Bochum. Trainer Reis erklärt die Vorzüge von Löwen. Die Kaderplanung ist noch nicht abgeschlossen. Ein VfL-Talent spielt auf Probe vor. Sponsor in Sicht.
Fünf Kamerateams, zwölf Fotografen, etliche weitere Journalisten: Der VfL Bochum ist zurück in der Bundesliga! Und zurück im Training. Vor rund 150 von 200 möglichen, zugelassenen Fans betraten 27 Profis und acht Trainer/Diagnostiker/Analysten um Punkt 11:04 Uhr am Montagmorgen den Rasen des Leichtathletik-Platzes am Vonovia-Ruhrstadion. Darunter ein paar neue Gesichter. Wie Eduard Löwen.
Pünktlich zum Trainingsbeginn ist die Leihe des 24-jährigen Mittelfeldspielers perfekt. Der VfL Bochum hat den Mann fürs Zentrum, der schon seit Mai als heißer Kandidat gehandelt wurde, für ein Jahr von Hertha BSC Berlin ausgeliehen, und zwar ohne Kaufoption.
So sehen Reis und Schindzielorz den neuen Mittelfeldspieler Löwen
„Er vereint Physis, Technik und Tempo“, sagt Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Er sieht den Wunschspieler „auf allen Positionen im Zentrum, als Sechser, Achter oder auch Zehner“ – je nachdem, welches System gespielt werde, ob ein 4-1-4-1 mit Doppelacht etwa oder das bisher bevorzugte 4-2-3-1 mit Doppelsechs.
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Auch Trainer Reis freute sich über den Zugang. „Er ist ein absoluter Mentalitätsspieler. Er bringt gutes Tempo mit und ein gutes Zweikampfverhalten, er hat einen guten Tiefgang. Er wird uns im zentralen Mittelfeld gut zu Gesicht stehen. Da haben wir Qualität hinzubekommen, die er auch schon in der Bundesliga gezeigt hat.“
Bundesliga-Erfahrung bringt Löwen mit - bei Hertha konnte er sich nicht durchsetzen
Löwen wechselte 2019 für rund sieben Millionen Euro von Nürnberg nach Berlin, wo er sich aber nie durchsetzen konnte. Nach einer Leihe zum FC Augsburg kehrte er im vergangenen Oktober vorzeitig nach Berlin zurück, kam aber danach nur zu sieben Einsätzen als Einwechselspieler. Auch wegen muskulärer Probleme, die ihn zweimal zurückwarfen. Und vielleicht auch wegen einer ja nicht gerade ruhig und nach Plan verlaufenen Saison der Hertha.
In der Saison zuvor (2019/20) bestritt er 23 Bundesliga-Partien für Berlin (bis zur Winterpause) und vor allem - auf Leihbasis - für den FC Augsburg. Dank seiner starken Zeit beim 1. FC Nürnberg kommt der ehemalige deutsche U20 und U21-Nationalspieler insgesamt auf 52 Bundesliga-Partien (fünf Tore) und 43 Spiele für den „Club“ in der 2. Liga.
Eduard Löwen soll schnellstmöglich Spielpraxis sammeln
Was ihm fehlt, ist offensichtlich und hat den VfL wohl auch erst in die finanzielle Lage versetzt, einen Spieler dieses Potenzials wenigstens auf Leihbasis zu verpflichten: „Natürlich fehlt ihm etwas die Spielpraxis“, weiß Trainer Reis. Aufholen soll er gleich in der Vorbereitung, das erste Testspiel steigt am 7. Juli bei der SSVg Velbert.
Beim Trainingsauftakt packte Löwen gleich tatkrätig an. Mit seinen 1,88 Metern wirkte er bei den ersten Spielformen sieben gegen sieben nicht nur präsent, er forderte im Zentrum auch gleich die Bälle, suchte den Abschluss. Oder packte beim Torschleppen mit an.
