Bochum. „Demütig zu bleiben”, so Heiko Herrlich, gelte es jetzt - im Hinblick auf den kommenden Freitag, das nächste Spiel, den nächsten Gegner, den 1. FC Köln.

Damit beendete der neue Trainer des VfL Bochum sein Statement, das vor allem Lob bereit hielt. Schließlich war dieser sonntägliche 1:0-Sieg in Hamburg Herrlichs erstes Erfolgserlebnis, seit er in Bochum das Ruder übernommen hat - mit dem Auftrag, es herum zu reißen. Und bislang hatte es beileibe nicht so ausgesehen, als ob er diese schwierige Aufgabe würde bewältigen können.

Pleiten über Pleiten säumten die erste, dreiwöchige Wegstrecke. Selbst gegen den Regionalligisten Hessen Kassel zog man den Kürzeren; und von einem abstiegsgefährdeten belgischen Erstligisten ließ sich die Mannschaft klassisch auskontern. Eine Mannschaft, der es zuvor in der Liga nur zwei Mal gelungen war, ohne Gegentor vom Platz zu gehen. Gegen Hertha BSC und in Nürnberg hatte die Mannschaft das hingekriegt. Und eben jetzt in Hamburg, ausgerechnet in Hamburg, wo die stärkste Offensive der Bundesliga beheimatet ist. Eine - zugegeben - derzeit arg geschwächte Offensive.

Die aber immer noch stark genug war, den VfL Bochum dreißig Minuten lang wie einen Schwimmverein aussehen zu lassen. Dass Elia, Trochowski und der 19-Jährige Arslan bei ihren Großchancen nicht die Weichen gegen den VfL und für die fünfte Niederlage der Bochumer in Folge stellten, die ihnen im Ringen um den Klassenerhalt wohl frühzeitig das Genick gebrochen hätte, war nichts anderes als Glück. „Glück, das wir uns verdient haben”, sagte anschließend Sportvorstand Thomas Ernst. Vielleicht war es dann ja auch ausgleichende Gerechtigkeit, dass Schiedsrichter Perl dem Kopfballtreffer von Mathijsen die Anerkennung versagte, nachdem der VfL im Spiel gegen Freiburg so viel Pech hatte mit den Entscheidungen des Unparteiischen.

„Wir haben 70 Minuten lang vieles richtig gemacht, nur im Strafraum fehlte uns die Konsequenz”, sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia, dessen dezimierte, malade und wundgespielte Mannschaft man im letzten Spieldrittel eigentlich hätte abschießen müssen. Aber dazu bedarf es wohl eines breiten Kreuzes, und das kann der VfL Bochum, der ja überhaupt erst den vierten Sieg überhaupt an der Alster feierte, derzeit wohl nicht haben.

Zu viel hing an dieser Partie, betrachtet man die Tabelle - auch noch nach dem so unerwarteten wie nötigen Erfolg. Immer noch ist der VfL Bochum Vorletzter - nach Punkten gleichauf zwar mit dem VfB Stuttgart und nur knapp hinter Köln, Nürnberg und Freiburg, aber eben Vorletzter. Das zu ändern, weiter Boden gut zu machen und sich eine bessere Ausgangsposition im Kampf gegen den Abstieg zu verschaffen, muss ein Doppelschlag her. „Die Big Points wollen wir Freitag holen”, sagte Philipp Heerwagen. Dem zweiten Auswärtsieg dieser Saison soll, nein muss der zweite Heimsieg folgen.