Bochum. Auch wenn die personelle Not groß ist, will Robin Dutt, der Trainer des VfL Bochum, im Spiel bei Darmstadt 98 seinen Matchplan durchziehen.

„Er ist ein guter Typ. Ich kann mich gut in einen jungen Trainer hineinversetzen. Ich gönne ihm die Chance, die man ihm in Darmstadt gegeben hat.“ Robin Dutt wünscht Dimitrios Grammozis, dessen Mannschaft der VfL Bochum am Sonntag (13.30 Uhr, live Sky) gegenüberstehen wird, alles Gute für die Zukunft. Diese Zukunft muss ja nicht unbedingt sofort beginnen.

Bochums Konzept der maximalen Jugendförderung im Profitraining zahlt sich aus

Beide Mannschaften haben ihr letztes Spiel gewonnen und sich damit der größten Abstiegssorgen entledigt, aber so ganz über den Berg sind sie noch nicht. Wer gewinnt bei vermutlich sommerlichen Temperaturen am Böllenfalltor, der wird die Planungen für die kommende Zweitliga-Saison sehr viel konkreter als bisher angehen können. Was vor allem auf Seiten der Bochumer auch nötig ist angesichts der bevorstehenden Abgänge.

Bleibt im Team, Stelios Kokovas (rechts), 17-jähriger Außenverteidiger.
Bleibt im Team, Stelios Kokovas (rechts), 17-jähriger Außenverteidiger. © Udo Kreikenbohm

Das Bochumer Trainerteam hofft, dass sich in den Zeiten der nicht enden wollenden Personalmisere das mit Saisonbeginn konsequent umgesetzte Konzept der maximalen Jugendförderung im Profitraining nun auszahlt. Dutt hatte ja schon früher klar gemacht, dass er der damaligen Entscheidung, die U23 aufzugeben, nicht viel abgewinnen könne. Aber weil diese Mannschaft nun einmal nicht mehr existiert, hat man die Bochumer Talente mit Perspektive zwar alternierend, aber auch andauernd ins Profitraining integriert. Heißt: Wenn die Jungen, wie in dieser heiklen Situation, gebraucht werden, wissen sie, wie der Hase läuft, wie, wohin und wann sie sich bewegen müssen, weil sie es oft genug im Profitraining praktiziert haben.

Mehlem ist bei Darmstadt 98 der Shootingstar

„Wir haben jetzt eine andere Spielweise, eine andere Philosophie.“ Das sagte kürzlich Marvin Mehlem, sozusagen der Shooting-Star des SV Darmstadt 98. Der 21-Jährige hat ganz offensichtlich vom Trainerwechsel bei den „Lilien“ profitiert und sich binnen weniger Spiele in den Fokus anderer Klubs gespielt. Zuletzt fehlte der technisch versierte Offensiv-Spieler wegen eines Infekts, aber gegen den VfL Bochum könnte er wieder zur Startelf der Hessen gehören und erneut das Interesse finanzkräftiger Klubs auf sich ziehen.

Dimitrios Grammozis hat, so Robin Dutt, viele Elemente aus seiner Bochumer Zeit mitgenommen zu seiner ersten Cheftrainer-Position im Profifußball. Es wird jetzt mehr kombiniert, auch mehr flach nach vorne gespielt in Darmstadt als zu Dirk Schusters Zeiten. Allerdings muss Grammozis seine Innenverteidigung erneuern. Matthias Wittek ist gesperrt und Marcel Franke nach einer Operation vermutlich noch nicht fit genug, um gegen den VfL aufzulaufen. Deshalb wird mit Immanuel Höhn ein Spieler verteidigen, den Robin Dutt einst in Freiburg ausgebildet hat. An Höhns Seite könnte am Sonntag Tim Rieder, eigentlich Außenverteidiger, zu finden sein. (ecki)

Nach dem abermaligen Ausfall von Stefano Celozzi wird der VfL-Trainer also einen weiteren A-Junior neben Stelios Kokovas und Moritz Römling ins Zweitligateam hochziehen und in Darmstadt auf die Reservebank setzen. Kokovas wurde beim Pokalsieg der U19 gegen den BVB am Donnerstag mit Blick auf die 2. Liga geschont, der 17-jährige Grieche bleibt demnach voraussichtlich in der Startelf und muss sich in Darmstadt einer Offensive entgegen stemmen, die Robin Dutt so skizziert: „Sie haben sehr viel Geschwindigkeit nach vorne.“

VfL-Trainer Dutt: "Wir richten unser Spiel auf uns selber aus"

Gemeint sind damit in erster Linie Spieler wie Marcel Heller und Joevin Jones, deren Flügelläufe nicht von schlechten Eltern sind. Da kommt auf die komplette VfL-Abwehr und insbesondere auf Kokovas eine Menge Arbeit zu. Aber vielleicht orientiert sich Robin Dutt ja auch noch einmal um und stellt Heller den leichtfüßigen Moritz Römling auf die Füße.

Ein taktischer Gedanke, der aber vielleicht gar nicht verfängt beim VfL-Trainer, weil sich dabei dann doch zu viel um Darmstadt dreht. „Ich halte es für überholt, seinen Matchplan am Gegner auszurichten“, sagt der 54-Jährige, der einen Grundsatz seiner Arbeit so formuliert: „Wir richten unser Spiel auf uns selber aus.“