Bochum. . Gertjan Verbeek muss gehen. Er erzeugte vereinsintern ein Klima, unter dem Spieler und Mitarbeiter zunehmend litten. Jetzt kommt Ismail Atalan.

Der VfL Bochum hat sein Sommertheater mit einem Paukenschlag beendet. Trainer Gertjan Verbeek wurde am Dienstag vom Zweitligisten freigestellt. Nur wenige Stunden später präsentierte der VfL mit dem 37-jährigen Ismail Atalan vom Drittligisten Sportfreunde Lotte bereits seinen Nachfolger. Atalan erhielt einen Zweijahresvertrag. Verbeeks Kontrakt galt noch ein Jahr. Der Niederländer darf sich wohl mit einer Abfindung trösten.

Zweieinhalb Wochen vor dem Saisonstart, mitten in der Vorbereitung, hat der Klub die Reißleine gezogen. Mit Ismail Atalan kommt ein Trainertyp, der so ziemlich das Gegenteil von Verbeek verkörpert: jung, dynamisch, offen kommt er daher. Und: freundlich. Charakter-Eigenschaften, die Verbeek von Beginn an vermissen ließ.

Zuletzt ging es längst nicht mehr darum, dass der kantige Niederländer regelmäßig Journalisten schroff abbügelte und treuen Fans kaum Beachtung schenkte. Verbeek erzeugte vereinsintern ein Klima, unter dem Spieler und Mitarbeiter zunehmend litten.

Entscheiden und schweigen

Verbeek kümmerte sich um alles und hatte zu allem eine Meinung. Die interne Kommunikation indes verlief oft einseitig, der Trainer entschied und schwieg. Das führte zunächst nur zu Missverständnissen, später wurde daraus Zoff, Frust bis hin zu Schuldzuweisungen.

Nicht mehr zu beschönigen war zuletzt die vom Trainer nicht kommunizierte Entscheidung, den Trainingsauftakt vorzuziehen. Als zahlreiche angereiste Fans verstört aufs einsame Grün guckten, standen die Profis längst unter der Dusche. Verbeek, der sich immer wieder über den geringen Zuschauerzuspruch in Bochum beklagt hatte, war das egal.

Andere Woche, nächster Eklat. Zunächst wollte der 54-Jährige, weil er mit einem Journalisten über Kreuz lag, ein Interviewverbot für alle Medienvertreter verhängen. Wenig später kochte der interne Streit über die Schuldfrage anlässlich des Vorbereitungsstarts wieder hoch – in der Ver­beekschen Art und Weise auf die Spitze getrieben.

Die Vereinsführung, in erster Linie wohl der Aufsichtsrat, hatte inzwischen genug von den andauernden Streitereien und grätschte entschlossen dazwischen. Nach mehreren Gelben Karten, die nichts bewirkt hatten, zückte man nun Rot.

Hochstätter blockte Fragen unwirsch ab

Sportvorstand Christian Hochstätter wollte die Trennung nicht näher erläutern, Fragen dazu blockte er unwirsch ab. Er dankte dem Niederländer für „zweieinhalb fantastische Jahre“ und lobte die „fachlichen Qualitäten“. Wegen dieser Qualitäten hatte ihm der Verein die unübersehbaren Schwächen im menschlichen Miteinander lange nachgesehen. Er sei halt geradeaus und authentisch, hieß es stets beschwichtigend. Bis gestern.

Nüchtern betrachtet war aber auch der sportliche Erfolg ausgeblieben. Der große Wurf – die Rückkehr in die Bundesliga – musste vertagt werden. Nach dem Klassenerhalt im ersten Halbjahr und dem fünften Rang landete der VfL zuletzt nur auf Rang neun.