Gais/Südtirol. Fast 800 Spiele mit dem VfL Bochum hat er auf dem Buckel. Nun ist Frank Heinemann wieder da. Er erklärt seine Rolle im Trainerteam von Reis.

Fast 800 Spiele hat er auf dem Buckel mit dem VfL Bochum. Zehn Jahre spielte er selbst in der Bundesliga (195 Einsätze) und 2. Liga (21) im Mittelfeld des VfL. Jahrelang war er Co-Trainer beim Erst- und Zweitligisten. Jetzt ist Frank Heinemann zum zweiten Mal zum VfL zurückgekehrt. Als zweiter Co-Trainer.

In der vergangenen Saison war der Wittener vertragslos. Er genoss die Zeit mit seiner Familie, mit seinem im Juni 2020 geborenen ersten Enkel Paul. Er fieberte mit dem VfL mit. „Bochum hat eine ganz tolle Saison gespielt, hat nie zwei Spiele in Folge verloren. Die Mannschaft war sehr gefestigt.“, erklärt der 56-Jährige im Garten des Mannschaftshotels Windschar in Gais/Südtirol, wo der VfL bis zum Sonntag noch sein Trainingslager abhält.

Heinemann: Thomas Reis und Markus Gellhaus geben die Kommandos

Chefcoach Thomas Reis kennt er aus vielen gemeinsamen Bochumer Jahren, Co-Trainer Markus Gellhaus kannte er bisher nicht. Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz holte Heinemann zurück zum VfL, zu dem Verein, „mit dem ich mich identifiziere, wo ich mich sauwohl fühle“, sagt Heinemann. Und betont: „Die Aufgabenverteilung ist klar abgesprochen. Thomas und Markus haben den Klub nach elf langen Jahren zum Aufstieg geführt. Sie geben die Kommandos, ich bin dazugekommen und helfe ihnen. Und am Ende entscheidet immer der Chef.“

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Das gesamte Trainerteam, sagt Heinemann, ziehe an einem Strang. „Arbeit gibt es hier genug.“ So soll Heinemann zum Beispiel auch Spieler in Bochum betreuen, die es bei Auswärtsspielen nicht in den Kader schaffen.

Heinemann ist beim Training nicht zu überhören

Auf dem Platz war Heinemann vom ersten Tag seiner Rückkehr an präsent wie eh und je. Es ist lauter geworden, nicht nur Manuel Riemanns Stimme dringt bis ins Ohr des auch weiter entfernt stehenden Beobachters. Heinemann lobt und tadelt, er pusht und treibt an. Wie beim Pyramidenlauf am Donnerstag, als er mit Gellhaus das Training leitete nach der Abreise von Thomas Reis aus wichtigen privaten Gründen. „Manchmal müsste ich mich vielleicht mehr zurücknehmen. Aber ich bin von der Tonlage halt eher laut.“

Ein Kreuzbandriss hatte die Karriere von Funny Heinemann bereits im Herbst 1995 beendet, in der Saison 1995/96 zählten Reis und Heinemann noch gemeinsam zum Kader des VfL. Schon als Kind wechselte „Funny“ zum VfL - und bis auf zwei Partien für den Kreisligisten SV Herbede II „mit über 50“ spielte er fortan nie für einen anderen Klub.

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Heinemann hat von Toppmöller, Koller, Neururer gelernt

Nach dem Profi-Aus erwarb er schnell die A-Lizenz und wurde 1998 Fußball-Lehrer. Er lernte als Co-Trainer unter Ralf Zumdick und Klaus Toppmöller, später unter anderem unter Peter Neururer und viereinhalb Jahre lang unter Marcel Koller, von jedem nahm er etwas mit. „Wichtig ist aber immer, dass man sich selbst treu bleibt“, sagt er.

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Frank Heinemann, Co-Trainer des VfL Bochum, im Gespräch mit WAZ-Reporter Ralf Ritter im Mannschaftshotel Winschar in Gais/Südtirol.
Frank Heinemann, Co-Trainer des VfL Bochum, im Gespräch mit WAZ-Reporter Ralf Ritter im Mannschaftshotel Winschar in Gais/Südtirol. © RHR-FOTO | RHR-FOTO / Dennis Ewert

Interimsweise sprang er nach Kollers Aus als Chefcoach ein für fünf Bundesligaspiele, doch Bochum holte Heiko Herrlich. Der VfL stieg ab. Heinemann, zwischenzeitlich Nachwuchskoordinator, verließ den Verein, war zwei Jahre Co beim Hamburger SV, ehe Neururer ihn 2013 erstmals zurückholte zum VfL. Nach dessen Aus sprang Heinemann erneut als Chef ein für zwei Spiele. Bochum holte dann Gertjan Verbeek im Winter 2014/15.

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Heinemann: Die Bundesliga-Saison wird brutal schwer

Mit Norbert Meier als Chef arbeitete er als Co-Trainer bei Darmstadt, Kaiserslautern und zuletzt beim KFC Uerdingen. Erst als Co-Trainer, dann als Chefcoach, ehe das von Investor Ponomarev wild geführte Uerdingen auf Stefan Reisinger setzte. Heinemann bat um seine Freistellung im Oktober 2019, der Vertrag endete im vergangenen Sommer. Dass er meist Co und nicht Chef war, will er nicht zu hoch hängen: „Das hat sich irgendwann so ergeben“, sagt er.

Heinemann ist sich dabei immer treu geblieben, ein Mann der klaren Worte. Mal laut, mal lustig, mal ernst, mal fordernd. Der Heimat verbunden. Und mit einem realistischen Blick. „Die Euphorie ist groß, das ist schön“, sagt er. „Aber die Saison wird brutal schwer. Das wissen wir, wir haben keine Angst davor. Entscheidend wird sein, dass wir alle zusammenhalten, auch wenn wir mal ein Tal durchschreiten müssen.“