Bochum. Robert Zulj verlässt den VfL Bochum. Der Bundesligist kassiert eine geringe Ablösesumme. Trainer Reis hegt keinen Groll. Die Hintergründe.
Jetzt ist es amtlich: Dank einer Ausstiegsklausel verlässt Robert Zulj den VfL Bochum. Den Spielmacher zieht es wohl in die Vereinigten Arabischen Emirate, ins Emirat Dubai. Der VfL Bochum kassiert 350.000 Euro Ablöse.
Bereits Anfang Juni, als mehrere Medien über den offenbar bevorstehenden Wechsel von Zulj berichtet hatten, traf dies die Verantwortlichen um Trainer Thomas Reis und Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz nicht wie aus heiterem Himmel. „Ich wusste, dass so ein Wechsel passieren könnte“, bestätigte Reis nun gegenüber der WAZ.
Manager Schindzielorz: Wir bedauern diese Entscheidung
Der VfL Bochum wollte Zulj, den 15-Tore- und 15-Torvorlagen-Mann der Aufstiegssaison, gerne halten, streckte sich auch beim Gehalt noch einmal sprichwörtlich bis zur Decke. Aber Zulj war nicht zu halten. Am 30. Juni dieses Jahres endet seine vertragliche Zeit beim VfL.
„Robert Zulj hat uns mitgeteilt, dass er die im Vertrag verankerte Option aktivieren wird“, sagt Sebastian Schindzielorz, in einer Mitteilung des Vereins. „Wir bedauern diese Entscheidung natürlich, aber respektieren diese sowie die vertraglichen Konstellationen. Wir freuen uns, dass wir zusammen mit Robert unser großes gemeinsames Ziel Aufstieg realisieren konnten. Das wird uns immer verbinden.“
Kalba SC scheint wohl das Rennen um Zulj gewonnen zu haben
Wohin Zulj wechseln will, blieb offen. Gehandelt wurden die Klubs Al-Nasr (Dubai) und al-Ittihad Kalba SC. Nach Kicker-Informationen zieht es Zulj zu Kalba SC, rund 130 Kilometer entfernt von Dubai gelegen. Dies deckt sich mit Informationen dieser Redaktion.
Auch interessant
Klar ist: Zulj wird künftig deutlich mehr verdienen. Und ebenfalls Fakt ist: Aufgrund einer Ausstiegsklausel kann der 29-Jährige den Verein zwei Jahre vor Vertragsende verlassen. Verankert war für diesen Fall nach WAZ-Informationen eine Ablösesumme in Höhe von rund 350.000 Euro.
Mit 29 Jahren nutzte Zulj letztlich die Chance, in eine höhere Gehaltsklasse aufzusteigen. Dafür ließ er die Chance aus, sich in der Bundesliga zu beweisen – das war ihm zuletzt bei der TSG Hoffenheim nicht gelungen. Deshalb konnte Bochum zuschlagen im Winter 2020. Eine heutzutage handelsübliche Klausel war für den damals akut abstiegsbedrohten Zweitligisten bei der Verpflichtung eines Spielers dieser Kategorie nicht zu verhindern.
Auch interessant
Deshalb war der Zulj-Transfer ein großer Erfolg
Trotz der aus heutiger Perspektive nun geringen Ablöse – Zuljs Marktwert beziffert „transfermarkt.de“ aktuell auf 2 Millionen Euro – war der Transfer ein Volltreffer. Zulj benötigte ein paar Wochen, um seine Fitness auf Liganiveau zu bringen. Dann war er maßgeblich am Aufschwung nach der Coronapause im Frühling 2020 und am geglückten Klassenerhalt beteiligt. In der vergangenen Saison führte er den VfL als Gestalter, Torschütze und Torvorbereiter mit zum Aufstieg. Insgesamt bestritt Zulj 45 Partien für den VfL.
„Es ist schade, dass er geht, weil wir Tolles mit ihm erreicht haben. Er hat uns geholfen aufzusteigen“, sagt Trainer Reis und betont:. „Aber es wird keinen Groll geben. Wir hatten ein direktes und offenes Verhältnis und haben auch nach der Saison telefoniert. Es ist einzig und allein seine Entscheidung, wo er seine Laufbahn fortführt.“
Auch interessant
Ersatz wird gesucht: Der Preis aber ist hoch für viele Kandidaten
Zulj hinterlässt sportlich eine Lücke. Im Mittelfeldzentrum ist Bochum mit Robert Tesche und Anthony Losilla erfahren aufgestellt, benötigt aber auch jüngere Kräfte mit mehr Tempo. „Anthony Losilla und Robert Tesche haben es sehr gut gemacht. Aber auch da müssen wir schauen, welche personellen Möglichkeiten es gibt“, erklärt Reis. „Auch ein Anthony Losilla wird in den nächsten drei Jahren nicht jedes Spiel machen können. Wir müssen an die Zukunft des Vereins denken. Wir haben immer einen Plan B gehabt und werden auch jetzt eine Lösung finden“, so der Trainer nach Zuljs Abgang.
Eine erste Alternative hat Bochum bereits verpflichtet: Mit Patrick Osterhage kommt ein schneller, 21-jähriger Sechser/Achter vom BVB II. Nach viel Verletzungspech kam er zwar 2019/20 gar nicht und in der Vorsaison nur auf acht Regionalliga-Einsätze. Aber der BVB traute ihm zuvor, als er als Kapitän die U19 zur Deutschen Meisterschaft geführt hatte, viel zu, stattete ihn damals mit einem Profivertrag aus. Auch VfL-Manager Sebastian Schindzielorz hatte Osterhage schon lange im Blick.
Auch interessant
Ein, bei entsprechender Zahl an Abgängen eher zwei zentrale Spieler sollen und müssen aber noch kommen – Ablöse kosten dürfen sie nichts, dürfen zudem das Gehaltsniveau nicht sprengen. Keine leichte Aufgabe. Ein Kandidat ist Eduard Löwen (24) von Hertha BSC Berlin. Finanziell kommt aber nur eine Leihe in Betracht – und es gibt etliche Konkurrenten.
Auch interessant
Eisfeld wird den Verein verlassen – Chibsah und Masovic sind Wechselkandidaten
Definitiv verlassen wird hingegen Thomas Eisfeld den Verein, sein Vertrag läuft zum 30. Juni aus. Auch Raman Chibsah, ein weiterer zentraler Mittelfeldmann, würde der VfL gerne abgeben. Sein Vertrag läuft noch ein weiteres Jahr. Bisher liegt aber kein Angebot für Chibsah vor. Auch Erhan Masovic (Vertrag bis 2023), der ebenfalls im Mittelfeldzentrum spielen kann, ist ein Kandidat für einen Wechsel. Womöglich auf Leihbasis, damit Masovic mehr Spielpraxis sammeln kann.