Kiel/Bochum. Fabian Reese spielte sieben Jahre bei Schalke 04 - und noch immer schwärmt er von einem seiner Ex-Trainer. Der Kiel-Profi im Interview.
Im Januar 2020 verließ Fabian Reese den FC Schalke 04 und kehrte in die Heimat zurück. Im Sommer könnten sein früherer und sein jetziger Verein Holstein Kiel die Ligen tauschen. Dem 23-jährigen Rechtsaußen winkt mit Kiel der Bundesliga-Aufstieg, Schalke droht der Abstieg. Reese leidet mit seinem Ex-Klub, hat aber ein ganz klares Ziel: Am Samstag (13 Uhr/Sky) mit einem Sieg beim VfL Bochum den Aufstiegskurs fortsetzen. Im Interview spricht er über Schalke, Norbert Elgert, die zurückliegende Quarantäne mit Kiel und das Erfolgsrezept der Störche.
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Herr Reese, wie geht es ihnen nach der zweiwöchigen Quarantäne?
Fabian Reese: In der Quarantäne haben wir Home-Trainingspläne bekommen und täglich über Zoom gemeinsam trainiert. Das war natürlich keine leichte Phase, gerade am Anfang der Quarantäne. Aber das gilt jetzt nicht als Ausrede vor dem Topspiel. Jetzt haben wir mit den beiden Nachholspielen noch einige Spiele vor der Brust und wollen das Bestmögliche rausholen.
Wie haben Sie sich die Zeit vertrieben?
Reese: Ich wohne alleine und hatte einmal am Tag Training mit der Mannschaft. Ich habe glücklicherweise eine größere Wohnung, einen Garten und einen kleinen Sportraum, in dem ich individuell trainieren konnte. In den ersten Tagen habe ich klassisch das gemacht, was man in den letzten Monaten versäumt hat – zum Beispiel Papierkram für meine Krankenversicherung. Alles Dinge, die man besonders gerne macht (schmunzelt). Ansonsten hatte ich viel Kontakt zu den Mannschaftskollegen: geteiltes Leid ist ja halbes Leid. Nichtsdestotrotz habe ich das beste aus der Situation gemacht und viel für mich getan. Ich bin dankbar, dass ich gesund bin.
Ex-Schalker Fabian Reese: "Bochum steht zurecht da oben"
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Der Start nach der Zwangspause ist denkbar ungünstig. Es geht gleich gegen den Tabellenführer aus Bochum los.
Reese: Das würde ich nicht sagen. Fakt ist, wir haben den VfL Bochum vor der Brust. Ob es am Anfang, in der Mitte oder am Ende dazu kommt, ist mir persönlich egal. Die Bochumer haben eine starke Mannschaft, die zurecht da oben steht – das tun wir aber auch. Wir kommen beide aus der Länderspielpause, bereiten uns maximal professionell darauf vor und wollen bestmöglich in die kommenden intensiven Wochen starten – mit einem Sieg am Samstag in Bochum.
Für Holstein Kiel geht es noch um eine ganze Menge, im Pokal um den Finaleinzug gegen Dortmund, in der Bundesliga um den Aufstieg. Warum läuft es in dieser Saison so gut?
Reese: Ich denke, das ist ein Prozess, der in den letzten Jahren eingeleitet wurde. Hier wurde mittelfristig solide gearbeitet und wollte nicht auf Teufel komm raus etwas erreichen. Dazu haben wir ein Trainerteam, das jung ist und die Mannschaft optimal auf die Aufgaben einstellt. Und wir haben einen sehr guten Mix aus jungen und erfahrenen Spielern und funktionieren als Team ausgesprochen gut. Jeder geht gerne zum Training und bringt sich ein. Dieser Mix macht es aus.
Sie haben auf Schalke in der Jugend und bei den Profis gespielt, standen insgesamt sieben Jahre beim Revierklub unter Vertrag. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Reese: Schalke 04 hat mir die ersten Schritte im Profi-Fußball geebnet und mich ein Stück weit zu dem gemacht, der ich heute bin. Allen voran U19-Trainer Norbert Elgert, der mich extrem geprägt hat, auf und neben dem Platz. Dann habe ich meine ersten Bundesliga- und Europa-Cup-Spiele für den Verein gemacht, dafür bin noch heute sehr dankbar. Der Verein hat mir sehr viel gegeben in einer sehr jungen Phase meines Lebens.
Fabian Reese: "Ich leide mit Schalke"
Was macht Norbert Elgert so besonders?
Reese: Er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Trainer, unter dem ich bis jetzt gespielt habe. Er ist ein großer Fußballfachmann und entwickelt sich stetig weiter. Er ist die perfekte Mischung aus modernem Fußball und alter Schule. Vor allem die Werte, die Norbert Elgert verkörpert - Mentalität, Demut und Arbeitsethik - sind extrem wichtig im Profifußball. Die impft er einem quasi ein und entwickelt die Spieler permanent weiter.
Obwohl Schalke eine solche Figur hat, droht der Abstieg. Leiden Sie mit ihrem Ex-Klub mit?
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Reese: Ohne Frage. Ich schaue mir immer noch die Spiele an und verfolge den Werdegang. Es ist eine sehr, sehr schwierige Saison für den Verein. Klar leide ich da mit und hoffe immer noch, dass das Ruder rumgerissen wird. Aber das wird sehr schwer. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der Verein mit der Fan-Wucht und der Power aus dem Revier aus diesen schwierigen Zeiten wieder rauskommt.
Für Sie wär’s sicher am besten, wenn man sich in der Ersten Liga wiedersehen würde.
Reese: Das würde ich heute so unterschreiben, wenn Sie mir das anbieten.