Bochum. Lothar Woelk spielte zwölf Jahre lang beim VfL Bochum und zum Schluss seiner Laufbahn zwei Jahre beim MSV Duisburg. Hier blickt er zurück.
Um den Mann zu erkennen, der beim VfL Bochum zur Ikone der 1980er-Jahre geworden ist, dauert es etwas. Der Vollbart von damals ist einer Drei-Tage-Variante gewichen. Doch die Haare, die trägt Lothar Woelk auch mit 63 Jahren noch lang. Er kann und will eben nicht ändern, wer er ist: ein Draufgänger des guten alten Revierfußballs.
Aufgewachsen in Recklinghausen kam Lothar Woelk 1977 zum VfL Bochum. Neben Ata Lameck war er Leistungsträger des Fußball-Bundesligisten, ab 1989 ließ der Verteidiger seine Karriere beim MSV Duisburg ausklingen. Kommt es zu Derbys dieser Klubs, wie am Samstag im Zweitliga-Duell in Duisburg (13 Uhr/Sky), sprudelt es aus ihm heraus. 1991 traf Woelk mit dem MSV in der Ersten Liga auf seinen Ex-Klub.
Im Hinspiel im Wedaustadion schoss er den 1:1-Ausgleich, im Rückspiel traf er aber ins eigene Tor. Lothar Woelk nimmt es gelassen: „Ich habe 30 Bundesliga-Tore geschossen. Und zwei Eigentore, glaube ich. Dann sind es in Summe halt 32.“ Er lacht und sagt: „Franz Beckenbauer hätte in so einer Situation gesagt: ‚Erzähl nicht so einen Schmarrn, der Sepp Meier hätte den halten müssen.’“ Beim Blick auf die aktuelle Lage seiner Ex-Klubs wird Woelk nachdenklicher.
Ob der Zweitliga-Aufsteiger MSV Duisburg es schwer haben wird, den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga zu schaffen? „Glaube ich nicht“, sagt er bestimmt. Ein Platz im Mittelfeld sei der Mannschaft von Ilia Gruev zuzutrauen. Dafür müsse sie sich nur auf die Brust trommeln. Das klingt doch wie das Motto der Zebras: „Brust raus für Duisburg.“
Vor dem Aufeinandertreffen seiner beiden ehemaligen Vereine fällt dem 63-Jährigen eine Prognose für die Zebras leichter als für den VfL Bochum. Die Mannschaft von Ismail Atalan will zurück in die Bundesliga. „Ich bin grundsätzlich optimistisch. Aber für die Bochumer kommt es jetzt drauf an, dass sie gegen die attraktiven Gegner gut aussehen.“ Nach der 0:1-Heimniederlage im Auftaktspiel gegen den FC St. Pauli droht – so erstaunlich das klingt – beim VfL die Stimmung bei den Fans zu kippen, wenn der VfL auch in Duisburg verlieren sollte.
Aufstieg – so eine offensive Forderung wie von der Bochumer Vereinsspitze hätte sich Woelk auch vom MSV gewünscht. „Ich habe gehofft, dass sie mehr aus dem Schatten treten“, sagt Woelk. Eine Zielvorgabe des Vorstands, die über das scheinbar maximal Mögliche hinausgeht, könne Kräfte freisetzen. So, wie er es erlebt hat.
Drei geschenkte Jahre
„Das ganze Stadion hat damals gebrannt, und wir haben es auf dem Rasen geschafft, den Willen auf die Tribünen zu übertragen“, erinnert sich Woelk an seine drei Jahre beim MSV. Drei weitere Jahre im bezahlten Fußball, über die er heute sagt, dass der Klub sie ihm geschenkt habe. Denn als er nach zwölf Jahren beim VfL Bochum 1989 an die Wedau wechselte, hatte er schon mit seiner Karriere abgeschlossen: „Der Verein hat auf jüngere Spieler gesetzt. Das war für mich schlecht“, erklärt der Ex-Profi. Der VfL geriet – auch wegen dieser Entscheidung – in Abstiegsnot.
Doch an der Castroper Straße und bei Woelk galt ein ungeschriebenes Gesetz: „In der Zeit, als ich beim VfL gespielt habe, sind wir nicht einmal abgestiegen.“ Als er dann im Sommer nach Duisburg kam, eilte dem damals fast 35-Jährigen der Ruf des abgehalfterten Profis voraus. „Ich habe den Jungs damals erklärt, dass ich noch einmal aufsteigen will. Dann haben sie gesehen, dass ich die richtige Einstellung habe“, sagt Woelk. „Ohne die kommst du eh nicht weiter.“
Sein Wunsch erfüllte sich: Zwei Jahre nach seinem Wechsel war Duisburg wieder Erstligist. Woelk traf auf und gegen seinen Ex-Klub. Der Rest ist Geschichte.