Bochum. 442 Spiele hätte Patrick Fabian für den VfL Bochum machen können. 146 sind es bisher. Viel mehr werden es kaum. Der Innenverteidiger hört auf.
In der Partie des VfL Bochum gegen den FC St. Pauli tauchte Patrick Fabian in der letzten Minute des Spiels auf einmal im Pauli-Strafraum auf. Erst kurz zuvor war er eingewechselt worden. VfL-Trainer Thomas Reis wollte mit dem Wechsel des gelernten Innenverteidigers Fabian für den Außenangreifer Jordi Osei-Tutu nur etwas Zeit von der Uhr nehmen. Fabian aber nutze die wenig ihm zur Verfügung stehende Zeit, wie er zumeist für den VfL gespielt hat: Ganz oder gar nicht. Er sollte die linke Seite bespielen und machte das dann eben komplett, von vorne bis hinten. Das Heimspiel gegen Greuther Fürth wird sein letztes für den VfL Bochum sein.
Eine Woche später ist dann das Spiel bei Hannover 96 das letzte Auswärtsspiel und das letzte Spiel überhaupt für den VfL Bochum für ihn. „Ab dem 1. Juli wird es anders“, sagt er am Freitag vor dem letzten Heimspiel. „Bisher war ich der Spieler, ab da bin ich dann Assistent der Geschäftsführung. Mein Aufgabengebiet ist noch nicht ganz genau definiert. Das wird etwas „learning by doing“ sein.“
Das Gesicht des Vereins
Auch interessant
Die Verantwortlichen des VfL Bochum haben bereits länger gesagt, dass sie diesen Patrick Fabian gerne weiter im Verein sehen würden. Er ist das, was man gemeinhin als „das Gesicht des Vereins“ bezeichnet. „20 Jahre für den VfL auf dem Platz! Kämpfer, Leader, schon jetzt Legende! Patrick Fabian beendet nach dieser Saison seine aktive Karriere. Aber wir sind stolz, dass Patti auch weiterhin in anderer Funktion für unsere Farben im Einsatz bleibt!“ So verabschiedet der VfL ihn in den sozialen Netzwerken.
Seit 2002 ist er im Verein. Er hat 55 Mal für Jugend des VfL Bochum gespielt. Er hat 111 Mal für die zweite Mannschaft des VfL gespielt. Er hat 155 Mal in der ersten Mannschaft des VfL gespielt. Die Zahlen hat er im Gespräch parat, als hätte er sie gerade erst nachgesehen. Es hätten wesentlich mehr Spiele sein können. Hätte er als Spieler der ersten Mannschaft kein Spiel verpasst, wäre er auf 442 Spiele gekommen.
„Ich habe 140 Zweitliga-Spiele, sechs Erstligaspiele und neun Pokalspiele für den VfL Bochum gemacht. Ich weiß, dass es deutlich mehr hätten sein können. Aber ich hatte eben auch vier Kreuzbandrisse. Ich glaube, dass ich schon ein bisschen stolz darauf sein darf, dass ich 90 Prozent meiner Spiele für den VfL nach diesen schweren Verletzungen gemacht habe. Ich finde, das ist aller Ehren wert.“ Aber es passe auch zum Verein und zur Region, dieses Unbeugsame. „Aufgeben war nicht und es ist erst dann vorbei, wenn ich sage, dass es vorbei ist.“
Corona verändert auch den Abschied
Natürlich habe er sich einen anderen Abschied gewünscht. „Ich habe die Hoffnung gehabt, dass wir die letzten Spiele entspannt angehen können und ich diese Spiele genießen kann. Jetzt können wir sie einigermaßen entspannt angehen, aber die Zuschauer fehlen, um mit ihnen zu feiern und mich bei ihnen im Stadion zu verabschieden. Corona ändert vieles. Das eben auch. Auch das kann ich nicht ändern und nehme es deshalb so an.“
Wenn er jetzt etwas Zeit habe, dann würde er schon darüber nachdenken, dass seine Laufbahn nun zu Ende gehe. „Aber das ist jetzt so, auch wenn ich durchaus wehmütig werde. Viele Dinge mache ich jetzt zum letzten Mal als Spieler. Letzte Vorbereitung auf ein Heimspiel, letztes Heimspiel.“
Vegane Ernährung und Yoga
Er sei als Spieler immer impulsiv gewesen. „Das gehört für mich dazu. Ich werde auch immer noch laut und ärgere mich, wenn ich mit meiner Mannschaft im Training ein Spiel verliere. Das werde ich bei meiner neuen Tätigkeit sicher so nicht mehr leben können.“
Viele Dinge ändern würde er auch rückblickend nicht. „Der junge Patrick Fabian würde mit der Erfahrung des älteren Patrick Fabian gar nicht so viel anders machen“, sagt er. „Die Entscheidungen, die ich in den verschiedenen Phasen meines Lebens getroffen habe, würde ich wieder so treffen. Ich bin natürlich an verschiedenen Dingen gewachsen. An den Verletzungen, daran, dass ich Kapitän der Mannschaft geworden bin. Was ich aber tatsächlich anders machen würde, wäre meine Ernährung. Ich würde mich vegan ernähren. Dazu mache ich jetzt Yoga, das hätte ich auch früher anfangen können.“
Vielleicht hilft es ihm ja auch bei seiner neuen Aufgabe.