Bochum. Quo vadis, VfL Bochum? Geschäftsführer Kaenzig ist sich sicher, dass der Zweitligist die Krise übersteht. Schindzielorz arbeitet auch am Kader.

Vier Wochen ist es nun her, als das Geister-Heimspiel gegen den FC Heidenheim einen Tag vor dem Anpfiff abgesagt wurde. Seitdem ruht der Fußball – aber beim Zweitligisten VfL Bochum längst nicht der Betrieb. Ein Überblick: was war, was ist, was kommen kann.

„Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, viel organisiert und neu strukturiert“, fasst Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz gegenüber dieser Redaktion die arbeitsintensiven letzten Wochen zusammen.

VfL Bochum: Trainer Reis zieht Bilanz nach einer Woche Training mit Kleingruppen

Zum Beispiel musste das das Training in Kleingruppen unter erheblichen Auflagen (Hygiene, Abstand, Sichtschutz u.a.) geregelt werden, das seit vergangenen Montag läuft. Zuvor arbeiteten die Profis drei Wochen im Homeoffice, viele Laufeinheiten standen da an. „Man merkt, dass die Jungs Bock haben, wieder mit Ball zu trainieren“, bilanzierte Trainer Thomas Reis zufrieden nach der fünften Einheit in der Corona-Zeit. Nur Danny Blum (Wadenprobleme) und Silvere Ganvoula (Trainingsrückstand) trainierten noch individuell. Letztlich, so Schindzielorz, „haben alle den großen Wunsch, wieder zu spielen.“ Natürlich auch, ja: vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.

Kommende Woche Freitag steigt die nächste Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga, dann erhoffen sich die Klubs (mehr) Klarheit. Geplant ist bisher von der DFL, dass die Saison ohne Zuschauer bis spätestens Ende Juni zu Ende gespielt wird. Los gehen soll es am 2. oder – wahrscheinlicher – 9. Mai.

Noch vier Heimspiele und fünf Auswärtsspiele stehen für den VfL Bochum an

Für den Tabellenfünfzehnten VfL geht es noch zuhause gegen Heidenheim, Kiel, St. Pauli und Fürth. Auswärts muss Bochum in Karlsruhe, Nürnberg, Osnabrück, Aue und Hannover ran. „Der Klassenerhalt ist unser Ziel, wir werden bereit sein“, erklärte Kapitän Anthony Losilla.

Thomas Reis beim Training im Ruhrstadion in Zeiten der Coronavirus-Epidemie.
Thomas Reis beim Training im Ruhrstadion in Zeiten der Coronavirus-Epidemie. © VfL Bochum | Jan Aben

Rollt der Ball, fließt Fernsehgeld, dann sind etliche Klubs vorerst gerettet. Mehr als 3,5 Millionen Euro würde die letzte TV-Geld-Rate, fällig im Mai, für den VfL Bochum ausmachen. Zahlreiche Erst- und vor allem Zweitliga-Vereine aber bangen um die Existenz, wenn es keine Spiele mehr geben sollte in dieser Saison und womöglich gar bis Jahresende nur Geisterspiele.

Das sind die Sparmaßnahmen des VfL Bochum in der Coronakrise

Der VfL Bochum hat in den letzten Jahren solide gewirtschaftet, konnte aber noch keine Rücklagen bilden. Im schlimmsten Fall drohte daher die Insolvenz, berichtete diese Redaktion vor einer Woche exklusiv. Dies aber, so hatte es Geschäftsführer Ilja Kaenzig betont, nur in einem „worst-worst-case-Szenario“, heißt: Wenn überhaupt kein Geld eingenommen werde und zudem keine Gegenmaßnahmen greifen würden.

