Hamburg. In der Nachspielzeit standen sie nur noch vor der Ersatzbank, die Trainer, Betreuer, Reservisten des VfL Bochum, und nach dem Schlusspfiff war die Erleichterung greifbar in der Hamburger Arena. Bochum siegte beim HSV mit 1:0.
Noch ist der VfL zwar Vorletzter, der „erste kleine Schritt“ aber, so Trainer Heiko Herrlich, ist gemacht: 1:0 beim HSV. Der erste Sieg nach vier Pleiten, der erste Erfolg unter Herrlich im dritten Spiel. „Die Mannschaft hat absolut leidenschaftlich gekämpft und verdient gewonnen”, sagte Bochums Trainer.
Tristesse dagegen beim HSV nach dem fünften Spiel ohne Sieg. Und das bedeutet bei einem Klub mit Champions-League-Ambitionen: Gellende Pfiffe von den Rängen. Krisenstimmung.
Bei einer Niederlage gegen den Vorletzten verzeiht das Publikum auch nicht mehr, dass Trainer Bruno Labbadia gleich elf Spieler fehlten, darunter der komplette Sturm, darunter Mladen Petric, Paolo Guerrero und Ze Roberto. Labbadia sieht das als „Problem“, mehr nicht: „Wir haben 60, 70 Minuten vieles richtig gemacht, uns hat die Durchschlagskraft gefehlt“, meinte er trotzig. „Wir werden weiter nicht jammern.“
Auch der VfL hatte ja so seine Sorgen: Ausgerechnet die WM-Helden mussten passen, die doch nach der WM-Qualifikation mit Slowenien und Algerien ihren „Erfolgsbazillus reinniesen“ sollten in die VfL-Kabine: Zlatko Dedic hatte Fieber, Anthar Yahia verletzte sich beim Aufwärmen. Zudem fehlte Stürmer Diego Klimowicz.
Mit seiner personellen Not besser zurecht kam zunächst der HSV, angetrieben von Marcell Jansen, der in der ersten halben Stunde allein fast mehr Ballkontakte hatte als alle Bochumer zusammen. Nach Patzern von Torwart Philipp Heerwagen und Christian Fuchs verschenkten Eljero Elia und Piotr Trochowski früh das 1:0.
Schiedsrichter Perl gibt HSV-Treffer nicht
Weil Schiedsrichter Günter Perl ein Kopfballtor von Joris Mathijsen überraschend nicht gab (31.) – Elia soll Torwart Heerwagen behindert haben - , legte der VfL Bochum seine Zurückhaltung langsam ab. Stürmer Stanislav Sestak aber verzog.
Nach der Pause blieb der HSV überlegen, die Bochumer aber merkten nun, dass mehr drin war. Mit Dennis Grote für Mimoun Azaouagh (Oberschenkelzerrung) und Regionalliga-Spieler Roman Prokoph für Joel Epalle setzte der VfL die Konter nun beherzter, die Defensive hatte den immer einfallsloseren HSV im Griff - und etwas Glück, als Prokoph einen Tesche-Kopfball auf der Linie klärte. Kurz darauf setzte sich Sestak auf rechts durch, passte quer zu Grote, der ins leere Tor einschob – 1:0.
Ein Arbeitssieg für den VfL, ein Anfang. Auch Heiko Herrlich kehrte schnell zum Alltag zurück: „Wichtig ist“, sagte der Trainer, „dass wir demütig bleiben und am Freitag mit einem Heimsieg nachlegen.“ Zuhause gegen den nächsten Krisenklub, den 1. FC Köln.