Bochum. Bochums Manager kritisiert, dass Torwart Riemann nach seinem Patzer von den Kollegen nicht aufgebaut wurde. Ein Interview nach dem 0:3 in Kiel.
- Das Thema Aufstieg hat Bochums Sportvorstand Christian Hochstätter noch nicht abgehakt
- Der Trainer müsse lernen, mit solchen Situationen umzugehen, sagt der Manager
- Er will die Kiel-Pleite nicht überbewerten, aber auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen
Herr Hochstätter, wie fällt Ihr Zwischenfazit nach den ersten neun Spieltagen aus?
Christian Hochstätter: Ich denke, dass die Performance, die wir in den bisherigen Spielen abgeliefert haben, nicht dem Anspruch gerecht wird, den wir selbst an uns haben. Das brauchen wir nicht schönzureden. Dass wir enttäuscht darüber sind, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, nicht erreicht haben, muss man offen ansprechen.
Haben Sie die Aufstiegsambitionen schon ad acta gelegt?
Hochstätter: Warum sollte ich? Stand der Dinge ist, dass wir von neun Spielen fünf verloren haben. Und daher haben wir aktuell mit dieser Bilanz im oberen Tabellenbereich nichts verloren. Aber Fußball kann auch so sein, dass man drei oder vier Spiele in Folge gewinnt. Wenn wir nicht von dem überzeugt wären, was wir tun, würden wir unser Ziel ja korrigieren. Aber es sieht so aus: Wir haben am Sonntag eine lange Sitzung gehabt, in der wir mit den Spielern geredet gehaben. Und alle Spieler haben gesagt, dass sie weiterhin daran glauben, dass sie oben mitspielen können.
Der Trainer hat sich schützend vor die Mannschaft gestellt. Wie hat die Mannschaft das aufgenommen?
Hochstätter: Das kann ich nicht sagen, ich habe die Spieler nicht gefragt. Dass Ismail Atalan sich vor die Mannschaft stellt, ehrt ihn. Die Frage ist aber eine ganz andere: Wie kann man 20 Minuten auftreten wie eine Spitzenmannschaft und dann 70 Minuten spielen wie ein Absteiger? Diese Frage bewegt mich.
Wie meinen Sie das?
Hochstätter: Nach der Analyse des Spiels bin ich zu der Ansicht gekommen, dass wir am Samstag in Kiel keine Mannschaft waren. Wenn unser Torwart so einen Fehler macht, der für ihn überaus peinlich ist, fast die Höchststrafe, dann würde ich gerne sehen, dass die ganze Mannschaft zu ihm geht und ihn aufbaut und zusichert, dass sie den Karren gemeinsam mit ihm wieder aus dem Dreck zieht. Ich habe es nicht genau beobachtet, aber mit Ausnahme von Robert Tesche soll niemand zu Manuel Riemann gegangen sein. An dieser Stelle hätte ich gern eine andere Reaktion der Mannschaft gesehen. Wäre dieser Fehler in der 89. Minute passiert, hätte ich verstanden, dass bei einer Mannschaft danach die Köpfe runtergehen. Aber nicht, wenn noch 70 Minuten zu spielen sind. Das war neu, denn bisher hat die Mannschaft ein anderes Gesicht präsentiert und ist schon nach Rückständen zurückgekommen. Daher darf man das nicht überbewerten. Aber man darf auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
Der Trainer hat sich schützend vor die Mannschaft gestellt. Stellen Sie sich auch schützend vor ihn?
Hochstätter: Haben Sie von mir irgendetwas über den Trainer gehört? Wir haben einen jungen Trainer verpflichtet, und es ist eine neue Situation für ihn. Dass er mit solch neuen Situationen konfrontiert wird und lernen muss, damit umzugehen, ist ganz normal. Er ist hier bei einem Verein, der einen Anspruch hat, diesem aber momentan nicht gerecht wird. Wir können ja wohl schlecht Teamfähigkeit von den Spielern verlangen, wenn wir selbst keine Teamfähigkeit zeigen würden.