakt. Etliche andere Profis wie Eduard Löwen und Gerrit Holtmann, der „vielleicht“ am Mittwoch wieder mit der Mannschaft trainieren kann, waren noch nicht einsatzfähig. Löwens Comeback im Mannschaftstraining ist noch offen.

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Armel Bella-Kotchap zum Beispiel darf sich von der Reis-Kritik angesprochen fühlen. Für die Stammkraft der Vorsaison spielte in Wolfsburg Vasileios Lampropoulos – solide, aber auch nicht wirklich gut. Bella-Kotchap hat mehr Tempo, mehr Potenzial, mehr Zukunft. Doch der 19-Jährige und sein Testspiel-Verteidigerkollege Erhan Masovic, der weiterhin keine ernsthafte Option sein dürfte, ließen den zunächst engagierter wirkenden Niederländern zu viel Platz. Beim frühen 0:1 per 18-Meterschuss etwa griff in Strafraumnähe wie schon beim 0:1 in Wolfsburg wieder kein Bochumer richtig an. Torwart Michael Esser war machtlos (6.).

Bonga und Ganvoula drehen die Partie mit ihren Treffern

Ansonsten passierte in dem Testspiel nicht viel Aufregendes. Nach der Unterbrechung trafen die Niederländer die Latte, ehe Milos Pantovic einen Elfmeter in den Himmel schoss. Herausgeholt hatte ihn Tom Weilandt, ebenso wie den zweiten Strafstoß. Zuvor hatte Tarsis Bonga nach einer Flanke, die unhaltbar abgefälscht wurde, das 1:1 erzielt (90. +3).

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Sah einen kämpferisch starken VfL Bochum: Stürmer Simon Zoller, hier im Duell mit Wolfsburgs John Anthony Brooks.
Von Markus Rensinghoff und Ralf Ritter

So spielte der VfL: Esser - Bockhorn (72. Tolba), Bella-Kotchap (72. Oermann), Masovic, Stafylidis (72. Ekincier) - Tesche, Chibsah - Bonga, Asano (46. Pantovic), Blum (25. Ganvoula) - Polter (72. Weilandt).

Tore: 0:1 Mees Kandoorp (6.), 1:1 Bonga (90.+3), 2:1 Ganvoula (Elfmeter, 90.+9).