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Der VfL Bochum hat unter anderem Kurzarbeit für die meisten der 70 Mitarbeiter eingeführt, Lizenzspieler und Geschäftsführung verzichten auf Teile ihres Gehalts (zehn bis 15 Prozent bis Juni). Die „Zusammenarbeit“ mit wichtigen Partnern funktioniere gut, zieht Ilja Kaenzig am Karfreitag gegenüber der WAZ ein Zwischenfazit. Zum Sparmaßnahmenpaket des Klubs gehörten zudem Stundungen und vorgezogene Gelder. „Es ist viel Solidarität zu spüren“, sagt Kaenzig; auch bei den Fans, die gleich zu Beginn der Krise mit rund 3.000 erworbenen Geisterspieltickets gegen Heidenheim ein Zeichen gesetzt hatten.

Geschäftsführer Ilja Kaenzig ist sich sicher, „dass wir dieses Jahr überstehen“

Mittlerweile, so der Geschäftsführer, gebe es aus verschiedenen Bereichen weitere „positive Signale“. Kaenzig: „Man sieht, dass unsere Maßnahmen greifen. Damit kommen wir schon sehr weit, selbst wenn nicht mehr gespielt werden sollte. Wir sind sicher, dass wir damit diese Saison und das Jahr 2020 überstehen. Und ab 2021 gehen wir von einer gewissen Normalität aus.“

Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des VfL Bochum, ist überzeugt davon, dass der VfL Bochum die Krise übersteht.
Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des VfL Bochum, ist überzeugt davon, dass der VfL Bochum die Krise übersteht. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Welchen Preis der Klub letztlich zahlen muss, bleibt für den VfL Bochum wie für die anderen Klubs offen, solange es noch so viele Unwägbarkeiten gibt. Pläne für mehrere Szenarien hat der VfL daher ausgearbeitet.

Kaderplanung für 2020/21: Derzeit gibt es keine Vertragsverlängerungen

Dazu gehört die Kaderplanung für die kommende Saison. „Wir haben natürlich Ideen, haben viel vorbereitet und können sofort loslegen, wenn es Klarheit gibt, welches Szenario eintritt“, sagt Sebastian Schindzielorz. Aktuell, so der Sport-Geschäftsführer, führe man zwar vereinzelt Gespräche etwa mit Beratern, werde es aber keine Vertragsverlängerungen oder neue Vertragsabschlüsse geben. 22 Spieler stehen auch 2020/21 noch beim VfL Bochum unter Vertrag. Auch der Vertrag von Trainer Thomas Reis gilt bis Sommer 2021.

Bei elf Spielern, darunter Manuel Riemann, Danilo Soares und Simon Lorenz, läuft der Kontrakt am 30. Juni dieses Jahres aus. Ob sich die Verträge, wie von der Fifa ins Spiel gebracht, verlängern könnten, wenn sich die Saison über den Juni hinaus ziehen würde, ist derzeit nicht klar zu beantworten.

Anfragen für Ganvoula und andere Topspieler gab es vor der Corona-Krise

Anfragen anderer Klubs für VfL-Profis gab es in den letzten Wochen der akuten Corona-Krise nach WAZ-Informationen nicht mehr. Zuvor hatten sich langfristig gebundene Spieler wie Silvere Ganvoula oder Danny Blum sowie Maxim Leitsch und Armel Bella-Kotchap auf die Notizzettel anderer Klubs gespielt – wer aber „nach Corona“ wann was zahlen kann und will auf dem Transfermarkt, ist derzeit ja völlig unklar.

Überzeugte nach seinem Comeback mit starken Leistungen als linker Innenverteidiger: Maxim Leitsch.
Überzeugte nach seinem Comeback mit starken Leistungen als linker Innenverteidiger: Maxim Leitsch. © VfL Bochum | Jan Aben

Allgemein rechnet man auch beim VfL Bochum damit, dass die Preise sinken, je nach Szenario deutlich – sowohl bei den Ablösen als auch beim Gehalt. Auch beim Lizenzspieleretat des VfL, der in dieser Saison bei rund 12 Millionen Euro liegt, wird es wohl Anpassungen geben müssen.

Zunächst steht eine erhoffte Fortsetzung der Saison im Mai an, von Spielen ohne Zuschauer ist auszugehen. Am Freitag auf der DFL-Versammlung sollen entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt werden.