Grumme. . Die Enttäuschung ist groß beim VfL Bochum nach dem 1:3 gegen den FC St. Pauli. Bei Union Berlin am Samstag muss jetzt Zählbares her.

Im Ergebnis waren sie sich dann doch wieder ziemlich einig, die Trainer Robin Dutt und Markus Kauczinski. „Der Sieg war nicht unverdient“, sagte Bochums Dutt. „Wir waren mit Sicherheit nicht die bessere Mannschaft, aber wir waren in den entscheidenden Aktionen den Tick entschlossener“, sagte St. Paulis Kauczinski.

Unterm Strich ging der 3:1-Erfolg der Gäste beim so leidenschaftlich und phasenweise spielfreudig wie taktisch unklug anrennenden VfL Bochum in Ordnung. Auch wenn alle anderen Zahlen für den VfL sprechen. 66 % Ballbesitz etwa zählte die Statistik, und bei den angekommenen Pässen ist die Diskrepanz zwischen dem Angriffs-Fußball des VfL und dem Verteidigungs- und Konterfußball der Auswärts-Paulianer geradezu eklatant: 423 für Bochum, 182 für St. Pauli. Allerdings: Ein gelungener Pass in die Tiefe ist eben mitunter mehr wert als 20 Querpässe in der torlosen Zone.

22:16 Torschüsse für Bochum

22:16 Torschüsse zählte man zudem, mit zusammen 38 Abschlüssen rangiert diese Montagabend-Partie in den Top 3 der gesamten Zweitliga-Saison. Zum Vergleich: In Magdeburg, beim 0:0, kam Bochum auf nur neun Torschüsse (FCM: 14).

Die neutralen Beobachter unter den fast 23.000 Fans an diesem stimmungsvollen Abend im Ruhrstadion also dürften sich der Meinung von Markus Kauczinski angeschlossen haben, der ein „gutes Zweitliga-Spiel auf Augenhöhe“ beobachtet hatte.

Robin Dutt sah das anders, aus der Bochumer Trainer-Perspektive verständlicherweise. Er nannte zwei „elementare Faktoren“ als Grund für die Niederlage: „Restverteidigung und Chancenverwertung“. Die fehlende Absicherung schmeckte ihm überhaupt nicht, „unser Offensivspiel, auch wenn es noch so gut angelegt war, war doch schon geprägt von einer sehr offenen Restverteidigung“, kritisierte er deutlich das Verhalten seiner technisch und spielerisch überlegenen Profis.

Fehlentscheidung interessiert Dutt nicht

Dass der Nachschuss zum 2:1 nach dem von Manuel Riemann parierten Elfmeter nicht hätte zählen dürfen, weil Henk Veerman viel zu früh in den Strafraum gerannt war, interessierte weder Trainer Robin Dutt noch Torwart Manuel Riemann. Beide ärgerten sich vielmehr schwarz über die Entstehung, kurz nach dem umjubelten Ausgleich. Wieder gab es nach einem verlorenen Zweikampf im tiefsten Mittelfeld und einem Steilpass in die völlig entblößten Räume, erneut an dem hoch spielenden und nach vorne auch starken Danilo Soares vorbei, keine Absicherung. Letztlich foulte Riemann den enteilten Allagui, letztlich stand es 2:1 für Pauli.

Ihm sei ein attraktives 1:0 lieber als ein 5:4, hatte Robin Dutt mal in einem WAZ-Interview erklärt – seine Mannschaft spielte am Montagabend auf 5:4. Der VfL blies zum Angriff ohne Rücksicht auf Verluste, was nur zu drei Gegentoren führte, weil auch St. Pauli noch einige Top-Chancen ungenutzt ließ.

Der entscheidende Pass fehlt

Die größere Lücke tat sich auf der Habenseite auf, nur ein Tor glückte dem VfL. Görkem Saglam, mehrmals Sidney Sam, Tom Weilandt, Silvere Ganvoula und Lukas Hinterseer vergaben beste Chancen; teils kläglich, teils mit Pech. In jedem Fall fehlte Bochum die Konsequenz im Abschluss, die Zielstrebigkeit, die Schärfe. Zu umständlich, zu verspielt und verliebt in Kombinationen agierte Bochum in der entscheidenden Zone. „Uns hat im letzten Drittel der entscheidende Pass gefehlt“, meinte der sonst so zuverlässige Mittelfeld-Stratege Anthony Losilla, der diesmal im Aufbau und Defensivverhalten ungewohnte Schwächen zeigte.

Dennoch gab es sie ja, die Chancen. Sidney Sam zum Beispiel hatte noch in Minute 83 das 2:2 auf dem Fuß, schoss aber vorbei. Sam spielte engagiert, mit 12,32 Kilometern war er die Nummer drei der lauffleißigsten Spieler hinter den Mittelfeldmännern Losilla (Bochum) und Dudziak (Pauli) - Effektivität aber funktioniert anders. Weil auch Weilandt blass blieb und der spielfreudige Saglam dann dem zweiten Stürmer Ganvoula geopfert wurde, muss Bochum nun zwingend in Berlin punkten, damit der Vier-Punkte-Rückstand auf den Tabellendritten nicht anwächst.

Mit Lee in Berlin

Ein Problem ist dann ein wenig kleiner, denn gegen St. Pauli mangelte es auch an offensiven Alternativen. Bei den noch unbesiegten Eisernen ist am Samstag mit dem ballsicheren Chung-yong Lee zu rechnen. Auch der schnelle Robbie Kruse könnte eine Option sein.