Bochum. Gegen das schwächste Auswärtsteam der Liga will der VfL Bochum den Aufstieg klarmachen. Wahrscheinlich mit nur einem Wechsel in der Startelf.
Es war recht ruhig im Mannschaftsbus des VfL Bochum, auf der späten Rückfahrt nach dem 1:1 in Nürnberg. Heftige Gewitterschauer unterwegs sorgten wohl für die meiste Unruhe. „Natürlich waren wir schon etwas enttäuscht, weil wir den Aufstieg mit einem Sieg schaffen wollten“, berichtet Trainer Thomas Reis. „Und das ist auch gut so.“ Spätestens zum Training am Dienstag aber sollte der Trübsal verflogen sein.
Mentale Stärke: Darauf kommt es an beim „Endspiel“ am Sonntag gegen Sandhausen (15.30 Uhr/Vonovia-Ruhrstadion). Reis sagt: „Wir sind Tabellenführer nach 33 Spieltagen. Wir haben alle Möglichkeiten. Wir sind eine heimstarke Mannschaft. Das muss in die Schädel rein.“
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Drei Heimspiele hat der VfL nun in dieser Saison verloren, gegen Fürth, gegen Karlsruhe, gegen den HSV, der von dieser Art Anspannung, wie sie beim VfL zu verorten ist, bekanntlich nur träumen kann: Nur Kiel auf Platz zwei und Fürth auf Rang drei sind noch im Rennen. Die Finanzriesen Hamburg, Düsseldorf, längst auch Hannover sind raus.
Bochums Trainer Reis: Auf Unentschieden können wir nicht spielen
Unentschieden im Ruhrstadion gab es bisher gegen St. Pauli und Osnabrück, das ist sehr lange her. Und ein Punkt würde ja sogar schon reichen, um das große Ziel zu erreichen. Auf Unentschieden aber wird Reis nicht spielen lassen: „Das können wir gar nicht, das ist nicht unsere Philosophie.“ Das letzte Unentschieden dieser Saison gab es für den VfL am letzten Hinrunden-Spieltag. Beim SV Sandhausen (1:1). In Nürnberg folgte das erste der Rückserie.
Mit 35 Punkten ist Bochum zweitbestes Heimteam, kann mit einem Sieg Fortuna Düsseldorf (37) noch überholen. Und: Mit Sandhausen kommt das mit Abstand auswärtsschwächste Team der Liga nach Bochum. Ein Sieg – 15 Niederlagen! Der SVS gewann nur bei Absteiger Würzburg (3:2), am Nikolaustag 2020.
Dramatisches Finale auch im Abstiegskampf: Sandhausen steckt noch mittendrin
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Doch für Sandhausen geht es noch um verdammt viel. Auch im Abstiegskampf fällt die Entscheidung am letzten Spieltag. Sandhausen hat sich dank seiner Heimstärke eine gute Position verschafft: Nach dem 2:0 gegen Jahn Regensburg muss der Jahn (35, zum Abschluss gegen St. Pauli) ebenso noch bangen wie Sandhausen (34). Osnabrück ist Sechzehnter (33, in Aue), Braunschweig Siebzehnter (31, beim Hamburger SV).
Was für ein dramatisches Finale in der 2. Liga.
Mentale Stärke. Trainer Thomas Reis will auch im Quarantäne-Hotel an den gewohnten Abläufen festhalten. Einzelgespräche führe er grundsätzlich immer wieder, mehr müssen es jetzt nicht werden: „Ich will jetzt niemanden zutexten.“ Man wisse um die eigene Stärke.
Trainer Reis erläutert den „Zitterfuß“ in der ersten Halbzeit
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In der ersten Halbzeit in Nürnberg, der schwächsten seit langem, war eine höhere Dosis Nervosität deutlich zu sehen. Vom „Zitterfuß“ sprach Thomas Reis. Und meinte: Seine Spieler forderten zu wenig den Ball, waren nicht bereit genug, sich anspielen zu lassen. Könnte ja schief gehen, ausgerechnet jetzt….
Stattdessen gab es viele lange Bälle zu sehen: Die Selbstverständlichkeit des gepflegten Fußballspiels von hinten heraus war zwischen Aufstiegstraum und Aufstiegsdruck verloren gegangen. Hinzu kam die starke Gegenwehr eines engagierten und hochqualizierten Gegners, das mit einer Raute agierte. Einer Formation, gegen die der VfL in dieser Saison schon häufiger Probleme hatte in der Defensivarbeit.
Aber das Spiel machte ja auch Mut. So sieht es Trainer Reis, so sehen es auch die Spieler, so wollen sie es mitnehmen ins „Finale“. In der zweiten Halbzeit spielte Bochum befreiter, druckvoller, energischer auf, kam zum Ausgleich. „Wir wollen gegen Sandhausen über 90 Minuten so auftreten wie in der zweiten Halbzeit“, sagt Reis.
Tesche fehlt, Losilla kehrt zurück - Weitere Wechsel sind eher nicht zu erwarten
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Vermutlich: mit fast der gleichen Startelf. Robert Tesche, der Mann der letzten Wochen, wird gesperrt fehlen. Dafür kehrt Kapitän Anthony Losilla ins Mittelfeldzentrum zurück. Bei Rechtsverteidiger Cristian Gamboa sieht es Stand jetzt nicht danach aus, dass er am Sonntag spielen kann. Herbert Bockhorn, mehr als nur sein Vertreter, war erneut einer der besten Bochumer: hinten solide, nach vorne richtig gut. Und auch Tarsis Bonga zeigte auf Rechtsaußen seine bisher stärkste Leistung im VfL-Dress.
Ein Einsatz von Stammtorwart Manuel Riemann am Sonntag ist unwahrscheinlich. Die Nummer zwei Patrick Drewes hat in Nürnberg Nervenstärke bewiesen, eine starke Leistung abgeliefert. „Er hat uns in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten“, lobte Reis.
Robert Zulj: Darum erhielt er die Kapitänsbinde und nicht Robert Tesche
So wie Robert Zulj dem VfL den Punkt, der noch so wichtig werden könnte, mit seinem Kopfballtreffer sicherte. Es war Zuljs 14. Saisontor, hinzu kommen 15 Assists. Erstklassig. Zulj trug die Kapitänsbinde. Reis hatte zuvor mit Zulj und Robert Tesche gemeinsam gesprochen, wer das Amt für die Partie in Vertretung von Losilla und Manuel Riemann übernimmt. „Ich habe mich nicht gegen Robert Tesche, sondern für Robert Zulj entschieden“, erklärt Reis. „Es war auch ein Lohn für seine Leistungen, wobei es Robert Tesche genauso verdient gehabt hätte. Ich habe mir erhofft, dass Robert Zulj dann noch mehr vorangeht, die anderen noch mehr mitreißt.“ Der Plan ging zum Teil auf. In Halbzeit zwei.
Zulj biss auch sprichwörtlich auf die Zähne, nach einem Schlag auf den Fuß humpelte er nach dem 1:1 in die Kabine. Ebenso wie Thomas Eisfeld, der auch erst im zweiten Durchgang stärker wurde und am Sonntag nicht Losilla, sondern eben Tesche ersetzen dürfte. Beide könnten das Mannschaftstraining am Dienstag verpassen, sollten aber bis Sonntag einsatzbereit sein. Am Montag standen Pflege und Behandlung sowie ein Athletik-Training für die Profis an, die zuletzt wenig gespielt haben.