Bochum. Timo Perthel ist heiß auf die neue Saison - und hat das Training beim VfL Bochum aufgenommen. Der Linksverteidiger brennt auf sein Comeback.
Sie spielen zwei gegen zwei auf kleine Tore auf dem Trainingsplatz, im Schatten des Ruhrstadions. Fitnesscoach Stefan Bienioßek mimt den freien Mann. Timo Perthel, Jan Gyamerah, Maxim Leitsch und Tom Baack haben das Training wieder aufgenommen, eine Woche eher als der Rest des Zweitligisten VfL Bochum.
Gyamerah (Faserriss) und Baack (krank) fehlten am Ende der Saison und sollen daher ein paar Einheiten vorher loslegen. Leitsch plagten seit Februar Adduktorenprobleme, jetzt hebt der Innenverteidiger den Daumen. Womöglich steigt er noch dosiert ein ins Mannschaftstraining, doch grundsätzlich sieht der 20-Jährige einer kompletten Vorbereitung entgegen.
Das gilt erst Recht für Timo Perthel. „Es geht mir gut“, sagt der 29-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung und strahlt dabei genau die gute Laune aus, die er gerade auf dem Platz gezeigt hat und nun in Worte packt: „Ich habe in meinem Urlaub noch nie mit so viel Freude trainiert. Ich bin froh, dass ich wieder Fußball spielen kann.“ Im Sommer vor einem Jahr, so Perthel, „gab es noch das Kontrastprogramm.“
Da ging er auf Krücken.
Letzter Einsatz bei St. Pauli
Im Dezember 2016 war der Linksverteidiger das letzte Mal im Pflichtspiel-Einsatz. Beim 1:1 in St. Pauli flog er mit Roter Karte vom Feld. Die Vorbereitung absolvierte er noch, die ersten Pflichtspiele war er gesperrt, ehe er sich Anfang Februar 2017 im Training beim Zweikampf das linke Knie verdrehte, einen Schlag abbekam. Knochenödem, hieß es wochenlang; gravierend genug. Erst rund zwei Monate später war klar, dass es Perthel sogar noch härter getroffen hatte. Ein Knorpelschaden machte ihm das Leben schwer.
Timo Perthel - über Braunschweig und Duisburg nach Bochum
Timo Perthel wurde in Kaiserslautern geboren, beim SV Werder Bremen wuchs er fußballerisch auf. Der 29-Jährige spielte für den MSV Duisburg und - in der 1. Bundesliga - für Eintracht Braunschweig (11 Einsätze). Seit Juli 2014 spielt der Linksverteidiger für den VfL (65 Zweitliga-Einsätze), sein Vertrag gilt bis 2019.
Timo Perthel ist seit 2013 verheiratet, er hat zwei Kinder: Luis (4) und Thiago (1).
Die OP-Termine? „7.4., 5.5.“, sagt Perthel millisekundenschnell. Es folgte die Aufbauarbeit. Es gab Fortschritte - und Rückschläge. Nur eines, versichert Perthel, stand nie zur Debatte: ein Karriere-Ende. „Ich hatte nie das Gefühl, dass ich nicht zurückkehre“, sagt der Routinier, den Sportvorstand Sebastian Schindzielorz auch aufgrund seines Charakters als absolute Bereicherung sieht: „Timo ist ein klasse Typ.“
Die Familie gibt ihm Rückhalt
Seine Familie gab ihm Rückhalt, der Verein jede Zeit, die er benötigte, sagt Perthel. Ganz weg war er ja nie. Immer wieder ließ er sich blicken, bei den Heimspielen im Stadion, mal in der Kabine; er hat jeden Trainer kennengelernt, es kamen und gingen ja einige in der vergangenen Saison.
Und zweieinhalb Wochen vor dem Saisonende hatte Perthel ein Kernziel erreicht: Der Mann, der mit seiner robusten Zweikampfstärke und seinen dynamischen Vorstößen auf der Außenbahn trumpfen kann, kehrte ins Mannschaftstraining zurück, „zu 100 Prozent“, sagt er. Noch wichtiger: Sein Körper hielt der Belastung stand. „Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn die Saison da gar nicht zu Ende gewesen wäre.“
Im Urlaub war er laufen, täglich, absolvierte Kraftübungen; jetzt ist die ballfreie Zeit vorbei. Er habe eine „extreme Vorfreude“ auf Montag, wenn es gemeinsam losgeht.
Den positiven Trend unter Robin Dutt will Perthel wieder aktiv mitgestalten. Mangelnde Spielpraxis? „Darüber mache ich mir keine Gedanken“, sagt der Linksverteidiger, der sich im Konkurrenzkampf mit Danilo Soares befindet. Sein Ziel ist klar: „Ich will der Mannschaft wieder helfen. Ich will spielen.“