Offensive ist schon ordentlich aufgestellt - Kaderumbau geht aber weiter
Mit Löwen verjüngt und beschleunigt der VfL sein Zentrum weiter. Neu dabei ist ja zudem Talent Patrick Osterhage (21) vom BVB sowie - weiter vorne anzusiedeln - der Bundesliga erprobte Takuma Asano (26). Der Japaner ist noch im Heimaturlaub wegen seiner Länderspieleinsätze zuletzt, er soll am kommenden Montag zum Training hinzustoßen.
Asano ist in der Offensive rechts, links, zentral, auch als „verkappter Neuner“, so Sebastian Schindzielorz, „flexibel einsetzbar“. Mit den Routiniers Robert Tesche und Anthony Losilla im Zentrum, mit den Offensiven Simon Zoller, Gerrit Holtmann, Danny Blum, Silvere Ganvoula sowie Neuzugang Christopher Antwi-Adjei (27) ist der VfL im vorderen Drittel schon ordentlich aufgestellt.
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„Wir haben uns insgesamt schon gut verstärkt“, sagt Reis. Die Kaderplanung aber, so Reis und Schindzielorz unisono, ist noch nicht abgeschlossen. „Wir halten die Augen auf allen Positionen offen“, sagt Reis. „Es kann sein, dass noch ein, zwei Spieler zu uns stoßen.“ Auch der Wolfsburger Elvis Rexhbecaj (23) bleibt ein Kandidat. Der offensive Mittelfeldspieler kommt aber „nur“ als Leihspieler in Betracht.
Für Danny Blum wird es eng bis zum Trainingslager
Abgänge soll – und muss – es ja auch noch geben. Mittelfeldmann Raman Chibsah etwa ist ein Kandidat, Flügelspieler Tom Weilandt sowieso, beide waren gestern aber erstmal weiterhin beim VfL am Ball – ihre Verträge gelten ja auch noch ein Jahr. Aktuell liegen keine konkreten Angebote für VfL-Spieler vor, sagte Schindzielorz dieser Redaktion.
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Nicht im Mannschaftstraining dagegen war der am Saisonende verletzte Danny Blum. Er trainiert individuell. In zwei, drei Wochen könnte er wieder richtig einsteigen. Vielleicht. Ob der Linksaußen mit ins Trainingslager nach Südtirol fährt in knapp drei Wochen, will Reis noch nicht entscheiden. „Wir müssen abwarten, ob es dann schon Sinn macht.“
Lars Holtkamp spielt bei einem Klub auf Probe vor - Neuer Sponsor in Sicht
Gar nicht beim VfL vor Ort war gestern Lars Holtkamp (19). Das Talent, das beim Bundesligisten keine Perspektive auf Einsätze hat, absolvierte ein Probetraining bei einem interessierten Klub und könnte der nächste Abgang werden.
Beim Auftakt liefen die Bochumer übrigens im Trainingsoutfit mit blauen Trikots ohne Hauptsponsor auf der Brust auf, aber das wird sich ändern. Noch in dieser Woche soll der neue Trikotsponsor präsentiert werden, erfuhr diese Redaktion am Rande des Trainingsauftaktes. Bis die neuen Trikots auf den Markt kommen, dauert es dann aber noch eine gewisse Zeit. Bis dahin bestreitet der VfL seine Testspiele im 700-Jahre-Trikot anlässlich des Jubiläums der Stadt.
Blum und Holtkamp haben nun neue Trikotnummern
Bereits jetzt tragen etliche Profis neue Nummern, nicht nur die neuen Spieler. Danny Blum spielt ab sofort mit der bisher freien Nummer 7, Gerrit Holtmann übernimmt die bisherige Blum-Nummer 17 und Tarsis Bonga erhält die 32, die zuletzt Robert Zulj trug. Die neue Akteure haben diese Nummern: Patrick Osterhage 6 (bisher frei), Takuma Asano 10 (zuvor Thomas Eisfeld), Torwart Michael Esser 21 (zuletzt Holtmann), Christopher Antwi-Adjei 22 (frei) und Eduard Löwen 38 (frei).