Bochum. Er ist der Kapitän des VfL Bochum. Anthony Losilla spricht im Interview über seine Situation und die Ziele des Zweitligisten in der Corona-Krise.
Seit rund vier Wochen ruht der Fußball in den Profiligen. Seit vergangenen Montag trainiert Zweitligist VfL Bochum wieder in Kleingruppen auf dem Vereinsgelände. Kapitän Anthony Losilla (34) äußert sich im Interview mit dieser Redaktion über sein Befinden, das Training, den Teamgeist, die nahen Ziele.
Hallo Herr Losilla, nach drei Wochen im Home-Office trainieren Sie nun seit Montag in Kleingruppen. Auch das ist eine völlig neue Situation. Wie fühlt sich das an für Sie und Ihre Mitspieler?
Anthony Losilla: Es ist schon ungewohnt. Aber grundsätzlich sind wir froh, dass wir wieder auf dem Platz oder im Kraftraum stehen können, um dort zu arbeiten. Vor allem die Arbeit mit dem Ball hat man am meisten vermisst.
Konnten Sie in den drei Wochen auch zuhause gut trainieren?
Losilla: Jeder von uns hat einen Trainingsplan bekommen, um sich fit zu halten. Aber es waren neben den athletischen Dingen vor allem Laufeinheiten. Und als Fußballer reicht es einem irgendwann, nur zu laufen – selbst mir! Man braucht was anderes, Abwechslung. Ein Ball hilft dabei enorm, auch was Übungen zu Schnelligkeit und Kraft angeht. Ansonsten waren wir zuhause froh, dass das Wetter gut war und wir viel im Garten machen konnten. Das ist angesichts von zwei sehr agilen Kindern richtig Gold wert. Die zu beschäftigen war eine größere Herausforderung als die Trainingseinheiten! (lacht)
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Sie sind einer der laufstärksten Spieler der Liga. Wie ist Ihr persönlicher Fitness-Zustand derzeit?
Losilla: Dank der abwechslungsreichen Trainingspläne konnte ich genauso wie die anderen Jungs aus der Mannschaft den Zustand in diesem Bereich auf einem guten Niveau halten. Ich hoffe jetzt nur, dass ich fußballerisch nicht allzu viel verloren habe… (grinst)
Sie sind der Kapitän des VfL. Wie würden Sie die aktuelle Stimmung in der Mannschaft beschreiben, welche Teambuildings-Maßnahmen sind zurzeit eigentlich möglich? Hilft man sich gegenseitig?
Losilla: Zurzeit es ist sehr schwierig, die Stimmung innerhalb der Mannschaft zu beschreiben, weil wir uns einfach drei Wochen lang nicht gesehen haben. Jetzt trainieren wir in kleinen Gruppen, was bedeutet, dass es auch wieder nicht möglich ist, etwas zusammen zu unternehmen. Aber in puncto „Teambuilding“ waren wir dennoch aktiv, denn wir haben uns anfangs untereinander sehr intensiv zum Thema Gehaltsverzicht ausgetauscht. Die Situation war für uns alle neu und ungewohnt. Wir wollten aber als Mannschaft dennoch ein Zeichen setzen, dass wir auch in schwierigen Zeiten zueinanderstehen. Und wir haben uns auch schon darüber unterhalten, wie wir uns trotz all dieser Schwierigkeiten darauf vorbereiten, falls es mit dem Spielbetrieb weitergeht.
Falls es Geisterspiele geben sollte, käme auf alle Spieler wieder eine völlig neue Situation zu. Wie würden Sie damit umgehen, sich darauf vorbereiten, auch mental?
Losilla: Der Stand der öffentlichen Diskussion ist ja der, dass nun alle wissen, dass die Saison zu Ende gespielt werden soll. Das ist das erklärte Ziel aller DFL-Clubs. Spiele ohne Zuschauer sichern die TV-Gelder und somit Existenzen. Natürlich sind wir alle Profis geworden, um vor vollen Zuschauerrängen zu spielen. Die fehlende Atmosphäre wird sich eventuell schon auf den einen oder anderen Spielausgang auswirken können. Es ist echt schwierig, sich ein Spiel im Stadion ohne Zuschauer vorzustellen. Das ist etwas, was wohl noch niemand von uns erlebt hat. Und insofern kann ich auch noch nicht vorhersagen, wie jeder einzelne damit umgehen wird. Aber wir werden in jedem Fall bereit sein und alles dafür tun, um den Klassenerhalt zu sichern. Das ist unser Ziel.
Sie sagten es, es geht um den Klassenerhalt, was die Belastung unter den Umständen sicherlich noch erhöht. Wäre die Mannschaft bereit dazu, wenn der Tag X kommt?
Losilla: Es geht um die Zukunft des Vereins, deshalb müssen wir auf jede Möglichkeit vorbereitet sein. Jeder einzelne von uns muss sich so gut wie möglich auf dieses Szenario vorbereiten und alle andere Faktoren nebenher ausblenden. Von unserem Klassenerhalt bin ich nach wie vor überzeugt. Wir werden bereit sein, uns auf die Spiele und unser Ziel fokussieren.