Mitten in der finanziellen und sportlichen Krise verabschiedet sich Schalkes Finanzchef. Das ist ein Indiz für totale Zerrüttung. Ein Kommentar.

Die vielen Anhänger des FC Schalke 04 sind Kummer gewohnt. Derzeit aber werden sie auf eine ganz harte Probe gestellt.

Gleich zu Beginn der Corona-Krise äußerte der Verein öffentlich seine Existenzängste. Damit sollte auch für den Geisterspielbetrieb geworben werden, der für Klubs ohne Rücklagen alternativlos war. Dennoch hat die Krise Schalke 04 besonders schwer erwischt, weil dieser Verein längst jeden Euro benötigt. Rund 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten erzeugen einen kaum erträglichen Druck.

Pure Panik statt kühler Köpfe in schwieriger Zeit

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Nach elf Spielen ohne Sieg sind die Königsblauen auch sportlich abgestürzt, der bange Blick gilt sogar noch dem Abstiegskampf. Und in dieser Zeit, in der kühle Köpfe gefragt wären, herrscht nur noch Panik. Wenn Finanzchef Peter Peters, der natürlich für die Finanzpolitik der vergangenen Jahre geradestehen muss, nach 27 Jahren geht, dann ist das kein branchenüblicher Vorgang. Das ist trotz gegenteiliger Beteuerung ein Indiz für totale Zerrüttung. Das ist Schalke, wie es knallt und kracht.

Vor wenigen Wochen verlor bereits der verdiente Mediendirektor Thomas Spiegel seinen Job. Er war ein Mann des Ausgleichs, ein treuer Schalke-Diener, der mit seiner moderaten Art im besten Sinne vermittelte. Ihm wäre früher sicher ein Schreiben wie das, mit dem der Verein in dieser Woche eine Menge Fans gegen sich aufbrachte, zur Prüfung vorgelegt worden. Die Besitzer von Dauer- und Tageskarten sollen, was rechtlich in Ordnung ist, einen Gutschein erhalten. Bei „Härtefallanträgen“ aber wurde gefragt: „Warum benötigst du das Geld unbedingt jetzt? Begründe bitte deinen Härtefallantrag...“ Unsensibel, unverschämt.

Der „Härtefallantrag“ und der misslungene Versuch einer Entschuldigung

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Als die Aufregung in den Sozialen Medien eskalierte, unternahm der Verein den ebenfalls missglückten Versuch einer Entschuldigung – mit Verweis auf Mitarbeiter des Service-Centers. Der Vorgang aber fiel in den Verantwortungsbereich von Peter Peters. Das war der Anlass für den letzten Schritt. Denn Peter Peters und sein Vorstandskollege Alexander Jobst, der dem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sehr nahe steht, hatten sich zunehmend voneinander entfernt. Der Abgang des Finanzchefs entlässt die anderen Bosse aber nicht aus der Mitverantwortung.