Bochum. Der VfL Bochum marschiert Richtung Bundesliga, dominiert und besiegt Holstein Kiel im Topspiel. In der Kabine ist aber etwas anderes Thema.

Lange tauschten sich Bochums Trainer Thomas Reis und Torwart Manuel Riemann direkt nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen aus. Neben ihnen lagen sich Cristian Gamboa und Maxim Leitsch in den Armen. Erschöpft. Glücklich. Hinter ihnen versammelte Kiels Trainer Ole Werner seine geschlagenen Spieler im Kreis. Erschöpft. Unglücklich. Das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer VfL Bochum und dem Aufstiegskonkurrenten Holstein Kiel, dieses 2:1 des Reviervereins, es hatte Nerven gekostet. Und Spuren hinterlassen.

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„Man sieht es meinem Gesichtsausdruck an, dass ich nicht gerade freudestrahlend bin“, sagte Thomas Reis, der Trainer des Siegers, auf der Pressekonferenz. Er blieb seiner Linie, der kritischen Analyse vor allem nach Siegen, weiter treu. Letztlich aber, das betonte der Coach, „überwiegt die Freude“. Die Freude über drei wichtige Punkte: Bochum bleibt sieben Spiele vor Saisonschluss Spitzenreiter. Der Aufstieg rückt immer näher.

VfL Bochum macht es spannend – und Reis ist richtig unzufrieden

Unermüdlich hatte Thomas Reis in den letzten hektischen Minuten seine Mannschaft angetrieben in seiner Coaching Zone. Er gestikulierte, schimpfte, dirigierte, munterte auf. 80 Minuten lang hatte der VfL die Kieler dominiert und dank zweier Treffer von Simon Zoller mit 2:0 geführt: So souverän spielt ein Aufsteiger. Ein Handelfmeter brachte Holstein zurück. Der Gast vergab noch zwei, drei gute Möglichkeiten zum Ausgleich.

Mit den letzten zehn Minuten, erklärte Reis, „war ich absolut unzufrieden. Da hätten wir uns das Spiel fast kaputt gemacht. Am Ende sind wir froh, drei Punkte hierzubehalten. Das ist schön, aber es gibt genug zu besprechen.“

In der Kabine, bei den Profis, gab es daher nicht nur strahlende Gesichter, sondern auch genug Selbstkritik: Eine derart hektische Schlussphase mit viel zu viel „Klein-Klein“, so Reis, „darf uns einfach nicht passieren. Die Mannschaft hat schon viel diskutiert darüber, dass sie mit der Art und Weise am Ende nicht zufrieden ist. Das ist gut, das zeichnet sie auch aus. Es gibt genug zu verbessern, wenn wir unser Ziel, unseren Wunsch, unseren Traum verwirklichen wollen.“

Einen weiteren großen Schritt zum Aufstieg hat Bochum aber geschafft. Er liegt nach Fürths 1:0 in Heidenheim weiterhin vier Punkte vor den Franken, fünf vor dem am Sonntag in Hannover antretenden Hamburger SV und gar acht Punkte vor den Kielern, die allerdings noch zwei Nachholspiele haben.

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Und Reis‘ Team, das sollte trotz der hektischen Schlussphase ja nicht unter den Tisch fallen, hat mindestens bis zum 2:0 nach einer Stunde, mit Abstrichen auch noch zehn, 20 Minuten länger selbst gezeigt, wie es besser geht. Richtig gut sogar.

Reis’ Plan geht auf, 80 Minuten dominiert der VfL das Spiel

„Wir haben das Spiel 80 Minuten dominiert“, lobte Reis. „Wir sind gut in die Partie reingekommen, mit frühem Pressing, wollten Kiels nicht einfache Situation nach der langen Spielpause ausnutzen. Das hat gut funktioniert.“

Auch die Maßnahme, auf Milos Pantovic offensiv und Herbert Bockhorn defensiv zu setzen für die gesperrten Danilo Soares und Danny Blum, zahlte sich aus. Beide überzeugten den Coach, erst im Training, dann im Spiel. „Herbert ist ein Allrounder, er kann drei, vier Positionen spielen. Milos hat gut trainiert und sich seine gute Leistung heute auch verdient.“

Auch Schindzielorz findet: Unterm Strich steht ein verdienter Sieg

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So wie sich der VfL unterm Strich auch den Sieg verdient hatte gegen Kieler, die für ihren aufopferungsvollen Kampf nach vier Wochen ohne Spielpraxis und zweiwöchiger Quarantäne von Reis und seinen Spielern viel Lob kassierten. So sah es auch Sebastian Schindzielorz: „Wir sind sehr froh über die drei Punkte und dass wir die Drangphase der Kieler überstanden haben“, sagte der Geschäftsführer Sport.

Die „wilde, unstrukturierte“ Schlussphase sei nicht nötig gewesen, „denn die 80 Minuten davor haben wir sehr stabil gewirkt, gut kombiniert, wenig zugelassen und auch viele eigene Einschussmöglichkeiten kreiert“, so Schindzielorz. Kurzum: „Über das gesamte Spiel gesehen war es ein verdienter Sieg.“