Bochum. Mitglieder des VfL stimmen für eine Ausgliederung der Profi-Abteilung. Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Ergebnisses gibt es Ausschreitungen.

  • Die Mitglieder des VfL Bochum stimmten für eine Ausgliederung der Profi-Abteilung
  • Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Ergebnisses gibt es Ausschreitungen
  • Der VfL will mit einer Finanzspritze von rund 20 Millionen Euro bald wieder in die 1. Bundesliga aufsteigen

Für die, die an diesem historischen Tag nicht in der Jahrhunderthalle waren, schickte der VfL Bochum am Abend eine nüchtern klingende Nachricht. „Der VfL Bochum 1848 darf zukünftig seinen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgliedern und in eine GmbH & Co KGaA überführen“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

Zuvor hatte es in der Bochumer Jahrhunderthalle Szenen gegeben, die deutlich machten, welche emotionale Bewandtnis dieses Thema für manche Anhänger des Fußball-Zweitligisten haben muss. Stühle und Stehtische waren geflogen, im Foyer wurden Böller gezündet, ein Mitarbeiter der Jahrhunderthalle erlitt ein Knalltrauma. Einige Chaoten hatten sich nach dem klaren Votum von 80,19 Prozent für eine Ausgliederung Luft verschafft.

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„Der Abgang der Ultras hat gezeigt, dass das keine VfLer sind, das ist nicht der VfL Bochum“, betonte Hans-Peter Villis, der Aufsichtsratsvorsitzende des Klubs im Anschluss an die Sitzung. Es tue ihm leid, dass die sachlich argumentierenden Kritiker der Ausgliederung „von den Ultras mit in diesen Sumpf gezogen werden“.

Der Frust der Randalierer basiert wohl auf der Befürchtung, der VfL könne durch den Verkauf von Anteilen an der aktienbasierten Kapitalgesellschaft, unter deren Mantel die Bochumer bald Fußball spielen, auch Mitspracherecht – und so eigene Werte – verkaufen.

Die Mehrheit aber sieht das offenbar ganz anders. 80 Prozent der 2708 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern erteilten Vorstand und Aufsichtsrat den Segen, diesen Schritt zu gehen. Mit dem Ziel, dass der VfL durch die in Aussicht gestellte Finanzspritze von rund 20 Millionen Euro bald wieder in die 1. Bundesliga aufsteigt. Ein Szenario, mit dem die Vereinsführung seit Bekanntgabe ihrer Ausgliederungs-Pläne auf der Jahreshauptversammlung 2016 immer wieder geworben hatte.

„Wir haben gewonnen, weil die Mitglieder das wirklich wollten“, sagte Finanzvorstand Engelbracht anschließend. Mit dem Mitglieder-Votum sei jedoch nur ein Etappenziel erreicht. Jetzt geht es für die Verantwortlichen darum, schon bald einen Investor zu präsentieren. „Wir müssen jemanden finden, der zu uns passt“, erklärt Engelbracht, „es gibt Leute, die sagen, dass sie mit uns sprechen wollen. Wir suchen aber auch Leute, die diskret sind.“

Engelbracht will mit Gegnern reden

Einen Tag werde er sich ausruhen, ab Montag gehe die Arbeit dann los. „Wir sind dabei, mit einer Unternehmensberatung den Wert des Vereins seriös zu ermitteln“, erklärte Engelbracht. Das ist jedoch nur ein Teil der Arbeit, die noch auf die Vereinsführung zukommt. Auch mit einigen der Ausgliederungsgegner wolle sich der Finanzvorstand aussprechen. „Es gibt bei den Ausgliederungsgegnern viele Jungs, die mit Herzblut dabei sind, die sich richtig Gedanken machen. Wir werden weiter auf diejenigen zugehen, denen der Verein am Herzen liegt“, kündigte er an, grenzte jedoch ein: „Natürlich nicht auf die, die Feuermelder eintreten oder Stühle zertrümmern.“

Diese Szenen hatten sich nachhaltig ins Gedächtnis aller Anwesenden gebrannt. Und ihr Eindruck überstrahlte nahezu alles, was auf der bestbesuchten Jahreshauptversammlung des Traditionsklubs besprochen worden war.

Zum Beispiel, dass die wirtschaftlichen Kennzahlen einen positiven Trend aufzeigen. So hatte der Klub seine Einnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahr um etwa 900 000 Euro auf rund 33,1 Millionen Euro gesteigert. Insgesamt stehen diesen Einnahmen Ausgaben in Höhe von rund 30,388 Millionen Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Jahresüberschuss von 2,742 Millionen Euro.

Das ist auch ein Resultat der Transfereinnahmen. So spülten unter anderem die Verkäufe von Simon Terodde (VfB Stuttgart), Onur Bulut (SC Freiburg) sowie eine Beteiligung am Transfer von Ilkay Gündogan von Borussia Dortmund zu Manchester City mehr als sechs Millionen Euro in die Kassen des Klubs.