Hamburg. Das letzte Aufgebot des Hamburger SV verliert in der Fußball-Bundesliga langsam den Anschluss an die Spitze. Ohne acht Stammspieler unterlagen die Hanseaten dem VfL Bochum 0:1 (0:0) und rutschten nach dem fünften Spiel in Folge ohne Sieg auf den fünften Tabellenplatz ab.
Die zweite Heimniederlage des HSV gegen einen Abstiegskandidaten drei Wochen nach dem 2:3 gegen Borussia Mönchengladbach machte Dennis Grote in der 78. Minute perfekt. Mangelnde Durchschlagskraft im Angriff und ein 'Torklau' durch Schiedsrichter Günter Perl sorgten bei den 53.838 Zuschauern für erneuten Frust, während Heiko Herrlich im dritten Anlauf den ersten Sieg als VfL-Trainer feierte.
Die Westfalen, die zuvor viermal nacheinander verloren hatten, bleiben Vorletzter, schlossen mit elf Punkten aber zum Tabellen-16. VfB Stuttgart auf. 'Es ist unfassbar', sagte HSV-Kapitän David Jarolim: 'Wir haben Chancen genug gehabt, um das Spiel zu gewinnen. Dann haben wir hinten einen Riesenfehler gemacht, da darf man sich nicht wundern, wenn man verliert. Die Bochumer können gar nicht fassen, warum sie hier gewonnen haben.' Neben den sechs Langzeitverletzten um die Torjäger Mladen Petric und Paolo Guerrero fiel beim HSV auch noch Nationalspieler Jerome Boateng mit einer Grippe aus, und Regisseur Ze Roberto fehlte mit einem Bänderriss. Der Schwede Marcus Berg konnte nach gerade überstandener Magen-Darm-Erkrankung erst in der Schlussphase eingreifen.
Eljero Elia hatte sich nach grippalem Infekt praktisch im letzten Moment fit gemeldet. Die Hanseaten spielten sich dennoch eine klare Feldüberlegenheit und ein deutliches Chancenplus heraus, vergaben aber reihenweise beste Einschussgelegenheiten. Elia hätte seinen Verein bereits in der sechsten Minute in Führung bringen müssen. Der Angreifer schob nach einem Fehler von VfL-Schlussmann Philipp Heerwagen den Abpraller freistehend aus fünf Metern am Tor vorbei. Drei Minuten später scheiterte Piotr Trochowski ebenfalls freistehend mit einem schwachen Schuss an Heerwagen, der auch in der 15. Minute gegen Marcell Jansen parierte.
Heerwagen mit starker Leistung
Erst ab der 25. Minute wagte sich der VfL ab und an nach vorne, ohne aber wirklich gefährlich zu sein. Wie sehr den Hamburgern ihre Top-Angreifer fehlten, war in der 29. Minute zu sehen, als der 19-jährige Tolgay Arslan den Ball im Strafraum freistehend verstolperte. In der 32. Minute köpfte dann Joris Mathijsen nach einem Eckball die vermeintliche Führung. Schiedsrichter Perl erkannte den regulären Treffer aber nicht an, er hatte eine Behinderung von Heerwagen durch Elia im Strafraum beobachtet. Im zweiten Durchgang mischten die Gäste etwas mutiger mit und hätten mit etwas Glück schon durch den eingewechselten Roman Prokoph (61.) in Führung gehen können.
Auf der anderen Seite erwies sich erneut Elia bei zwei guten Gelegenheiten (56., 63.) als 'Chancentod'. Der Schwung des ersten Durchgangs war nun aber dahin, mit zunehmender Spielzeit machte sich so etwas wie Resignation bei den Hamburgern breit. Abwehrchef Mathijsen sowie Elia als Vorbereiter ragten beim HSV raus. Torwart Heerwagen und Mergim Mavraj gefielen bei den Gästen am besten.