Bochum. Der VfL Bochum steht nach dem 5:1 gegen Regensburg vor dem Aufstieg. Hunderte Fans feiern vor dem Stadion. Doch Trainer Reis mahnt zur Geduld.

Der Anblick der Castroper Straße tat den Fans des VfL Bochum gut. Hunderte feierten am Sonntag den 5:1 (2:1)-Heimsieg gegen den SSV Jahn Regensburg, der das Tor zur Bundesliga weit aufstieß. Die Fans kramten ihre Trikots aus dem Schrank, schwenkten Fahnen und Schals aus den Autos, hupten, was die Technik erlaubte, und freuten sich, wie es Corona gebot. Die meisten hielten sich an die Abstands- und Hygieneregeln.

Der Anblick, er schmerzte auch. Am 8. Mai 2010, war der Bundesliga-Abstieg durch das 0:3 gegen Hannover besiegelt. Am Sonntag, elf Jahre danach, steht die Rückkehr bevor – ohne Fans. „Nach elf Jahren musste es einfach raus“, rechtfertigte ein Fan am Straßenrand die Ansammlung. „Jetzt haben wir das endlich repariert.“ Nur dass es ausgerechnet diese Saison ist, die das Leiden beenden dürfte, sei bitter. „Es tut weh“, sagte der Bochumer. „Aber wir sind trotzdem da.“

Noch ist der Aufstieg nicht beschlossen. Der Relegationsplatz ist sicher, kommende Woche könnte auch der direkte Aufstieg feststehen. Verliert Holstein Kiel die nächsten zwei Spiele, steigt der VfL Bochum am Donnerstag auf. Wenn nicht, kann er am Sonntag in Nürnberg selbst dafür sorgen. So oder so wird es ein leiser Aufstieg.

Zuschauer-Ausschluss für den VfL Bochum besonders bitter

Aufstiegsgefühle beim VfL Bochum: Die Spieler feiern Torschütze Gerrit Holtmann (rechts).
Aufstiegsgefühle beim VfL Bochum: Die Spieler feiern Torschütze Gerrit Holtmann (rechts). © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Die Fans wollten das nicht zulassen und pilgerten trotz Bitte des Vereins zum Bochumer Stadion. „Ich habe sie bei meiner Auswechslung gehört“; sagte 1:1-Torschütze Robert Tesche. „Schade, dass sie nicht dabei sein können.“ Auch Trainer Thomas Reis bekam die Anfeuerung mit: „Es ist für alle bitter, dass die Hupkonzerte überhaupt stattfinden müssen“, sagte er nach dem Spiel. In normalen Zeiten hätte das Ruhrstadion „sicherlich zweimal voll“ gemacht werden können.

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Die Euphorie bricht sich Bahn und ist nur noch schwer aufhaltbar. Wieder einmal zeigte der VfL in einem mental anspruchsvollen Spiel seine Stärke. Bochum hatte eine 1:3-Niederlage gegen Darmstadt im Hinterkopf, in Cristian Gamboa (muskuläre Probleme) die dritte Stammkraft im Lazarett, und ab der 26. Minute einen Rückstand durch Andreas Albers vor der Brust. Bochum wackelte, sodass der verletzte Torwart Manuel Riemann von der Tribüne brüllen musste. Doch Tesche mit einem satten Schuss (29.) und ein Eigentor von Jan-Niklas Beste (38.) brachten den VfL wieder zurück auf Aufstiegskurs. Und spätestens nach dem Platzverweis gegen Regensburgs Benedikt Saller wegen groben Foulspiels (59.) steuerte der VfL mit voller Kraft darauf zu: Gerrit Holtmann (61.), Robert Zulj (78.) und der eingewechselte Silvere Ganvoula per Foulelfmeter (90.+2.) holten die Fans aus ihrer Isolation auf die Straße. „Nach Rückschlägen können wir zurückkommen. Das zeichnet die Mannschaft aus“, sagte Reis. Das, und ein Trainer, der bereit ist, Entscheidungen zu treffen. Gegen Regensburg gab Reis Tarsis Bonga eine Startelf-Chance. Der 24 Jahre alte Flügelspieler kam vor dem Spiel auf gerade mal 32 Einsatzminuten.

VfL Bochum: Losilla fehlt gegen Nürnberg

Reis wäre nicht Reis, würde er in Stunden der sportlichern Lockerung nicht auch den mahnenden Finger heben. „Wir sind glücklich, dass wir das Tor noch weiter aufgestoßen haben, aber ich warne auch davor, dass wir noch zwei Spiele zu gehen haben.“ In Nürnberg wird Kapitän Anthony Losilla gelbgesperrt fehlen. Ob Gamboa rechtzeitig zurückkehrt, ist noch offen.