Bochum. Es ist die Zeit der Abschiede beim VfL Bochum. Mit Jürgen Zimmer hört ein Mann auf, der den Verein fast 30 Jahre besonders bewegt hat.
Es ist die Zeit der Abschiede beim VfL Bochum. Die Saison in der 2. Bundesliga endet. Zehn Spieler hat der VfL am vergangenen Sonntag verabschiedet. Darunter war auch Stefano Celozzi. Nach sechs Jahren beim VfL wird er am Sonntag gegen Hannover das letzte Mal im Aufgebot stehen. Gleiches gilt für Patrick Fabian. Der Innenverteidiger, der die 20 Jahre seiner Fußballer-Laufbahn beim VfL verbracht hat, wird Assistent des Vorstandes. Und dann hört ein Mann auf, der den Verein fast 30 Jahre besonders bewegt hat: Jürgen Zimmer.
Nein, Jürgen Zimmer hat kein Spiel für den VfL bestritten. Er war auch nicht Trainer oder Betreuer. Wobei, Betreuer irgendwie schon. Er war über viele Jahre ein Teil des Profi-Teams. Jürgen Zimmer ist der Fahrer des VfL-Mannschaftsbusses. Viele Spielzeiten hat er an jedem zweiten Wochenende während der Saison das Team zwischen 800 und 1400 Kilometer zu den Auswärtsfahrten gefahren. Die Fahrt zum letzten Saisonspiel wird seine letzte Dienstreise sein. Letzte Ausfahrt Hannover.
Zweiter Mann hinter Hans-Gerd Overhoff
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1991 hatte er das erste Mal die erste Mannschaft hinter sich. Trainer war Holger Osieck und Zimmer holte das Team aus dem Trainingslager ab. „Ich war da noch zweiter Mann“, sagte Zimmer. „Hans-Gerd Overhoff hat die Mannschaft damals gefahren. Ich bin nur eingesprungen und hatte den Profikader nur bei Freundschaftsspielen oder wenn Hans-Gerd Overhoff nicht konnte.“
Bereits da hat Zimmer das vielleicht Wichtigste für seinen Posten verinnerlicht: „Als Busfahrer bekommst du alles mit, darfst aber nichts erzählen. Daran habe ich mich immer gehalten.“ Sonst wäre er wohl auch nicht solange der Fahrer der Profis geblieben. Wobei Zimmer auch die zweite Mannschaft und auch die A-Jugend gefahren hat, wenn es gefordert war. „So hatte ich zu allen Mannschaften im Verein Kontakt.“
Viele Trainer und noch mehr Spieler erlebt
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Immer fühlte er sich dabei voll integriert. „Als Busfahrer bist du ja eigentlich das letzte Glied in der Kette. Der VfL hat mir aber nie dieses Gefühl gegeben. Ich wurde immer mit einbezogen.“ Und wenn mitten in einer Saison oder zu einer neuen Saison ein neuer Trainer kam, half ihm Andi Pahl, der langjährige Betreuer der Profis, „den Draht zu den neuen Trainern herzustellen“.
Zimmer hat einige Trainer und Spieler erlebt: Osieck, Peter Neururer, Friedhelm Funkel, Gertjan Verbeek, Robin Dutt, jetzt Thomas Reis als Trainer. Paul Freier, Christof Cramer oder Leon Goretzka beispielsweise als Spieler.„Verschiedene Trainer, verschiedene Regeln“, sagt Zimmer über die Ordnung im Bus. Eins habe sich trotz einiger Trainerwechsel nie grundlegend geändert: „Die Sitzordnung im Bus war immer so, dass die Verantwortlichen vorne saßen, die Spieler dahinter. Da gab es schon eine gewisse Hierarchie und eine feste Sitzordnung.“ Und ja, Geschichten von verschiedenen Fahrten zu einzelnen oder besonderen Aktion mit Trainern, Spielern oder Verantwortlichen, könnte er genug erzählen. Macht er aber nicht.
Mehr Zeit für die Firma in Herne
Er habe jede Sekunde beim VfL genossen und sich auch daher den Ausstieg anders vorgestellt als jetzt mit Corona, sagt Zimmer. Mit jetzt 60 Jahren aufzuhören und sich mehr um seine Trocken- und Akustikbaufirma in Herne zu kümmern, sei aber richtig. „Es kommt schon etwas Wehmut auf, auch, weil das Team jetzt so eine Erfolgsserie hat. Ich hoffe, das Team kann das fortsetzen.“