Bochum. Drittes Heimspiel vor leeren Rängen – dritter Heimsieg. Der VfL Bochum kann nach dem 2:0 gegen St. Pauli für ein weiteres Zweitliga-Jahr planen.
Nach dem achten Spiel in Folge ohne Niederlage kletterte der VfL Bochum vorerst sogar auf Rang sechs. Robert Zulj per Elfmeter und Maxim Leitsch nach einer Ecke erzielten die Treffer.
Nach dem Re-Start feierte der VfL drei Siege, holte zwei Remis – und kassierte nur ein Gegentor. Die defensive Stabilität hat Bochum wieder zu einem Erfolgsteam der 2. Liga gemacht. Zu spät für große Träume – früh genug, um die Abstiegsängste vier Runden vor Schluss zu vertreiben. „Zum einen sind wir unheimlich glücklich, dass wir unsere Serie fortsetzen konnten. Wir wussten, dass wir den ersten von fünf Matchbällen haben und wir wollten den ersten versenken. Jetzt kann man das Wochenende abwarten. Wichtig ist, dass man es jetzt selbst in der Hand hat", sagte VfL-Trainer Thomas Reis. "Manchmal wollten wir es zu schön machen und alles spielerisch lösen. Aber wir haben wieder zu null gespielt und sind unserem Teilziel ein Stück näher gekommen. Es war ein toller Mannschaftserfolg."
Verzicht auf sechs Bochumer Stammkräfte
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Dabei wird die Ausfallliste nun doch immer länger beim VfL Bochum. Gegen den FC St. Pauli fehlten sechs etablierte Kräfte. Neben Simon Zoller, Danny Blum, Sebastian Maier und Saulo Decarli musste auch Mittelfeldspieler Vitaly Janelt passen. Der U21-Nationalspieler hatte beim Training einen Schlag auf den Fuß abbekommen.
Zudem saß Torjäger Silvere Ganvoula, der in Nürnberg angeschlagen ausgewechselt werden musste, nur auf der Bank. Für ihn stürmte Manuel Wintzheimer, für Janelt kehrte Robert Tesche in die Startelf zurück. Zudem begann Rechtsverteidiger Cristian Gamboa nach abgesessener Gelbsperre für Stefano Celozzi. Auch St. Paulis Trainer Jos Luhukay musste auf einige Stammkräfte verzichten, darunter Linksverteidiger Buballa und Innenverteidiger Lawrence. Torjäger Dimitrios Diamantakos dagegen, der Ex-Bochumer, war rechtzeitig wieder fit. Er bildete die (harmlose) Spitze im (harmlosen) 4-1-4-1-System der Gäste.
VfL präsentiert sich spielerisch selbstbewusst
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St. Pauli stand nach ein paar schwungvollen Minuten sehr tief. Der VfL übernahm die Initiative, kontrollierte die Partie, war defensiv kompakt, zeigte sich spielerisch selbstbewusst, auch wenn nicht alles gelang. Die Kopfballvorlage von Robert Zulj gab Wintzheimer in bester Blockspieler-Art an Milos Pantovic weiter. Der Außenstürmer zog flott in den Strafraum, Leo Östigard stoppte ihn. Foul. Elfmeter für Bochum, 15. Minute. Zulj verwandelte eiskalt. Der Winterneuzugang feierte damit seinen ersten Treffer im blau-weißen Trikot. „Wir haben nach der Corona-Pause einen richtigen Lauf gestartet. Es ist wichtig, dass ich wieder schmerzfrei und fitter bin, so kann es weitergehen", sagte Robert Zulj.
Die Hamburger Antwort? Blieb aus. St. Pauli demonstrierte, warum man erst einen Auswärtssieg geholt hat in dieser Saison. Der Gast verteidigte teils mit einer Art Sechserkette kurz vor dem Strafraum. Jordi Osei-Tutu hebelte sie mit einer präzisen Flanke aus, den Kopfball von Anthony Losilla parierte Robin Himmelmann glänzend (23.). Losillas Kopfballstärke auch im Abschluss ist zwar nicht ganz neu, aber seit dem Re-Start immer häufiger eine der gefährlichsten Offensivwaffen des VfL.
Defensiv brennt wenig an
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Defensiv ließ Bochum wenig anbrennen, erst nach einer halben Stunde näherte sich Sobota dem Tor an, sein Schuss wurde zur Ecke geblockt. 67 Prozent Ballbesitz hatte der VfL bis dahin, eine starke Quote. Fast belohnt mit dem 2:0, doch Osei-Tutus flache Flanke Richtung Fünfer erreichte Wintzheimer nicht (38.).
Aber Bochum kann auch anders, nämlich ein netter Gastgeber sein. Erst verlor Robert Tesche den Ball. Dann bediente der offensiv erneut überzeugende Zulj den Paulianer Ryo Miyaichi – vor dem eigenen Strafraum. Der Schlenzer von Miyaichi touchierte die Querlatte. Einmal Glück gehabt – und einmal Pech. Danilo Soares blockte am Strafraum von Pauli den Ball, Wintzheimer schaltete schnell, vollstreckte ins Netz. 2:0? Nein. Nach Videobeweis entschied Schiedsrichter Christian Dingert auf Handspiel von Soares. Zumindest: diskussionswürdig.
Torschütze Leitsch ist überrascht
Auch nach der Pause bestimmte Bochum das Spiel. Danilo Soares, wie zuletzt stark in allen Bereichen und auch bei Standards, schlug einen seiner gefährlichen Freistöße. Tesche traf den Ball mit dem Kopf nicht, aber Himmelmann parierte. Kurz darauf traf erneut Wintzheimer – und erneut zählte das Tor nicht. Passgeber Pantovic stand bei Osei-Tutus Zuspiel zuvor im Abseits (51.).
St. Pauli zeigte weiterhin keinen Mut, ließ den VfL im harmlosen Bereich gewähren. Thomas Eisfeld kam nach 66 Minuten für Tesche, Ganvoula für Wintzheimer – Bochum hatte alles im Griff. Kontrolliert, geduldig, souverän wartete der VfL auf seine Chance. Und nutzte sie. Nach einer Ecke von Zulj schoss Maxim Leitsch den Ball aus kurzer Distanz ins Netz und belohnte seine starke Rückrunde mit seinem ersten Saisontor (73.). Die Entscheidung. „Ich war ein bisschen überrascht, dass ich so alleine vor dem Tor stand. Dann habe ich nicht überlegt und draufgehauen. Schöner wäre es gewesen, wenn Zuschauer im Stadion gewesen wären. Mit 39 Punkten stehen wir schon sehr gut da. Wir wollen jetzt aber nicht nachlassen, damit wir dann save sind“, sagte Leitsch
Dem stimmte auch Torhüter Manuel Riemann zu: „So kann es weitergehen. Wir kriegen sehr wenig Gegentore. Wir haben es heute wirklich sehr gut gemacht gegen den Ball. In der zweiten Halbzeit haben wir teilweise zu leicht den Ball hergegeben, obwohl wir gar nicht so großen Druck bekommen haben. Insgesamt war der Sieg verdient.“
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