Bochum. VfL-Urgestein Patrick Fabian hat den Verein nach der 0:1-Niederlage gegen Arminia Bielefeld scharf kritisiert. Sein Vorstoß ist ein Hilferuf. Ein Kommentar.

Patrick Fabian ist niemand, der schnell aufsteckt. Vier Kreuzbandrisse hat der 30-jährige Innenverteidiger überstanden. Noch immer spielt er in der 2. Bundesliga auf einem hohen Niveau. Nur ein Musterprofi mit einem großen Kämpferherz kann einen solchen Kraftakt bewältigen. Dafür genießt Fabian, der seit 17 Jahren das VfL-Trikot trägt, innerhalb der Mannschaft des Zweitligisten VfL Bochum ein großes Ansehen. Umso mehr Gewicht haben die Worte, die er am Montagabend nach der zweiten Heimpleite nacheinander wählte. Es war ein Hilferuf aus dem Herzen der Mannschaft. Von einem Spieler, nein: von einer Institution des VfL Bochum.

Patrick Fabian hat die bereits lange unübersehbaren Missstände in seinem Klub angesprochen. Der Tenor des Ex-Kapitäns: Es geht einzig um die Existenz des taumelnden Zweitligisten, der eigentlich in die 1. Bundesliga aufsteigen wollte.

Um für den Erhalt des Vereins zu sorgen – sprich: nicht in die 3. Liga abzusteigen und so vor immensen finanziellen Herausforderungen zu stehen -, braucht die Mannschaft Ruhe. Auch das hat der 30-Jährige betont. Denn das irre Schauspiel, dessen Dirigenten einfach nicht die wahnwitzigen Ideen ausgehen, überträgt sich auch auf das sportliche Leistungsvermögen der Fußballer auf dem Rasen.

Es sei „nicht einfach auszublenden“, was rund um den VfL passiere. Zwei Trainerwechsel, ein flüchtender Finanzvorstand Wilken Engelbracht, dessen Gesicht Pate stand für einen historischen Schritt (die Ausgliederung), die Suspendierung des Kapitäns – auch der flüchtete. Und schließlich das Theater um den Sohn des Sportvorstands.

Die Wurzel des Problems: Christian Hochstätter

Wie man es dreht und wendet: Immer wieder scheint die Wurzel des Problems Christian Hochstätter zu sein. Ob das richtig ist oder nicht, interessiert längst nicht mehr. An ihm scheiden sich die Geister, sein Name bringt die Gemüter der VfL-Fans derzeit in Wallungen. Die, die noch zu ihm halten, verfügen längst nicht mehr über große Stimmgewalt. Ein Abgang ist nahezu unabwendbar.

Und er wäre richtig. Denn allmählich gehen die Argumente für den gebürtigen Augsburger zur Neige. Lag er bei den Transfers von Simon Terodde und Kevin Stöger noch richtig, ließ sich bei nahezu allen Spielereinkäufen der letzten Wechselperioden eine schöne Regelmäßigkeit erkennen. Wer zum VfL kam, floppte gewaltig oder wurde Stammgast auf der Tribüne. Marco Stiepermann, Dimitrios Diamantakos, Alexander Merkel, Robert Tesche, Sidney Sam – das sind die prominentesten Beispiele einer Transferpolitik des Scheiterns. Hohe Transfereinnahmen, die Hochstätter zweifellos erzielt hat und die dem VfL aus der Klemme geholfen haben, reichen als Qualitätsmerkmal für einen Sportchef nicht aus.

Es geht jedoch noch weiter: Kam die Entlassung von Gertjan Verbeek mindestens zwei Monate zu spät, wurde dessen Nachfolger Ismail Atalan nach nur 91 Tagen auf dem heiklen Posten wieder beseitigt. Jens Rasiejewski, der „Isi“ beerbte, erhielt trotz blasser Bilanz und fehlender Erfahrung im Profi-Geschäft mehr Zeit. Der Hochstätter-Intimus wird bis 2019 die Geschicke der Mannschaft leiten. Das sagt zumindest sein Vertrag.

Hochstätter eckte mit Vertrag für Rasiejewski an

Rasiejewski ist durchaus ein kompetenter Fußball-Lehrer. Das hat sein toller Start bei der U19 bewiesen. Doch bei dessen langfristiger Installation bewies Hochstätter einmal mehr, dass es ihm an Fingerspitzengefühl mangelt. War der Name des ehemaligen Talentwerk-Leiters den Fans ob der persönlichen Nähe zum Bochumer Sportvorstand nicht ganz geheuer, erschien die Bindung über Saison hinaus wie ein Schlag ins Gesicht. Hochstätter eckte damit an.

Doch der Wahrheit die Ehre: Selbst die Verpflichtung von Jürgen Klopp oder Pep Guardiola hätten die Fans kritisch begutachtet.

Das Vertrauen in Hochstätter ist verschwunden. Offenbar nicht nur bei den Fans.

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