Marbella. . Die Konkurrenz wird zahlreicher, doch Sidney Sam nimmt die Herausforderung an. Der Vertrag des 30-Jährigen läuft im Sommer aus.
Der Schlusspunkt dieser zweiten Einheit des sonnigen Tages gehört Sidney Sam. Mit einem wuchtigen Schuss erzielt der Flügelstürmer in Trainingsminute 190 an diesem Tag das 2:0 für das Team mit den gelben Leibchen. Jetzt, kurz vor dem Abendessen, ist er platt - auf dem immer noch erfrischend grünen Rasen der Anlage „Dama de Noche” im Training hat er alles rausgeholt. „Der eine oder andere Lauf tut schon weh”, sagt der 30-Jährige, der Ende des Monats 31 wird. „Aber das ist wichtig für uns in der Vorbereitung. Es macht Spaß.”
Spielfreude, Einsatz ist ihm nie abzusprechen, auch im spanischen Marbella ist sein Engagement greifbar. Aber Sidney Sam weiß, dass die Erwartungen an ihn, den einstigen Nationalspieler und Champions-League-Spieler von Bayer Leverkusen, hoch angesetzt sind. Bei etlichen Fans hat er keinen leichten Stand, Licht und Schatten wechseln sich zu häufig ab, oft fehlte es an Torgefahr für einen Offensiven. Auch im Test gegen Sofia am Mittwoch waren beide Seiten des Sidney Sam zu sehen, beim 1:1, als er über 60 Minuten mitspielte, was auch für seine Fitness spricht. Eine schnelle Drehung um den Gegenspieler mit Ball mit folgendem starken Sprint an der Linie forderte Applaus heraus, nach leichten Ballverlusten wanderten die Hände wieder in die Hosentaschen.
Beim 3:2 in Köln zum Jahresabschluss trumpfte Sam auf nach einer wechselhaften Hinserie, erzielte ein Tor, bereitete einen Treffer vor. Vielleicht: der Durchbruch. „An diese Leistung will ich anknüpfen, das hat mir noch einmal Selbstvertrauen gegeben”, sagt Sam, wohl wissend, dass mit Simon Zoller und dem zurückkehrenden Sebastian Maier weitere Konkurrenz seinen Platz in der Offensive gefährdet. „Konkurrenzkampf pusht ja auch. Druck braucht jeder, das macht einen besser. Wer damit nicht umgehen kann, darf nicht Fußball spielen”, nimmt er die Herausforderung an.
Sam kam im Spätsommer 2017 zum VfL, es folgte eine schwierige Saison - für den gesamten Klub und für ihn selbst. Zwar zählte er in 2018 stets zum Stamm, dennoch hatte man oft das Gefühl, dass er sein Potenzial nicht ganz auf den Rasen bringt. Auch, weil ihm die Konsequenz im letzten Drittel fehlte. Am zweiten Spieltag dieser Saison, im 25. Zweitliga-Spiel für den VfL, feierte er mit dem 1:0 in Duisburg seinen ersehnten ersten Treffer, um sich kurz danach wegen einer Tätlichkeit die Freude selbst zu nehmen. „Das darf mir nicht passieren”, sagt er - und zog sich während der Zeit der Sperre auch noch eine Verletzung zu. Es folgten einige Einwechslungen, zufrieden war Sam mit seiner Leistung selbst nicht. Erst in Fürth, Anfang November, rückte er wieder in die Startelf. Und nutzte seine Chance, spielte seitdem stets von Beginn an.
Nach Bochum zu gehen, bilanziert Sam, war trotz etlicher Rückschläge „die absolut richtige Entscheidung. Das ist ein toller Verein, wir haben einen starken Kader. Wir wollen auf jeden Fall unter die ersten Fünf kommen“.
Eine klare Ansage, die er sich bei der Frage nach seiner Zukunft verkneift. Sams Vertrag läuft im Sommer aus, der VfL befindet sich auf dem Weg der schrittweisen Verjüngung. „Ich fühle mich in Bochum wohl, bekomme vom Verein die Wertschätzung, die ein Spieler braucht”, sagt er. „Meine Einstellung ist so, dass ich Tag für Tag gut trainieren und gute Spiele abliefern will. Was im Sommer passiert, interessiert mich im Moment nicht.”