Bochum. 2:0 gegen Sandhausen gewonnen und damit Druck herausgenommen - der VfL Bochum will und kann sich offenbar Zeit lassen mit seiner Trainersuche.

  • Gegen Sandhausen verzichtete der VfL Bochum, freiwillig und unfreiwillig, auf viel Erfahrung
  • Die jungen Spieler Maxim Leitsch, Luke Hemmerich und Jan Gyamerah machten ihre Sache gut
  • In Braunschweig wird Felix Bastians nach aufgehobener Suspendierung wieder dabei sein

Sicher, man kann sich Robbie Kruse herauspicken, den schnellen Australier, der beide Tore vorbereitet hat, oder Kevin Stöger, den Schützen des 2:0, von dessen Spielfreude und Spielkunst die komplette Mannschaft profitiert. Man kann aber auch nach dem 2:0-Erfolg des VfL Bochum gegen den SV Sandhausen die Scheinwerfer auf drei junge Akteure richten. Denn Maxim Leitsch (19), Jan Gyamerah (22) und VfL-Neuling Luke Hemmerich (19) brachten eine Leistung ohne Fehl’ und Tadel auf den Bochumer Rasen.

Gyamerah war diesmal, anders als in einigen vorhergegangenen Spielen, zu hundert Prozent und bis zum Abpfiff mit voller Konzentration bei der Sache, Leitsch versteht es immer besser, mit Antizipation und Tempo die noch fehlende breite Schulter zu kompensieren, und Hemmerich, der blasse Junge aus Gelsenkirchen, überzeugte bei seinem Startelf-Debüt mit Angriffsgeist und jeder Menge Mut.

Sandhausen zu Beginn ohne jede Torchance

Womit das Kalkül von Interimstrainer Jens Rasiejewski aufgegangen war. Er hatte mit Anthony Losilla, Robert Tesche und Sidney Sam gleich drei Routiniers außen vor gelassen, zudem fehlten ja auch noch Tim Hoogland und Felix Bastians. Da musste, freiwillig und unfreiwillig, auf viel Erfahrung verzichtet werden. Aber mit Erfolg. Zwar räumte Rasiejewski ein, dass es ein paar Minuten dauerte, „bis die Abstimmung und die Abläufe stimmten“, dann aber sei der Spielverlauf in der ersten Halbzeit „harmonisch“ gewesen. So harmonisch, dass Sandhausens Offensive bis zum Pausenpfiff überhaupt keine Wirkung zu entwickeln vermochte.

Beeindruckte mit seinem Mut und seiner Unbekümmerheit: Startelf-Neuling Luke Hemmerich.
Beeindruckte mit seinem Mut und seiner Unbekümmerheit: Startelf-Neuling Luke Hemmerich. © Udo Kreikenbohm

Das änderte sich etwas nach dem Seitenwechsel, doch so richtig strecken musste sich Manuel Riemann im VfL-Tor nie. Und weil das zweite Bochumer Tor, Lukas Hinterseer hatte per Kopf die frühe Führung erzielt, zur richtigen Zeit die Angriffslust der Gäste etwas dämpfte, herrschte nach Kevin Stögers Treffer eine richtig gute Stimmung im Stadion.

Am Samstag geht es für den VfL in Braunschweig weiter, in welcher Formation, das steht noch nicht fest. Denn Felix Bastians wird ja ab Dienstag - heute ist frei - wieder mitmischen im Training. Aufsichtsratschef Hans-Peter Villis sagte zwar, „wir haben das Thema geklärt, für uns ist das erledigt“, doch natürlich werden die Medien nun aufmerksam beäugen, wie man nach Suspendierung und Einigung miteinander umgeht. Kehrt Bastians wieder in die Mannschaft zurück, und bleibt er Kapitän? Das sind die nahe liegenden Fragen, die zu beantworten sind.

„Ich gehe davon aus, dass Bastians seine Leistung bringt und spielt, aber dafür ist der Trainer verantwortlich“, sagte Villis noch. Angesprochen fühlen muss sich also Jens Rasiejewski, der seinerseits schon ein Gespräch mit dem Innenverteidiger hatte. Gehandelt haben soll es sich dabei, so Rasiejewski, um einen „Dialog, der einen gewissen Frieden bringt“. Das ist zwar schwierig zu interpretieren, könnte aber bedeuten, dass Bastians, zumindest was die Kapitänsfrage betrifft, künftig Zurückhaltung üben wird. Vor dem Spiel gegen Sandhausen hatte Rasiejewski mit der Mannschaft darüber diskutiert, wer denn nun die Binde tragen sollte. Und das Team favorisierte offenbar mit Erfolg Stefano Celozzi.

Wen der VfL als Atalan-Nachfolger favorisiert, ist nicht ganz klar. Aber Jos Luhukay soll dem Vernehmen nach keine Rolle spielen. Und mit Markus Kauczinski hätte man sich vermutlich schon längst geeinigt, wenn er denn die Nummer eins wäre.