Dortmund. Die DFL verhängt eine fünfstellige Geldstrafe gegen die beiden BVB-Profis wegen Verstoßes gegen das Hygienekonzept. Eine Sperre aber bleibt aus.

Als Jadon Sancho um 15.41 Uhr am Trainingsgelände von Borussia Dortmund vorfuhr, hatte er die Kapuze seines Pullovers über den Kopf gezogen. Das war insofern bedauerlich, dass nun einen Tag vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) nicht zu sehen war, ob sich das viele Geld für den neuen Haarschnitt denn auch gelohnt hatte.

Wie so viele seiner Kollegen ist Sancho ohnehin nicht sparsam, wenn es um seine Frisur geht, da wird gerne auch mal der Starfriseur aus London eingeflogen. Dieses Mal allerdings, zu Beginn der vergangenen Woche, hatte der Düsseldorfer Winnie Nana Karkari seine Dienste an Sanchos Kopf verrichtet, die Anreisekosten fielen also überschaubar aus.

Konzept ist für alle Profis verbindlich

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Dass es dennoch ein teures Vergnügen wurde, lag an der Deutschen Fußball-Liga (DFL): Die nämlich verhängte eine saftige Geldstrafe gegen Sancho und seinen Mannschaftskollegen Manuel Akanji, der sich ebenfalls die Frisur hatte richten lassen. Nach Informationen dieser Redaktion müssen beide einen fünfstelligen Betrag zahlen. Denn sie haben nach Auffassung der DFL „offenkundig gegen allgemeine Hygiene- und Infektionsschutzstandards sowie insbesondere gegen das medizinisch-organisatorische Konzept der DFL-Taskforce ‚Sportmedizin/Sonderspielbetrieb‘ verstoßen“.

Zwar stehe es „außer Frage, dass auch Profi-Fußballer ihre Haare schneiden lassen müssen“, teilte die DFL weiter mit. „Dies muss jedoch im Einklang mit dem medizinisch-organisatorischen Konzept erfolgen.“ Und das Konzept für den Spielbetrieb in Zeiten der Corona-Pandemie verbietet auf Seite 43 den Spielern, Besuch zu Hause zu empfangen und schreibt darüber hinaus weitere strenge Hygiene-Regeln vor. Seit Mitte Mai gehört das Konzept zur Spielordnung der DFL und ist damit für alle Profis verbindlich.

Guerreiro saß im Freien

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Sancho und Akanji unterliefen diese Regeln nicht nur – der Friseur veröffentlichte davon auch noch Fotos auf Instagram. Und darauf war zu sehen, wie er ohne Mundschutz die Köpfe der Spieler bearbeitete. Da nutzte es auch nichts mehr, dass er wie auch die Spieler beteuerte, diesen nur für das Bild abgenommen und ansonsten durchgängig getragen zu haben. Die DFL hatte einen klaren Beweis, dass ihre Regeln gebrochen worden waren.

Anders sah es bei Raphael Guerreiro aus: Auch der hatte Winnie Nana Karkari zu sich nach Hause kommen lassen, auch davon gibt es ein Foto. Allerdings sitzt Guerreiro im Freien, der Friseur steht mit deutlichem Abstand dahinter – das unterscheidet dieses Bild von den anderen. Und so kommt der Portugiese straffrei davon. Ebenso der BVB, bei dem laut DFL kein Organisationsversagen zu erkennen sei. Der Klub hatte seinen Spielern sogar angeboten, einen Friseur aufs Vereinsgelände kommen zu lassen.

Sancho beschwert sich und löscht Tweet wieder

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Fünf Tage haben Sancho und Akanji nun Zeit, Widerspruch einzulegen, was sie aber aller Voraussicht nach lassen werden. Zumindest auf offiziellem Wege, denn in den sozialen Medien meldete sich Sancho sehr wohl zu Wort: „Ein absoluter Witz, DFL!“, twitterte er am Freitagabend in englischer Sprache. Kurze Zeit später löschte er seinen Eintrag jedoch. In den sozialen Medien machen derweil weitere Bilder von Friseur Karkari die Runde, die ihn unter anderem mit Bayern-Abwehrspieler Jerome Boateng und seinem Leverkusener Kollegen Jonathan Tah zeigen. Veröffentlicht wurden sie Ende April und Anfang Mai, als Friseure eigentlich noch komplett geschlossen waren. Aber: Das Corona-Konzept war da noch nicht offizieller Teil des Regelwerks. Man ärgert sich bei der DFL also genauso über diese Bilder – offiziell sanktionieren aber darf man sie nicht.

Denn theoretisch wäre auch eine Sperre denkbar gewesen, stattdessen können Sancho und Akanji gegen Hertha auflaufen – zur Erleichterung vor allem ihres Trainers, der wegen Mats Hummels‘ Gelbsperre ohnehin zum Improvisieren gezwungen ist.

Bilder von Jerome Boateng und Jonathan Tah

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So bleibt neben der empfindlichen Strafe die zweifelhafte Ehre, als erste Profis von der DFL für einen Verstoß gegen das Corona-Regelwerk sanktioniert zu werden – obwohl sie nicht die ersten waren, die sich daneben benahmen. Auch von Bayern-Abwehrspieler Jerome Boateng und seinem Leverkusener Kollegen Jonathan Tah finden sich Bilder mit jenem Friseur, der die Dortmunder nun so in Schwierigkeiten gebracht hat, auch hier ist von Mundschutz oder Mindestabstand nichts zu sehen. Veröffentlicht wurden sie Ende April und Anfang Mai, als Friseure eigentlich noch komplett geschlossen waren. Und dann war da noch Salomon Kalou, der mit seinen Aufnahmen aus der Hertha-Kabine auffällig wurde. Allerdings: Das Corona-Konzept der DFL war da noch nicht offizieller Teil des Regelwerks, dazu wurde es erst bei der Vollversammlung am 14. Mai gemacht. Man ärgert sich bei der DFL also genauso über diese Bilder – offiziell sanktionieren aber darf man sie nicht.